«Im Alleingang hätte ich es nicht gemacht»
Das Echo Rotberg öffnet dem Studenten Noël die Tür zur Uni in China. Er will dort sein Fachwissen über Internetsicherheit vertiefen.

Jens Schindelholz, Unternehmer und Gemeinderat von Metzerlen-Mariastein, steht seit vielen Jahren im Austausch mit Firmen in China. Dabei spielten auch Beziehungen im kulturellen Bereich eine wichtige Rolle. Als begeisterter Alphornbläser überzeugte er im solothurnischen Leimental Gleichgesinnte, das Echo Rotberg zu gründen und regelmässig Auftritte in China zu planen. Dies praktizieren die Hobbymusikerinnen und -musiker seit 2016 und zählen mittlerweile in China zu gefragten Unterhaltungskünstlern — nun setzte auch der Schweizer Botschafter Jürg Burri auf das Echo Rotberg. Die Alphornbläser erhielten für letzte Woche vom zuständigen Eidgenössischen Departement eine offizielle Einladung für einen Auftritt beim Networking der Schweizer Botschaft in Peking.
China ist der wichtigste Handelspartner der Schweiz in Asien und der drittwichtigste Handelspartner hinter der EU und den USA. 2013 wurde in Peking das chinesisch-schweizerische Freihandelsabkommen unterzeichnet. Seit 2007 führen die Schweiz und China auch einen Dialog über geistiges Eigentum.
Dass das Echo Rotberg eine Einladung des Schweizer Botschafters Jürg Burri erhalten hat, machte in Metzerlen schnell die Runde — für den Informatikstudent Noël Clauser war dies die Gelegenheit, mit nach China zu reisen, um Kontakte für ein Auslandsstudium zu knüpfen. «Im Alleingang hätte ich das nicht gemacht», erzählt er im Gespräch mit dieser Zeitung. «Mit den Kontakten zur Schweizer Botschaft hat mir das Echo Rotberg die Tür zu einer Welt geöffnet, die mir fremd ist und in der andere Regeln herrschen als bei uns.» China sei hochgradig digitalisiert und beherberge viele Firmen, die in der Cyber-Technologie Produkte entwickeln und herstellen. «Das sind die Bereiche, die mich für mein weiteres Studium und die berufliche Weiterentwicklung sehr interessieren.» Clauser hatte eine Berufslehre als Informatiker und Systemtechniker gemacht, die Berufsmaturität absolviert und studiert nun an der Hochschule Luzern Cyber Security. Auch in seiner Teilzeittätigkeit bei einer Bank in Basel setzt er sich mit den Sicherheitsaspekten der Digitalisierung auseinander. Sollte er in China studieren, würde er im Campus an der Universität in Zhengzhou leben, erklärt er. «Die Verständigung erfolgt auf Englisch — diese Sprache lag mir schon immer», sagt Clauser.
Laut Informationen der Schweizer Botschaft können in China politisch sensible Äusserungen (auch in den sozialen Medien) strafrechtliche Folgen haben. Die chinesischen Behörden überwachen das Internet systematisch und blockieren den Zugang zu zahlreichen Websites und sozialen Medien.
Mit dem Auftritt des Echos Rotberg in der Schweizer Botschaft in China hatte Noël Clauser Gelegenheit, direkt mit dem Dekan der Universität ins Gespräch zu kommen. «Der Weg ist nun geebnet. Ab 2025 kann ich mein Studium in Cyber Security in China weiterführen», freut sich Clauser nach seiner Rückkehr letzten Sonntag. Er ist begeistert von China. «Die Menschen sind herzlich und das Land ist unbeschreiblich vielseitig.» Auf der einwöchigen Tour hatte das Echo Rotberg auch einen Auftritt im Touristenhotspot in der Provinz Henan. Das Naturreservat mit Wasserfall und Gebirgsfalten (der Grand Canyon von China) zählt an Spitzentagen rund 50000 Besuchende und umfasst neu eine Schweizer Seilbahn mit einer Gondel für 200 Personen sowie eine Lift-Anlage, die 300 Meter in 52 Sekunden zurücklegt. «Wir traten mit sechs Alphörnern, einem Schwyzer Örgeli und einer Jodlerin auf und setzten ganz auf die Schweizer Tradition mit all ihren Klischees. Was bei uns schon fast als kitschig gilt, löst in China bei den Menschen Begeisterung aus und man feiert zusammen tolle Feste», berichtet Schindelholz. «Und immer wieder ergeben sich neue Kontakte, aus denen Freundschaften entstehen. Das Vertrauen ist mittlerweile so gross, dass wir auch einen Gastauftritt bei einem Chor von ehemaligen Militärangehörigen hatten.» Er selber habe nur gute Erfahrungen gemacht in China — sei es bei der Einreise, beim Entdecken der verschiedenen Kulturen, ja sogar in den Grenzgebieten, in denen es Aufstände geben kann, sagt Schindelholz. Er setzt sich in der Schweiz dafür ein, Vorurteile gegen China abzubauen und lädt in Basel regelmässig zu Vorträgen ein und organisiert auch einen Künstleraustausch. Schindelholz bestätigt aber, dass in China gegenüber Prostitution und Betäubungsmittel die Nulltoleranz mit harter Strafverfolgung gelte. Die Schweizer Botschaft hält dazu fest: «Vergehen gegen das Betäubungsmittelgesetz werden schon bei geringsten Mengen und bei jeder Art von Drogen mit langjährigen Gefängnisstrafen geahndet. Dazu zählen auch Cannabisprodukte mit tiefem THC-Gehalt. Es können auch Personen verurteilt werden, denen mittels Tests bei der Ankunft in China Drogenkonsum nachgewiesen werden kann.» Allgemein würden in China Gesetzesverstösse strenger geahndet als in der Schweiz. Dies gilt auch in Bezug auf die Einfuhr- und Ausfuhrbestimmungen. Weiter sei es in China verboten, uniformierte Personen sowie Einrichtungen von Militär und Polizei zu fotografieren. Die politische Lage wird als stabil bezeichnet. Lokal gebe es aber Spannungen. Zur Mobilität wird empfohlen, einen Wagen mit Chauffeur zu mieten. Es bestehe ein erhebliches Unfallrisiko durch das Verhalten anderer Verkehrsteilnehmer. «Das Echo Rotberg mietete einen Bus mit Chauffeur und für grössere Distanzen setzten wir auf Inlandflüge», sagt Schindelholz.