Hotelzimmer verwandeln sich in «KunstZimmer»

Im Rahmen eines Kulturprojektes des Hotels Kurhaus Kreuz werten die drei Kunstschaffenden Verena Baumann, Gaby Roter und Ettore Antonini auf je einem Stockwerk alle Gästezimmer für ein ganzes Jahr lang mit ihren Originalkunstwerken auf.

Geheimnisvoller Mohn: Künstler Ettore Antonini aus Rheinfelden (AG) vor seinem grossflächigen, mehrdeutigen Mohnbild. Foto: Roland Bürki
Geheimnisvoller Mohn: Künstler Ettore Antonini aus Rheinfelden (AG) vor seinem grossflächigen, mehrdeutigen Mohnbild. Foto: Roland Bürki

Die einstige im 17. Jahrhundert erbaute Pilgerherberge im Wallfahrtsort Mariastein steht an diesem trüben Sonntagmorgen eher ein wenig einsam an der doch so inspirierend tönenden Paradiesstrasse. Doch der Schein trügt, wie Pia Zeugin, zuständig für Marketing und Kommunikation beim Kloster Mariastein, dem Wochenblatt versichert: «Wir haben im Rahmen eines Kulturprojektes bereits zum zweiten Mal drei Kunstschaffende gewinnen können, welche die Einzel- und Doppelzimmer, sowie die Suiten des heutigen Hotels Kurhaus Kreuz auf je einem ganzen Stockwerk für ein ganzes Jahr verschönern. Dies notabene mit zum Nachdenken anregenden Originalbildern anstelle der sonst in Hotels üblichen Bilderkopien.»

Mit Blick auf die Gäste, die hier neben Erholung und einem feinen Essen in verschiedensten Kursen auch geistige Nahrung suchten, eine glückliche Fügung, wie die Kunsthistorikerin betont. Alle Zimmertüren in diesem historischen Haus stünden an diesem Vernissage-Sonntag Besucherinnen und Besuchern weit offen, so Zeugin.

Drei Stockwerke – drei Kunstschaffende

Die «stumme» Vernissage ohne jegliche Statements von Künstlern oder Kunstexperten entpuppt sich als spannender, fast intimer Besuch in unterschiedlichsten Hotelzimmern. Gaby Roter, eine bekannte und auch mehrfach ausgezeichnete Künstlerin und Raumgestalterin aus dem badischen Wiesental symbolisiert nach ihrer Aussage mit ihren Bildern, meist in Serien, immer Zustände des Alltags, ohne diesen einfach abzubilden. Erstaunlich ist, wie stark ihre Bilder im ersten Stock die doch eher schlichten Zimmer in ungeahnter Weise verändern und dennoch mit dem jedem Zimmer eigenen Christuskreuz kommunizieren. Nach Roters Intention sollen die Gäste die Bilder mit ihren «eigenen Emotionen und Geschichten» vollenden. Frische vom Regen gereinigte Luft durchzieht die Zimmer und lässt die immer zahlreicheren Vernissagegäste so richtig durchatmen und die spezielle KunstZimmer-Ambiance geniessen. Im zweiten Stock zeigt ein temperamentvoller Ettore Antonini seinen Gästen Zimmer und Kunstwerke. Der in Rom geborene Künstler hat nach einem Kunststudium in Rom und Perugia bereits diverse Ausstellungen in Italien, Deutschland und der Schweiz bestritten. Gerne setzt er sich für das Wochenblatt auf das Bett vor sein impressives Mohnbild, hinter dem viel mehr stecke, als die Blumen vermuten liessen. Das bestätigt auch der in allen Zimmer aufliegende Künstlersteckbrief: «Erstaunlich ist, dass die oft auf den ersten Blick eindeutigen Inhalte nach längerem Betrachten mehrdeutig werden.» Seine direkte Malerei mit vielen Farben scheint den Reaktionen der Gäste nach gut anzukommen. Der Aufgang in den historisch anmutenden Dachstock mit teilweise freigelegten Dachsparren lässt eine Art geheimnisvolle Stimmung von Stille und Verborgenem entstehen. Hier stellt die Solothurnerin Verena Baumann, eine sehr vielseitige Künstlerin mit Atelier in Solothurn und Paris, eigens für die Hotelzimmer kreierte Werke aus. Ihre Arbeiten sind, wie sie sagt, von einer eigentlichen Suche zu Begriffen wie Stille Transzedenz oder Sinnlichkeit geprägt. Ihr Bild unter der Dachschräge über dem nostalgisch wirkenden Bett mit Verdecktem hat Baumann für Menschen gedacht, die hier in der Stille an sich arbeiten und mit dem Bild Zwiesprache halten wollen.