Gemischtes Regierungs-Doppel fährt auf Doppelspur ab
Die Baselbieter Baudirektorin Sabine Pegoraro und der Solothurner Regierungsrat Remo Ankli schnitten zur Einweihung fein gebackene Zopf- Gleise für den Brunch der Bevölkerung auf.
Wie es sich für einen wichtigen Event des öffentlichen Verkehrs gehört, standen beim grossen Festzelt zwischen Bättwil und Witterswil keine Parkplätze bereit. Dafür gab es für die Besucher eine eigens von der Albin Borer AG gesponserte Ad-hoc-Tramhaltestelle «Hinteres Leimental». Und sie kamen in Scharen, die unmittelbar vom Baulärm betroffenen Anwohner und die vielen BLT-Fahrgäste aus dem vorderen und hinteren Leimental. Baselbieter und Schwarzbuben vereint im Festzelt, wo die Leimentaler Tympanic Brassband aus Therwil bereits mit Dixieland-Rhythmen für beste Stimmung sorgte. Mit «I’ve found a new Baby» verrieten sie Details über ihre Neuentdeckung vor dem Festzelt mit etwas anderen als den üblichen 90/60/90-Massen: nämlich 4860 Meter Gleis oder 9720 Meter Schienen, zwei Weichen und 5000 Meter Fahrdraht,67 Fahrleitungsmasten, 22 Signale, 76 Achszähler, 29 Zugsicherungen, 7400 Schwellen bei 50000 Tonnen Aushub und 21000 Tonnen neuem Schotter, so Tympanics «new Baby», die neue Doppelspurstrecke zwischen Ettingen und Flüh.
Ein weiterer öV-Meilenstein
Als Tag «der Freude und des Dankes» bezeichnete BLT-Direktor Andreas Büttiker diesen 28. September mit Festakt und Brunch zur Fertigstellung der Doppelspur. Ab dem 4.Dezember folge dann in den Stosszeiten der 7½-Minuten-Takt. «Eine Extra-Haltestelle habe ich noch nie gesehen», räumte Regierungsrätin Sabine Pegoraro ein und meinte, für ein Tal wie das Leimental mit 60000 Einwohnern und ausserordentlicher Lebensqualität, aber ohne S-Bahn und Autobahn, sei ein effizienter öV von besonderer Bedeutung. Mit dem 28-Millionen-Projekt, an das der Bund neun und der Kanton Solothurn drei Millionen beigesteuert habe, sei ein weiterer öV-Meilenstein gesetzt worden. «Regional geht es nur mit Zusammenarbeit», blickte Pegoraro auch auf den Margarethenstich voraus. Ihr Solothurner Kollege Dr. Remo Ankli, der den ferienabwesenden Baudirektor vertrat, freute sich sichtlich, «einmal etwas Handfestes» einweihen zu dürfen. «Trotz seiner beispiellos verzweigten Grenzen ist Solothurn ein offener Kanton und der gelebte Alltag macht deutlich, dass gerade im hinteren Leimental die Grenzen nicht sehr spürbar sind», freute sich Ankli über das gemeinsame Projekt mit Baselland und der BLT. Es habe zwar keine Grenzen, aber doch einige Hürden überwinden müssen. «Nicht nur im Sinne des Angebots, sondern auch für die Lebensqualität und die Standortattraktivität im hinteren Leimental sind die drei Millionen Solothurns gut investiertes Geld», zog Ankli Bilanz. BLT-Verwaltungsratspräsident André Dosé lag es sichtlich am Herzen, allen Beteiligten zu danken. So den Politikern, den Gemeinden und speziell auch den Anwohnern, die, einzigartig in dieser Zeit, sogar Land für die Doppelspur zur Verfügung gestellt hätten. So machte sich nach diesem präsidialen Lob das ganze Festzelt hinter Gipfeli, Spiegeleier, Rösti, Schinken oder Eier, um die Doppelspur zu verinnerlichen. Doyen Peter Rudin (92), einst Gemeindepräsident in Witterswil, zog beim Brunch seine ureigene Bilanz: «Eine gute Sache, langjährige Bemühungen im Gleichtakt mit der Bevölkerungsentwicklung haben jetzt schöne Früchte getragen.»