Energie in Kunst gespeichert

Gleich drei kraftvolle Kunstschaffende stellt die Galerie JetztOderNie aus. Die unterschiedlichen Werke ergänzen und befruchten sich in einer energiegeladenen Atmosphäre.

Der Meister und sein Werk: Albert Brodmann hämmert Abgefallenem ein zweites Leben ein. Fotos: Gini Minonzio

Der Meister und sein Werk: Albert Brodmann hämmert Abgefallenem ein zweites Leben ein. Fotos: Gini Minonzio

Niemals stillstehend: Samia Artho sprengt die Grenzen.

Niemals stillstehend: Samia Artho sprengt die Grenzen.

Energiegeladen. So lässt sich die aktuelle Ausstellung in der Flühner Galerie JetzOderNie zusammenfassen. Die geschmiedeten Eber, Engel und Tiger widerspiegeln das Feuer und die Hammerschläge, mit denen sie der Künstler Albert Brodmann erschaffen hat. Mit ihm stellt auch die Künstlerin Samia Artho aus. Wenn sie ihre Bilder erläutert, kann man ihr ganzes Temperament erleben, das sie voller Wucht in ihre Bilder legt. Der Dritte im Bunde ist der Fotokünstler Martin Staub. Seine Fotobilder sind nur auf den ersten Blick zurückhaltender; auch sie strahlen eine tiefe, selbstverständliche Kraft aus.

Der schmiedende Schalk

Noch immer steht Albert Brodmann fast jeden Tag in der Werkstatt, um seine Eisenplastiken voranzubringen. Er arbeitet seit jeher mit dem Material, das bei seinem Broterwerb, der Schlosserei, anfiel. «Abgefallenes» nennt der 75-Jährige die Reststücke, die er neu zusammenfügt, ins Feuer legt, mit dem Hammer umformt. Schmieden? In seinem Alter? Brodmann lacht: «Wenn man das grosse Wissen über das Schmieden einmal hat, so braucht es nicht mehr viel Kraft.»

Die kraftvolle Meerfrau

Samia Artho hat ihre Kindheit in Südspanien und ihre Jugend in Genf verbracht. Nach Jahren des Reisens wohnt sie nun in Hausen. Artho sucht immer wieder neue Wege, um sich auszudrücken. Die ausgestellten Bilder sind denn auch mit ganz verschiedenen Techniken entstanden. Den Rahmen zu sprengen ist wohl eines ihres Hauptthemen. Dies zeigt sich im Formalen, wo manche Werke die Grenze zwischen Bild und Relief auflösen. Und im Inhalt. Immer wieder schimmert ihre leidenschaftliche Beziehung zum Meer durch. «Wenn in Genf nebliges Wetter war, bin ich jeweils nach der Schule davongerannt und habe eine ganze Traube von anderen Kindern mitgezogen, die gar nicht wussten, wohin sie eigentlich rannten. Wir rannten zum See. Und da schaute und schaute ich. Denn bei Nebel sieht der Genfersee wie mein geliebtes Meer aus», erzählte Arthos gleich dreisprachig wild durcheinander auf Spanisch, Französisch und Deutsch. Ein unbändiges Temperament, das aus allen ihren Werken spricht.

Der schöpferische Reporter

Auch der Fotokünstler Martin Staub entwickelt seine ureigene Technik stetig weiter. Vor elf Jahren hat er angefangen, mit Fotobildern auf Plexiglas zu experimentieren, und er hat diese unerhörte Ausdrucksform mit jedem Werk stärker gemacht. Staub macht am Computer Collagen seiner Fotos, die er dann beidseitig auf Plexiglas drucken lässt. Manche Bilder ergänzt er noch mit verschiebbaren Tafeln. So entstehen transparente Bilder, die sich mit ihrem Schattenwurf im Laufe des Tages verändern. Und die auch die Besitzer verändern können, indem sie die vorgestelltenTafeln verschieben. So kann sich derBetrachter ins Bild begeben, darin wandeln und sich für eine kleine Weile darin verlieren.

Staub ist in bestem Sinne Reporter. Er fängt mit seiner Kamera seine Umgebung und immer wieder auch Menschen ein. In fremden Städten, in der Natur, im Dorf. Diese Fotos bringt er zurück in sein Atelier, wo er sie neu zusammenstellt und als neue Fotobilder auf den Acyltafeln wieder in die Welt entlässt. Wo sie bei wechselndem Lichteinfall weiterleben können.

Die Ausstellung ist geöffnet bis 13. März: Fr 15-18 / Sa 11-16 / So 11-16