Der Bus ist noch nicht abgefahren
Die Buslinie Seewen-Grellingen soll gestrichen werden. Das Parlament des Kantons Solothurn entscheidet darüber in der Sommersession. Eine Ersatzlösung steht zur Debatte, sofern die Gemeinden diese finanzieren.

Das Buskonzept wird umgestaltet. Für die meisten Einwohnerinnen und Einwohner von Seewen ergebe sich eine Verbesserung, ist Daniel Schwarz, Projektleiter des öffentlichen Verkehrs im Kanton Solothurn, überzeugt. Ab Fahrplanwechsel 2026 stehe Seewen eine schnellere Verbindung nach Dornach und nach Liestal zur Verfügung. Die Verlierer sind allerdings die Benutzer der Linie 116. Die Busse zwischen Seewen und Grellingen sollen gestrichen werden, schlägt die Abteilung ÖV des Kantons Solothurn vor. In der Vernehmlassung war dies auf heftige Kritik gestossen. Anwohnende ausserhalb der Dörfer Seewen, Duggingen und Grellingen würden vom Öffentlichen Verkehr abgeschnitten, gaben Hildi und Peter Wohlgemuth zu bedenken. Beliebte Ausflugsziele und Reitbetriebe wie Eigenhof und Rosshof, wo viele Kinder unterrichtet werden, verlieren den Anschluss (das Wochenblatt berichtete). In einer Petition kamen über 800 Unterschriften zusammen.
Kostendeckungsgrad nicht erreicht
Bei der Abteilung ÖV in Solothurn hält man am Vorschlag, die heutige Linie 116 einzustellen, fest. Auf dieser Linie würde der vorgeschriebene Kostendeckungsgrad von 20 Prozent zukünftig nicht mehr erreicht, erklärt Daniel Schwarz. Man habe bei den Unterwegs-Haltestellen pro Tag nur gerade rund 20 Ein- und Ausstiege gezählt. «Definitiv entschieden ist noch nichts. Der Kantonsrat befindet demnächst über das Globalbudget zum ÖV und kann noch Änderungen vornehmen», sagt Schwarz. Der Kantonsrat trifft sich Ende Juni, Anfang Juli zur Sommersession.
Ersatzlösung
Wie Projektleiter Daniel Schwarz ausführt hat der Kanton den betroffenen Gemeinden ein Angebot für eine Ersatzlösung unterbreitet. Für die Gemeinde Seewen geht es dabei um Kosten von rund 95000 Franken. Zur Debatte steht der Einsatz eines Kleinbusses für einige wenige Fahrten pro Tag. «Die Gemeinde Seewen ist nach wie vor überzeugt, dass der Kanton der Gemeinde entgegenkommen muss, aber auch dem Musikautomatenmuseum. Sollte das Museum mit dem Kleinbus erschlossen werden, müsste es 45000 Franken bezahlen. Mit dieser Forderung stehlen sich der Bund und der Kanton aus ihrer Verantwortung», gibt Gemeindepräsident Roger Weber, jun. zu bedenken. «Im Moment warten wir darauf, dass der Kanton die Offerten, die er bei Anbietern eingeholt hat, offenlegt. Der Gemeinderat wird die Kosten und den Nutzen abwägen und einen Entscheid fällen. Für ein definitives Ja benötigt es letztlich die Zustimmung der Gemeindeversammlung. Die Finanzkompetenz des Gemeinderates für wiederkehrende Kosten liegt bei 20000 Franken», führt Weber aus. Des Weiteren suche man im Moment das Gespräch mit Vertretern des Solothurner Parlaments und hoffe, dass man auf diesem Weg noch Zusagen vom Kanton erreiche. Nach Ansicht von Weber müsste auch noch geklärt werden, in welchem Rahmen sich die Gemeinden Duggingen und Grellingen an den Kosten beteiligen, da auch auf ihrem Bann Haltestellen betroffen seien.
In Duggingen haben sich Einwohner beim Gemeinderat gemeldet und ihn aufgefordert, sich für die Verbindung Seewen Grellingen stark zu machen, ist vom Dugginger ÖV-Nutzer Thomas Sütterlin zu erfahren. Er plant einen Vorstoss via Gemeindeversammlung.
Sicherheitsbedenken
In der Diskussion zum Buskonzept wurden in den Gemeinden Seewen und Hochwald auch Sicherheitsbedenken geäussert. Dass der Bus nicht mehr via Gempen, sondern von Hochwald nach Dornach fahren soll, löst bei betroffenen ein mulmiges Gefühl aus, vor allem wenn sie an den Winter denken. Seitens des Kantons versichert Daniel Schwarz, dass man die Strassenverhältnisse abgeklärt und Testfahrten durchgeführt habe. «Der Streckenabschnitt wurde als für einen regelmässigen Busbetrieb befahrbar befunden, es sollen aber bauliche Massnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit umgesetzt werden. Diese Arbeiten sind bei der Abteilung Strassenbau bereits in Planung. Der vorgesehene Fahrplan mit mehr Zeitreserven erlaubt grundsätzlich eine den Strassenverhältnissen angepasste Fahrweise», hält Schwarz fest.