Das Modell, zwei Gemeinden zu dienen, scheitert
Der Gemeinderat von Metzerlen-Mariastein hat beschlossen, den Vertrag über den interkommunalen Personalaustausch mit der Nachbargemeinde Rodersdorf zu kündigen.
Die Anforderungen an die Kommunen steigen, und im Wettbewerb um Fachkräfte haben kleine Gemeinden Nachteile. Die Gemeinderäte von Metzerlen-Mariastein und Rodersdorf überlegten sich im Frühjahr 2019 als Zukunftsstrategie, auf der operativen Ebene eine Zusammenarbeit anzustreben. An der Eigenständigkeit der Gemeinden sollte nicht geritzt werden und man wollte die Nähe zur Bevölkerung bewahren.
Aufgrund der damaligen Personalsituation entschieden sich Metzerlen-Mariastein (970 Einwohner) und Rodersdorf (1400 Einwohner) für einen interkommunalen Personalaustausch. Man beschloss, in den Bereichen Führungsleitung und Baubereich Verwaltungspersonal zu teilen. Damit schaffe man attraktive Vollzeitstellen und sorge für Stellvertretungen, hiess es in der damaligen Medienmitteilung. «Ziel ist eine Stärkung der beiden Gemeinden bei der Erfüllung ihrer Kernaufgaben im Bereich Führungsleitung und Bauwesen.»
Vielversprechender Start
In den Vertragsverhandlungen einigte man sich darauf, dass Metzerlen-Mariastein den neuen Bauverwalter zu 100 Prozent anstellt und Rodersdorf von ihm Dienstleistungen im Umfang einer 50- Prozent-Stelle bezieht, während Rodersdorf zu 100 Prozent für eine Leitung der Gemeindeverwaltung sorgt und Metzerlen-Mariastein diese Kompetenzen zu 40 Prozent einkauft. Seither zeigen sich beide Exekutiven erfreut darüber, engagierte Mitarbeitende gefunden zu haben. Unter anderem gab es auch Wechsel in den Finanzverwaltungen. Man stellte aber auch fest, dass die Arbeitsbelastung gestiegen ist und weiter zunimmt — vor allem in der Bauverwaltung, da in beiden Gemeinden nebst der Ortsplanrevision einige Projekte am Laufen sind. Es stellten sich neue Fragen zum Stellenplan. Im Raum stand die Forderung nach zusätzlichen Ressourcen.
In dieser Diskussion kam der Gemeinderat von Metzerlen-Mariastein nun zum Schluss, den Vertrag über den interkommunalen Personalaustausch mit Rodersdorf zu kündigen — und zwar auf Ende 2024. «Wir haben heute eine andere Ausgangslage als bei Vertragsbeginn. Seit längerem kam es für den Bauverwalter zu einer Überbelastung. Wir erachten es als unsere Pflicht, dem Personal Sorge zu tragen, und mussten darum handeln», erklärt Marianne Frei, Gemeindepräsidentin von Metzerlen-Mariastein. «Es ist schwierig, zwei Herren gleichzeitig zu dienen. Alles hat seine Vor- und Nachteile», gibt sie zu bedenken. Im Alltag habe sich gezeigt, dass die Unterschiede in den Gemeinden grösser seien als gedacht, unter anderem im Bereich der Informatik. Doch auch bei den Bau- und Gemeindeverordnungen gebe es viele Hindernisse. Dies habe zu Kräfteverschleiss geführt, erläutert Frei.
Rodersdorf bedauert den Entscheid
Offenbar schaffte es das Modell nicht, Doppelspurigkeiten abzubauen. Thomas Bürgi, Gemeindepräsident von Rodersdorf, räumt ein, dass die gewählte Form der Zusammenarbeit «komplex und herausfordernd ist. Die Betroffenen müssen mit sehr vielen Anspruchsgruppen — unter anderem mit zwei Baukommissionen und mit zwei Gemeinderäten — kommunizieren und mit unterschiedlichen Unternehmenskulturen umgehen können.»
Gleichwohl ist Bürgi der Ansicht, dass die Partnergemeinde zu schnell aufgegeben habe. «Es haben sich keine Probleme gezeigt, für die sich nicht auch Lösungen finden lassen», meint Bürgi. Er ist davon überzeugt, dass das Modell grundsätzlich nicht zum Scheitern verurteilt ist, sondern kontinuierlich verbessert werden müsste. «Selbstverständlich akzeptiert der Gemeinderat von Rodersdorf den Entscheid der Nachbargemeinde, bedauert ihn aber ausserordentlich.»
Bürgi und Frei betonen, dass man grundsätzlich die gute Zusammenarbeit im Solothurnischen Leimental sehr schätze und auch in Zukunft pflegen werde.