Alles wird aufwendiger und komplexer
Im Leimental starten zwei Ortschaften ein Projekt, das zum Modell für andere werden könnte.
Metzerlen-Mariastein und Rodersdorf, zwei benachbarte Dörfer im solothurnischen Leimental, treten die Flucht nach vorne an. Sie wollen auf Verwaltungsebene enger zusammenarbeiten. Bald macht sich eine vierköpfige Arbeitsgruppe an die Arbeit. Sie analysiert, wie die Kooperation genau aussehen soll.
Kleinere Gemeinden wie Metzerlen-Mariastein mit einer Einwohnerzahl von 940 und Rodersdorf, das 1300 Bewohnerinnen und Bewohner zählt, stossen mit Verwaltungsarbeiten an ihre Grenzen. «Stellvertretungen sind nicht jederzeit gewährleistet. Ein personeller Ausbau wäre aber ein teurer Weg», erklärt Silvio Haberthür. Laut dem FDP-Gemeindepräsidenten von Metzerlen-Mariastein ist es deshalb sinnvoller, Stellvertretungen via nachbarschaftliche Partnergemeinde, welche die gleichen Systeme führt, sicherzustellen. Auch in Verwaltungen findet eine gewisse Personalfluktuation statt. Ein klares Stellvertretersystem verhindert, dass nicht jedes Mal wertvolles Wissen verloren geht und man wieder von vorne beginnen muss.
Den Dörfern schwebt vor, vor allem in der Bauverwaltung stärker zusammenzurücken. «Alles wird aufwendiger und komplexer. Wir müssen Strukturen bündeln, die für alle nachhaltig sind», meint die Rodersdorfer Gemeindepräsidentin, Karin Kälin Neuner-Jehle. Dazu müssten ebenfalls Reglemente vereinheitlicht werden, damit auf verschiedenen Ebenen eine intensivere Kooperation möglich sei.
Die beiden Gemeindeverwaltungen bleiben bestehen. Das Dienstleistungsangebot vor Ort soll nicht reduziert, Kommissionen sollen nicht abgeschafft werden. Eine Gemeindefusion sei kein Thema, versichern beide Gemeindepräsidien. Mit Stellvertretungen wird eine gewisse Durchlässigkeit angestrebt. Gemäss Kälin müssen jetzige Mitarbeitende keine Angst haben, dass sie durch Spezialisten ersetzt werden. Zudem sollen die Exekutiven entlastet werden, verrichten diese doch auch viel Arbeit im operativen Geschäft.
«Organisch gewachsen»
Metzerlen-Mariastein steht derzeit ohne Gemeindeverwalter da. «Deshalb haben wir uns für eine Übergangslösung entschieden und schauen uns das Ganze nun mal grundsätzlich an», so Haberthür. Sie und Rodersdorf hätten die ähnlichen Probleme und würden vom selben externen Berater unterstützt. Der Kontakt sei schnell hergestellt worden. «Die Idee, eine engere Zusammenarbeit zu prüfen, ist fast organisch gewachsen», erzählt der Gemeindepräsident von Metzerlen-Mariastein. Er ist seit August 2017 im Amt und war zuvor im Dorf während 16 Jahren als Gemeindeverwalter tätig gewesen. Rodersdorf ist schon seit einigen Jahren am Reorganisieren. Es muss die Strukturen anpassen, weil sich die Bedingungen geändert haben. Die Anforderungsprofile seien viel höher, alles sei schnelllebiger, konstatiert Karin Kälin, welche die SP im Kantonsrat vertritt. Silvio Haberthür rechnet damit, dass nach den Sommerferien die ersten Pfähle eingeschlagen werden können und die Kooperation starten kann.
Die beiden Ortschaften sind von Grösse und Strukturen her vergleichbar. Sie betreiben zusammen mit der Baselbieter Gemeinde Burg im Leimental eine Feuerwehr. Von dort besuchen auch Kinder die Schulen in Metzerlen und Rodersdorf. Manchmal spüre man jedoch den «Kantönligeist», merkt Kälin an. Sie glaubt, dass die angestrebte Zusammenarbeit der zwei Dörfer Modellcharakter für andere Kommunen haben wird. «Über Zweckverbände wird schon lange geredet, aber dafür braucht es noch ein bisschen Zeit», sagt die Gemeindepräsidentin von Rodersdorf.