Heimliche Inselbewohner der Birs

Unauffällig und verborgen siedeln sich die Biber entlang der Birs an. In Münchenstein und in der Reinacher Heide sind sie ansässig, seit 2016 hinterlassen sie auch in der Steinrieselmatte in Zwingen ihre Nagespuren an Weiden und Bäumen.

<em>Birs mit Inselchen: </em>Im Auengebiet der Steinrieselmatte hat sich der Biber niedergelassen. <em>Foto: Jürg Jeanloz</em>
<em>Birs mit Inselchen: </em>Im Auengebiet der Steinrieselmatte hat sich der Biber niedergelassen. <em>Foto: Jürg Jeanloz</em>

In der Steinrieselmatte, wo sich ein einmaliges Auengebiet und Biotop befindet, teilt sich die Birs in zwei Arme. Dazwischen liegt ein achtzig Meter langes und unberührtes Inselchen, das einer Biberfamilie als Rückzugsort und Zuhause dient. In der Dämmerung und in der Nacht schwimmen die Nager ans Ufer und fällen junge Weiden, um ihr Heim herzurichten und zu sichern. Als Vegetarier fressen sie Weidenrinde, Knospen, Blätter, Löwenzahn, Brennnesseln und andere Pflanzen. Im Winter frisst der Biber pro Tag 900 Gramm Rinde, im Sommer bis zu zwei Kilogramm Gräser und Kräuter. Dank den mit Schwimmhäuten versehenen Hinterpfoten und dem flachen hornartigen Schwanz sind sie auch ausgezeichnete Schwimmer und Taucher. «Die Tiere sind nachtaktiv, beobachten kann man sie vor allem in der Dämmerung oder frühmorgens. Hier in der Steinrieselmatte aber führt kein geeigneter Weg ins Gebiet, weshalb es von Besucherinnen und Besuchern verschont werden sollte», erklärt Astrid Schönenberger, Leiterin Biberfachstelle Baselland.

Die Steinrieselmatte ist das grösste Auengebiet im Kanton und wurde 2017 ins Bundesinventar der Auen aufgenommen. Die Biberfachstelle ist bei Pro Natura Baselland angesiedelt und überwacht und dokumentiert die Ausbreitung der heimlichen Nager. Die gebürtige Ostschweizerin habe schon in ihrer Jugend gestaunt, mit welchem Eifer und mit welcher Kraft die Biber ganze Bäume fällen können. Dank den starken Kaumuskeln und den meisselartigen Schneidezähnen nagen sie 30 bis 40 Zentimeter dicke Stämme sanduhrartig in einer Nacht durch. Die Bäume werden dann für Dämme und den Biberbau verwendet.

Konflikte mit Landbesitzern

«Da Mensch und Biber nicht die gleichen Vorstellungen von Landschaftsgestaltung haben, gibt es schon mal Konflikte», fährt Schönenberger fort. Biber hätten in einer Obstplantage einmal zahlreiche Bäumchen gefällt oder beschädigt oder mit ihrem Dammbau zu Überschwemmungen beigetragen. Der Biber und seine Bauten seien schweizweit geschützt, bei Konfliktsituationen werde mit Landbesitzern und Behörden nach Lösungen gesucht.

Nachwuchs und Kinderstube

Gegenwärtig zieht die Bibermutter ihre Jungen auf. Zwei bis vier Junge säugt sie während zweier Monaten in ihrem Bau. Bereits wenige Wochen nach der Geburt beginnt sie, Äste mit Blättern in den Bau zu tragen, damit sich die Jungen daran üben können. Eine heikle Phase, da sich das Verdauungssystem von Muttermilch auf pflanzliche Nahrung umstellen muss. Im ersten Lebensjahr fällen die jungen Biber noch keine Bäume, denn erst nach zwölf Monaten ist ihr Gebiss richtig ausgebildet. In der Regel verlassen Biberjunge nach zwei Jahren ihr Daheim und suchen sich eine eigene Bleibe. Wie Astrid Schönenberger sagt, schreitet die Verbreitung der Biber im Baselbiet voran. In den Talweihern von Anwil, einem wahren Biberparadies an der Ergolz, und auch unterhalb von Rothenfluh wurde Nachwuchs festgestellt, in der Reinacher Heide sogar zum siebten Mal. Nun hofft die Biberspezialistin, dass dereinst auch Richtung Liesberg, an der Lüssel oder Lützel weitere Biberreviere entstehen können.