Weiser Rat zur ernsten Lage
Hiobsbotschaften, Vorschriften und Absagen prasseln täglich auf uns ein und schlagen uns aufs Gemüt. Packen wir die Gelegenheit und machen wir uns auf den Weg, das Frühlingserwachen und die Schönheiten unserer Natur auf Schusters Rappen zu entdecken.

Um den Pandemiesorgen zu entfliehen und unsere Batterien wieder aufzuladen, empfehlen wir Ihnen einen gemütlichen Spaziergang in den Wald. Gleichzeitig betrauen wir Sie mit der spannenden Aufgabe, den bei uns häufig anzutreffenden Seidelbast zu finden. Möglich ist das nur in den nächsten vierzehn Tagen, weil der kleine Strauch nur in dieser Jahreszeit blüht und nachher aussieht wie alle Sträucher im Wald.
Der gemeine oder gewöhnliche Seidelbast, auch Kellerhals oder Warzenbast genannt, bewohnt Hecken und lichte Wälder, bevorzugt gerne Wegränder und abfallendes Terrain. Sogar an felsigen Hängen des Jura gedeiht er prächtig. Das reichverzweigte Sträuchlein mit dem knorrigen Stamm wird knapp meterhoch und führt ein Einsiedlerleben. Mit seinem bezaubernden Schmuck bringt die Pflanze im noch kahlen Wald das erste Aufflackern des Frühlings.
Seine Blüten sind rosa bis purpurrot, klein und befinden sich an den Enden der Zweige. Nicht umsonst werden die Blüten von Bienen und Hummeln häufig besucht, riechen sie doch verführerisch süss.
Sobald die Blütezeit zur Neige geht, wachsen die ersten hellgrünen Blätter und geben dem Strauch ein ganz normales Aussehen. Dort wo sich die Blüten befanden, entwickelt sich eine kleine grüne Beere mit einem schwarzen Steinkern, der für die Vermehrung der Pflanze sorgt.
Geschützte Pflanze
Die mit Blüten bedeckten Zweige üben eine grosse Anziehungskraft auf Spaziergänger aus und verführen sie zum Mitnehmen eines Zweiges. Das ist nicht nur schweizweit verboten, sondern auch äusserst schwierig. Die Rinde der Zweige bestehen aus derben Fasern, welche sehr geschmeidig sind und sich fast nicht brechen lassen. Da die Blütezeit auch kurz ist, würde das Schneiden eines Zweigs ohnehin keinen Sinn machen.
Der Strauch hat aber auch noch ein zweites Verteidigungsmittel. Seine Rinde und sein Saft enthalten ein ätzendes Harz, das auf der Haut oder auf den Schleimhäuten starke Entzündungen hervorruft. Ebenso untersagt und nicht empfehlenswert ist das Ausgraben der Pflanze, da die Wurzeln sich hartnackig in den Waldboden verkrallen. Das Versetzen in den eigenen Garten ist nur selten von Erfolg gekrönt. Und warum versteckt sich der Seidelbast so gerne im Unterholz des Waldes? Alle Teile des Seidelbasts enthalten das Gift Daphnin. Die im Herbst sich entwickelnden, tiefroten Beeren sind ungeniessbar und von Kindern fernzuhalten.
Nicht alle Lebewesen reagieren auf die Beeren gleichermassen. So können Rotkehlchen, Drosseln, Grasmücken und Bachstelzen die scharlachroten Beeren bedenkenlos verzehren, während Wildtiere und Schnecken die Früchte meiden, weil sie instinktiv ein Gift wittern.
Also, auf in den Wald, das erste zarte Grün, das Gezwitscher der Vögel, die göttliche Ruhe und die herrliche Luft sind ein Ausflug wert. Die Natur bezaubert nicht nur unsere Sinne, sondern lässt uns auch die Alltagssorgen vergessen.
Wenn Sie ganz aufmerksam den Wald durchstreifen, werden Sie auch auf den Lorbeer-Seidelbast stossen. Er ist ein immergrüner Strauch mit ledrigen, länglichen Blättern, der ähnlich aussieht wie der gemeine Seidelbast. Einzig die Blüten sind gelb-grün und sitzen in den Achseln der oberen Blätter.