Eine Sonderschau für Zwingens 825 Jahre

Das Museum Laufental widmet den 825 wechselvollen Jahren von Zwingen eine Sonderausstellung. An der Vernissage fesselte Architekturhistoriker Richard Buser ein ansehnliches Auditorium mit vielen überraschenden Details.

<em>Packende Geschichte: </em>Dr. phil. Richard Buser lebt mit der Geschichte Zwingens mit<em>.Foto: Roland Bürki</em>
<em>Packende Geschichte: </em>Dr. phil. Richard Buser lebt mit der Geschichte Zwingens mit<em>.Foto: Roland Bürki</em>

Man kann niemanden zwingen, von Zwingen nach Laufen zu laufen», sagt ein geflügeltes Sprichwort. Am vergangenen Sonntag zählte man auf dem schattigen Vorplatz des Museums Laufental jedoch auffällig viele Damen und Herren aus Zwingen. Peter Hueber, Präsident der Burgerkorporation Zwingen, löste zwar nicht das Rätsel über deren Art der Anreise, bedankte sich aber beim Museum herzlichst für diese Sonderschau. Beim Sinnieren über die Menschen, die sich in 825 Jahren um Birs und Lüssel niedergelassen hätten, war sich Hueber am Ende doch nicht sicher, ob all die Burgergeschlechter wie Hof, Hueber oder Scherrer und Co. nicht doch vielleicht auch einmal Zuzüger gewesen seien.

Zwingen älter als Laufen?

«Ist das jubilierende Zwingen tatsächlich 101 Jahre älter als der Ausstellungsort Laufen, der 2020 seine 725 Jahre feiern wird?», schockte dann Architekturhistoriker Dr. phil. Richard Buser in seinem fesselnden Referat zur Geschichte Zwingens zumindest ein bisschen die Gäste aus Laufen. Um ihnen dann ein Zückerchen nachzureichen: «Geht man von der ersten urkundlichen Erwähnung aus, hat «Zinwigen» oder Zwingen mit der päpstlichen Urkunde von 1194 gegenüber dem bischöflichen Stadtrechtsbrief von 1295 tatsächlich die Nase vorn». Doch weil der Dinghof und die Kirche St. Martin zu Laufen in der Zeit vor dem Jahr 1000 erwähnt werden, könnte man die Frage durchaus auch mit Nein beantworten.

Eine Gemeinsamkeit in Sachen Namen beider Orte fand Buser hingegen in der Birs, die in Laufen über den «Laufen» stürze, während sie sich vor dem Schloss Zwingen durch eine enge Felskluft, eine «Zwinge», zwänge. Dass die Dendrochronologie laut dem Referenten den Holzschlag für die Balken im Schlossturm exakt den Jahren 1239/40 zuordnen konnte, weckte ebenso Erstaunen wie die unklare Bauherrschaft des Schlosses «in einem wirren Geflecht zwischen Bistum, Klöstern und adeligen Familien». Buser schilderte im Detail den weiteren Weg Zwingens ins Fürstbistum und zum Sitz des Landvogts, bis zum Ende des Ancien Régimes anno 1792. Viel Raum räumte er Zwingens Landwirtschaft, dem Gewerbe und der mit der Eisenbahn boomenden Industrie ein. «Heute ist nicht mehr viel davon zu sehen, die attraktive Wohnlage spricht für den Wohnungsbau», so Buser, der sich wünschen würde, das Hochkamin bliebe als Ausrufzeichen für das neue Wohnquartier stehen.

Viel Zwingen in zwei Räumen

Auf einem ersten Rundgang sprangen den Besuchern viele alte Fotos vom Turnverein bis zur «Liebhabertheatergesellschaft», Zeitungsmeldungen und Inserate in die Augen. So kündigt etwa die Bäckerei Cäsar Anklin im damals bernischen Zwingen als Spezialität «Basler Backwerk» an. Eine Tonbildschau über den früheren Zwingner Alltag mit zahlreichen noch bekannten Personen erwies sich als dicht belagert, während an einem weiteren Bildschirm die «Odyssee» des 1922 erbauten Modells des Schlosses Zwingen zu sehen ist. Devotionalien und religiöse Bilder erinnern die Besucher an den früheren starken Einfluss der katholischen Kirche, während Bilder und Holzschnitte von August Cueni eindrücklich das Zwingen und dessen Umgebung von damals wieder aufleben lassen. Fazit: Muss man gesehen haben.