Mit Gemeindebeiträgen gegen das Insektensterben ankämpfen

Mit ihrem Pionierkonzept will die Gemeinde Hofstetten-Flüh die Biodiversität im Offenland fördern. Landbesitzer und Landbewirtschafter erhalten für Zusatzelemente, wie zum Beispiel einen Dornbusch, Gemeindebeiträge.

<em>Asthaufen, Totholzbaum, dornige Strauchgruppe, Storchennest: </em> Koni Gschwind setzt sich für den Artenreichtum ein. Foto: Gaby Walther
<em>Asthaufen, Totholzbaum, dornige Strauchgruppe, Storchennest: </em> Koni Gschwind setzt sich für den Artenreichtum ein. Foto: Gaby Walther

Für einen Steinhaufen werden jährlich 25 Franken ausbezahlt, für einen Totholzbaum 50 Franken, für eine dornreiche Weissdornhecke 2 Franken pro Meter: Ein ganzer Katalog an Vorschlägen mit Pflegetipps und Nutzen für die Natur stehen Landbesitzern und Landbewirtschaftern zur Auswahl, um Struktur in ihr Kulturland zu bringen. Die Gemeinde Hofstetten-Flüh will mit diesen finanziellen Beiträgen die Biodiversität im Offenland (Landwirtschaftsland) fördern und eine Ergänzung zu den Direktzahlungen von Bund und Kanton leisten. Treibender Kopf von diesem Pionierkonzept ist Koni Gschwind, Präsident der Arbeitsgruppe Naturschutz und Wald (AGN). Zusammen mit der AGN und dem Naturschutzbiologen Lukas Merkelbach, Therwil, erarbeitete er ein Konzept. 350 Landbesitzer wurden angeschrieben, 60 Personen nahmen an der Infoveranstaltung vom 28. August teil, 8 Interessenten haben sich zur Überprüfung ihrer Vorschläge bereits gemeldet.

Obwohl die ländlich gelegene Gemeinde von viel Natur umgeben ist, beobachtet Gschwind – wie vielerorts – ein Insektensterben und einen Rückgang der Biodiversität. Grund dafür ist die moderne, intensive Landwirtschaft mit hohem Einsatz an Düngemitteln und Pestiziden, aber auch eine grossflächige Bautätigkeit, die in den letzten Jahren zum Wandel in der Natur beigetragen hat. Fehlt es an Struktur und Bewirtschaftungsvielfalt, verschwindet die Artenvielfalt. «Mit relativ einfachen Mitteln kann schon viel für die Natur erreicht werden», erklärt der Gärtner und Fachmann für «Naturnahen Garten Landschaftsbau NGL». Kleinstrukturen wie Strauchgruppen, Feuchtstellen und Säume bieten Lebensraum für verschiedenste Tierarten. In Dornbüschen nisten zahlreiche Vögel, Käfer finden Nahrung im Totholz, im stehen gelassenen Gras überleben die Eier, aus welchen im Frühling Schmetterlingsraupen schlüpfen. Blumenwiesen sind Nahrung für die verschiedensten Insekten, die wiederum verantwortlich für die Bestäubung sind. Ein Eichenbaum hat höchsten Ökowert, beheimatet er bis zu 400 Tierarten in seinem Leben.

Auf dem Stück Land von Gschwind befinden sich schon länger Hecken, Wildrosen, Stein- und Asthäufen und seit neustem auch ein hoher Stamm mit einem Storchennest. Gschwind schwärmt vom Neuntöter und von Wildbienen, die er auf seinem Landstück beobachten konnte. Ziel sei die Erhaltung und Förderung eines attraktiven Landschaftsbildes, einer arten- und strukturreichen Kulturlandschaft sowie einer lokaltypischen Biodiversität.

Gschwind spürt ein Umdenken in der Bevölkerung und bereits zeigen auch Nachbarsgemeinden Interesse an dem Konzept zur Förderung der Biodiversität in Offenland. «Gerne beraten wir weitere interessierte Gemeinden. Sie können sich bei der Gemeindeverwaltung Hofstetten-Flüh melden», fügt Gschwind an.

Hofstetten-Flüh will jährlich 10000 Franken für Zusatzelemente im Offenland vergeben. Landbesitzer, die von den Zahlungen profitieren, verpflichten sich, die geschaffene Struktur für mindestens sechs Jahre zu erhalten.