Einmal rund um die Schweiz

Christian Jeker aus Roggenburg hat sich seinen eigenen Pilgerweg zusammengestellt. So grenznah wie möglich umwanderte er in drei Monaten die Schweiz.

Grenzerfahrung: Christian Jeker wandert auf der Grenze. Fotos: zvg

Grenzerfahrung: Christian Jeker wandert auf der Grenze. Fotos: zvg

Wegbegleiter: Der Hund Jessy begleitet Christian Jeker auf seiner Wanderung.

Wegbegleiter: Der Hund Jessy begleitet Christian Jeker auf seiner Wanderung.

Wandererfahrung hat er keine. Auch Sport betreibt Christian Jeker nicht gross. Mit dem Unterwegssein hingegen kennt er sich aus – als Lastwagenfahrer, aber auch als Weltenbummler in seiner Freizeit. Immer wieder zieht es ihn hinaus in die weite Welt. Vor knapp 100 Tagen packte der Roggenburger wieder seinen Rucksack und begab sich mit seinem Hund Jessy auf eine längere Reise, diesmal nicht motorisiert, sondern zu Fuss, und das Abenteuer fand nicht in der Ferne, sondern in der Nähe statt. Denn während andere den Jakobsweg begehen oder den Pacific Crest Trail zu bewältigen versuchen, suchte Jeker einen Weg abseits der bekannten Pilgerpfade. Sein Ziel war es, die Schweiz möglichst grenznah zu umrunden. Je nach Routenführung wanderte er einige Strecken in Italien, Österreich und Deutschland.

«Der Anfang war hart. Nebel, Gewitter und Höhenwege waren Herausforderungen und bereitet mir immer wieder Angst. Dabei ging ich aber nie ein Risiko ein, sondern suchte Wege, die für mich als unerfahrenen Wanderer gut zu bewältigen waren. Mit dem 16 Kilogramm schweren Rucksack hatte ich anfangs zu kämpfen. Nach rund fünf Wochen jedoch hatte ich mich an das Gewicht gewöhnt», erzählte Jeker der Journalistin übers Natel. Damit der Rucksack nicht noch schwerer wurde, liess er sich Verpflegung und das Hundefutter schicken und holte es an den Poststellen alle paar Tage ab.

Meist übernachtete Jeker im Zelt. Das wilde Campieren ist in der Schweiz zwar verboten, wird jedoch toleriert, und wenn möglich fragte Jeker die Bauern, ob er auf dem Feld oder auch in der Scheune übernachten dürfe. «Ich hatte mich nachts schnell an die ungewohnten Geräusche gewöhnt. Nur im Tessin hatte ich ein mulmiges Gefühl, da ein paar Tage zuvor in der Region ein Wolf ein Schaf gerissen hatte», so Jeker. Während der ersten zwei Monate herrschte ideales Wetter, die letzten paar Wochen waren hingegen zum Teil hart. Kälte und Nässe setzten dem Wanderer zu. «Ich zog alles an, was ich dabeihatte. Trotzdem schlotterte ich während zweier Nächte ziemlich. Einmal musste ich auch dem Schnee ausweichen.» Wegweiser mit dem Postautozeichen, Symbol für den schnellen Weg nach Hause, waren verlockend. Doch Jeker biss sich durch. Mit der Schönheit und Vielseitigkeit der Landschaft wurde sein Durchhaltewille belohnt.

Nach rund 2000 Kilometern und rund 60000 überwundenen Höhenmetern kehrt der Wanderer mit seinem Hund in den nächsten Tagen zurück zum Startpunkt in Roggenburg. Das Experiment ist gelungen, er hat die Schweiz so grenznah wie möglich umrundet. Nun wird er wieder arbeiten müssen, um sich sein nächstes Abenteuer finanzieren zu können. Denn «vom Unterwegssein kann man süchtig werden», meint der 34-Jährige.