«Unsere Verstorbenen sind unter uns»

Die katholische Pfarrei Röschenz lud passend zu Allerseelen zur Filmvorführung über Sagen, Mythen und Seelenwanderung im Wallis: «Winna – Weg der Seelen» von FabienneMathier. Die Regisseurin war anwesend.

Die Verantwortlichen für diesen Filmabend: (v.l.) Pfarrer Franz Sabo, Regisseurin und Produzentin Fabienne Mathier und Medium Margaretha Trummer. Im Hintergrund der Filmvorspann. Foto: Martin Staub
Die Verantwortlichen für diesen Filmabend: (v.l.) Pfarrer Franz Sabo, Regisseurin und Produzentin Fabienne Mathier und Medium Margaretha Trummer. Im Hintergrund der Filmvorspann. Foto: Martin Staub

Zum Filmen brauchts Licht. Wenn die entsprechende Lichtquelle zu flackern beginnt und ganz erlischt, bleibt nur noch die Tonspur. Genau so endete der 90-minütige Dokumentarfilm «Winna». Mit dunkler Leinwand und nur noch Gesprächston.

Über hundert Personen erschienen am vergangenen Montagabend in der Röschenzer Aula, um den abendfüllenden Film von Fabienne Mathier zu sehen. Unter Anwesenheit der Regisseurin, die extra von ihrem Wohnort Zürich angereist war, und Pfarrer Franz Sabo, welcher den Filmabend mit dem Kirchenrat – passend zu Allerseelen – organisiert hat.

Fabienne Mathier, Psychologin und Psychotherapeutin, hat vor vier Jahren als Filmregisseurin begonnen. Nach diversen Kurz- und Werbefilmen wollte die in Salgesch im Wallis aufgewachsene Regisseurin einen weiteren Kurzfilm drehen, über Personen, welche sich mit dem Thema Seelenwanderung befassen. «Der Gratzug, eine Prozession der Seelen von Verstorbenen, die damit ihre Sünden abbüssen müssen und den man in dieser Gegend in jedem Dorf kennt, interessierte mich schon lange», erzählte die 40-Jährige. Dann erfuhr sie von immer mehr Einheimischen immer interessantere Beispiele, Erlebnisse und Erklärungen zu diesem Thema. «Also machen wir doch einen Langfilm», motivierte sie ihr Filmteam, was die Jungregisseurin dann auch umsetzte.

Erfolgreich, wie sich mittlerweile herausstellte. Im Dezember letzten Jahres war Premiere dieses völlig unspektakulären, aber mit viel Einfühlungsvermögen produzierten Werkes. «Seitdem haben über 10500 Personen den Film im Kino gesehen», erklärt Fabienne Mathier nicht ohne Stolz und freut sich darauf, dass dieses erfolgreiche Werk nun auch in den Westschweizer Kinos anläuft und am kommenden Sonntag sogar im Schweizer Fernsehen ausgestrahlt wird.

Stimmen und Zeichen überall

Das Wallis mit seiner Bergwelt, mit seinen altüberlieferten Sagen und den verwurzelten Traditionen ist für diese Themenwelten besonders prädestiniert. Die Regisseurin verwies aber auch auf andere Bergregionen in der Schweiz, wo ähnliche Geschichten zu erfahren gewesen wären. Fabienne Mathier fand für den Film in ihrer heimatlichen Umgebung ältere, aber erstaunlicherweise auch jüngere Personen, welche früher und grösstenteils noch heute immer wieder Zeichen, Geräusche, Bewegungen und Umrisse wahrnehmen, welche diese unzweideutig auf ihre Verstorbenen zurückführen.

Als Beispiel sei hier nur Conny Giammarresi aus Brig genannt, welche seit frühestem Kindsalter Gestalten sah, die ihr damals Angst machten, während sie heute, im Alter Mitte 30, gut damit umgehen könne und als Medium arbeite.

Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher erfuhren von Margaretha Trummer Ähnliches. Die Laufnerin, die in Röschenz wie Pfarrer Franz Sabo und Fabienne Mathier als Gast dabei war, hat seit ihrem Nahtoderlebnis vor rund zwölf Jahren ganz ähnliche Begegnungen, welche sie vorerst verarbeiten musste. Sie nahm diese an und bildete sich auf dem Gebiet weiter. Seit einigen Jahren ist Margaretha Trummer ebenfalls als anerkanntes Medium tätig.

«Winna – Weg der Seelen», der Film von und mit der Regisseurin Fabienne Mathier, dürfte bei denen, die ihn in der Aula Röschenz gesehen haben, einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Selbst bei jenen, welche weiterhin kritisch zum Thema eingestellt sind.

Zum eingangs erwähnten Bildausfall am Filmende: «Das Licht zur Kamera hat, seit ich in diesem Metier tätig bin, noch nie gestreikt. Bei dieser Schlussszene (sie handelte von rätselhaftem selbstständigem Schalterknipsen, Anm. d. Red.) aber begann die Lampe zu flackern und fiel für kurze Zeit aus», gab die Filmemacherin zu Protokoll.