Die grosse Zeit des Flügels

Die Musik der Romantik stand im Mittelpunkt des Konzertes des Fördervereins Jugend und Musik Solothurnisches Leimental. Fünf Musiklehrerinnen der Musikschule MUSOL öffneten Herzen und Geldbeutel des Publikums. Für einen guten Zweck.

Sonate für Oboe und Klavier:  Die Musiklehrerinnen Jela Lorkovic, Aline Koenig und Julia Hantschel (v. l).
Sonate für Oboe und Klavier: Die Musiklehrerinnen Jela Lorkovic, Aline Koenig und Julia Hantschel (v. l).

Musizieren macht klüger» ist eines der Argumente, mit denen die Musikschule Solothurnisches Leimental (MUSOL) um musikalischen Nachwuchs wirbt. Doch was geschieht, wenn Kinder und Jugendliche zwar liebend gerne ein Instrument erlernen möchten, aus finanziellen Gründen aber auf den ersehnten und bereichernden Musikunterricht verzichten müssen? «In berechtigten Fällen können wir einen Anteil an die Kosten übernehmen», erklärte Annette A’Campo, Präsidentin des Fördervereins Jugend und Musik Solothurnisches Leimental, dem Wochenblatt.
Zudem helfe der Verein bei der Beschaffung von Instrumenten und unterstütze Anlässe der MUSOL. Möglich machten dies Beiträge der MUSOL-Verbandsgemeinden und der Mitglieder des Fördervereins, aber auch Spenden und die Kollekten an den zwei bis drei Benefizkonzerten im Jahr.
Für ihre Unterstützung bedankte sich A’Campo am vergangenen Sonntagabend bei den rund 60 Damen und Herren, die des folgenden Kammerkonzerts mit dem sinnigen Titel «Beflügelte Romantik» harrten. Der präsidiale Dank galt ebenso den fünf Musiklehrerinnen, die sich selbstlos für dieses schöne Konzert vorbereitet hatten. «Uns beflügelt, andern Leuten eine musikalische Freude zu bereiten; und man kann ja nicht immer nur unterrichten», erklärten Aline Koenig und Jela Lorkovic, die an diesem Winterabend am Flügel brillierten.
Romantik setzte auf das Klavier
Die Romantik, die musikalische Stilrichtung ab ca. 1830 bis ausgangs des 19. Jahrhunderts, mit ihren Themen Natur, Liebe, Sehnsucht und Fantasiewelten schöpfte die Möglichkeiten der damals neuen Klaviere oder Flügel voll aus, indem durch Tastendruck die Dynamik verändert wurde.
Es entstanden vornehmlich Klavierstücke als Zeichen der «be-flügel-ten» Romantik. Von Camille Saint-Saëns (1835–1921), einem der bedeutendsten Komponisten der französischen Romantik, waren an diesem Abend zwei Werke zu hören: die Sonate für Oboe und Klavier sowie die Suite in F-Dur für Klavier. In der Sonate steigerten Julia Hantschel (Oboe) und Aline Koenig (Flügel) das Tempo kontinuierlich und meisterten die schwierigen Passagen im «molto allegro» des dritten Satzes virtuos. Beeindruckend der feine Klang der Oboe, die Julia Hantschel «gesanglich ausspielte». In der Suite in F-Dur, einer Abfolge von drei alten Tänzen, liess eine voll konzentrierte Jela Lorkovic am Flügel die zum Teil barocken temporeichen Gesellschaftstänze gekonnt wieder aufleben und das Publikum insgeheim mitdrehen.
Ganz anders dann der warme ausdrucksvolle Klang der Altblockflöte, die Catherine Grabo in der Sonate «In modo preclassico» von Hans Ulrich Staeps (1909–1988) spielte, wiederum mit Jela Lorkovic am Flügel. Die schwierigen Läufe und Oktavensprünge schienen der sicheren Flötistin nichts anzuhaben. «Wir arbeiten schon lange daran und nehmen volles Risiko», meinte Pianistin Aline Koenig zum letzten Stück, einer Sonate für Klavier und Violine in A-Dur von César Franck (1822–1890). Das sei mal «echt richtige Romantik», so Koe-nig. Tatsächlich zauberte die von Franziska Zehnder virtuos gespielte Violine diese «Fantasia» in das ebenfalls beflügelte Klavierspiel von Aline Koenig.
Ob nun echte Romantik oder Pseudo-Romantik – das begeisterte Publikum applaudierte nicht nur, sondern öffnete beim Apéro danach auch grosszügig das Portemonnaie.