Dem Alltäglichen und Aussergewöhnlichen auf der Spur

Die Arbeitstitel weckten Neugierde. Schwappt die Begeisterung im 15-minütigen Vortrag der Maturanden auf die Zuhörer über? Das grosse Schwitzen in den Prüfungszimmern.

Jeruel Ammann: Will Wohfühlfaktor vergrössern. Fabian Hügli: Versteht was von Brot. Fotos: Bea Asper

Jeruel Ammann: Will Wohfühlfaktor vergrössern. Fabian Hügli: Versteht was von Brot. Fotos: Bea Asper

In diesem Jahr haben die Schülerinnen und Schüler der dritten MAR-Klassen die Erwartungen wieder übertroffen bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit, die zu ihrer Abschlussnote beiträgt. Die Möglicheit, das Thema frei zu wählen, wurde ausgekostet und sorgte für ein breites Spektrum – vom Blick ins Seelenleben des Menschen über Sporternährung und Kunstgeschichte bis tief in die Details von Technik und Computer. Familie und Freunde machten vom Recht Gebrauch, bei der mündlichen Präsentation mit dabei zu sein.

Mittagsfrisch bei 45 Grad

Gross war die Unterstützung am Montagabend für Jeruel Ammann, der das von ihm vor fünf Jahren ins Leben gerufene Projekt «Mittagsfrisch» kritisch beleuchtete. Das Prüfungszimmer 113 war bis auf den letzten Platz besetzt und die Zimmertemperatur stieg auf gefühlte 45 Grad Celsius. Ammann brachte das nicht aus dem Konzept, im Gegenteil, er, der mit einem Sportstudium liebäugelt, lief im Verlauf seines Referats zur Hochform auf. In seiner Arbeit geht er vom Grundsatz aus, dass Menschen gute Gesellschaft brauchen als Unterstützung, zum Wohlfühlen und um sich zu entfalten. Sein Projekt «Mittagsfrisch», mit dem er die Schülerschaft einlädt zum gemeinsamen Essen und zum Gedankentausch über Gott und die Welt - «und manchmal auch über schwierige Lehrkräfte -» setze auch ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Mobbing. Akzeptanz und Integration spielen in seinem Projekt die zentrale Rolle. Seine Analyse mit Umfrage bei 45 Teilnehmenden ergab, dass sich fast alle willkommen fühlen. Dies sei ein gutes Resultat aber nicht gut genug, es stimme ihn nachdenklich und sporne an, den Wohlfühlfaktor zu verbessern, sagte er dem Publikum. Mit Unterstützung seiner Eltern hatte Jeruel Ammann das Projekt gestemmt, regelmässig 25 bis 40 Schülerinnen und Schüler zu Hause zu verköstigen. «Zusätzlich gab es Gala-Diners und auch Weihnachts-Einladungen für die Lehrerschaft», resümierte Ammann. Ob das Projekt zur Förderung der Gemeinschaft nach seiner Matura weiterleben wird, hänge davon ab, ob er einen Nachfolger finde, sagte Ammann. «Ich konnte mich immer auf tolle Unterstützung verlassen, doch braucht es eben auch immer einen Initianten.»

Nichtbäcker als Brotfachmann

Aus dem Alltag gegriffen hatte auch Fabian Hügli bei der Themenwahl für seine Matura Arbeit: «Vom Korn zum Brot». Zuvor kaum vertraut mit der Materie schnürte er sich eine Schürze um und schaute eine Woche lang in Breitenbach dem Bäckermeister über die Schulter. Mit Ausprobieren in der heimischen Küche gemäss eines ausgeklügelten Backplans und mit Unterstützung wissenschaftlicher Erkenntnisse, wie die verschiedenen Getreidesorten mit Wasser und Hefe, doch auch mit Essig reagieren, wann die Gärprozesse geschmacksfördernd sind und von welchem Punkt an sie den Teig verderben, kam Hügli, der nicht Bäcker werden will, in seiner Arbeit dem Geheimnis auf die Spur, was ein gutes Brot ausmacht. Zur Perfektionierung seiner Rezepte liess er die Meinungen einfliessen aus den Bewertungsbogen, die er bei einer Verköstigung verschiedener Brote einigen Testpersonen zum Ausfüllen gegeben hatte. Und auch die Zuhörerinnen und Zuhörer seiner Präsentation durften sich ein Stück Brot auf der Zunge zergehen lassen.

 

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