Industrie 4.0 im Lützeltal

Die Solothurner Regierungsrätin Brigit Wyss besichtigte letzte Woche das Werk der Assa Abloy in Kleinlützel. Dabei gab die Firma einen Einblick in die Produktionsweisen der Zukunft.

<em>Arbeitsplatz der Zukunft: </em>Die Assa Abloy setzt in Kleinlützel auf vollautomatische Produktionsprozesse. Foto: peter walthard
<em>Arbeitsplatz der Zukunft: </em>Die Assa Abloy setzt in Kleinlützel auf vollautomatische Produktionsprozesse. Foto: peter walthard

Seit 1892 werden in der Schloss- fabrik in Kleinlützel Türschlösser produziert. Daran hat sich nichts geändert. Sonst aber ist alles anders geworden. Die Fabrik an der Lützel hat alle Veränderungen der letzten Jahrzehnte mitgemacht, gehört heute zu einem globalen Konzern und wurde von diesem nach allen Regeln der betriebswirtschaftlichen Kunst auf Effizienz getrimmt. Doch die grösste Veränderung steht noch bevor: Anlässlich eines von der Wirtschaftsförderung Forum Schwarzbubenland organisierten Besuches der Solothurner Regierungsrätin Brigit Wyss und der Leiterin der Solothurner Wirtschaftsförderung, Sarah Koch, gewährte Standortleiter Aristidis Kotarelas einen Einblick in die Zukunft. Die hat in Kleinlützel nämlich schon begonnen.

Wo früher Arbeiter Wagen mit Material durch die Hallen schleppten, sind heute führerlose «Automated Vehicles» unterwegs und bringen die Schrauben und Metalteile an die Arbeitsplätze, wo Frauen und Männer konzentriert an ihren Maschinen arbeiten. Das heisst, an jenen Arbeitsplätzen, an denen es noch Menschen braucht. Denn bereits stehen in den Produktionshallen die ersten Roboter, die mit unbestechlicher Präzision Teile stanzen, lasern, zusammenfügen. Bis zu 16 Stunden am Stück laufen sie, fast doppelt so lange, wie ein Arbeiter Schicht hat. Und dabei brauchen sie keine Kaffeepause, werden nie müde und machen deshalb auch keine Fehler. «Industrie 4.0» nennt Kotarelas das Konzept, das die Wirtschaftswelt in den nächsten Jahren auf den Kopf stellen dürfte.

Kiste bestellt selbst Nachschub

Eingesetzt werden die Maschinen dort, wo Präzision und Ausdauer gefragt ist. Einfache Handarbeiten sollen in Zukunft verstärkt ausgelagert werden, an Betriebe, in denen Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen arbeiten. Automatisiert wird in der Industrie 4.0 aber nicht nur die eigentliche Produktion, sondern auch die Verwaltung. Wo früher Arbeiter Formulare ausfüllen und Bürolisten Briefe schreiben und Rechnungen bezahlen mussten, um Ersatzteile zu bestellen, läuft heute alles «seamless», wie es in Kotarelas’ Managerdeutsch heisst. Was das bedeutet, zeigt er an einem Beispiel in der Produktionshalle. Die Schrauben sind hier nicht etwa in einer Kartonschachtel gelagert, sondern in einer mit Sensoren versehenen Kiste, die täglich das Gewicht ihres Inhalts misst. Fällt es unter einen bestimmten Wert, gibt sie automatisch eine Bestellung in Auftrag. Ohne dass ein Mensch einen Finger rührt, wird diese an den Lieferanten übermittelt, und schon wird der Nachschub abgefüllt und geliefert. Abgerechnet wird einmal im Jahr.

Auch die Firmenstruktur der Assa Abloy zeigt, wohin für die regionale Industrie die Reise gehen könnte. Gegründed in Schweden, hat sich die Firma zum Ziel gesetzt, im Bereich Türen die Führung im weltweiten Markt zu erringen. Konkret bedeutet dies, dass Assa Abloy im Schnitt eine Firma pro Monat «akquiriert», das heisst: aufkauft. So war es auch in Kleinlützel. Die Geschäftsleitung war ins Pensionsalter gekommen, die Nachfolge unklar. In solchen Fällen springen die Schweden ein und übernehmen den Betrieb, der unter dem alten Namen weiterläuft, aber von der Zentrale in Schweden aus gesteuert wird.

Von dort aus wird die Effizienz des Betriebs genau überwacht. Nicht nur Arbeitszeiten und Fehltage, sondern auch Wasser- und Stromvebrauch werden an die Zentrale übermittelt, die die Werte ständig zu verbessern versucht. Auf diese Weise soll ein ökologisch nachhaltiger Betrieb sichergestellt werden. Das lässt sich der Konzern etwas kosten: Allein in den nächsten zwei Jahren sind am Standort Kleinlützel Investitionen von 2,5 Millionen Franken vorgesehen.

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