Im Takt des Fahrplans

Auch so kann Sicherheitsholzerei aussehen! Statt kahlschlag steht der Jungwuchs schon bereit, um die Lücken zu schliessen.

Hohe Kunst: Keinen Unfall machen und dennoch keine Sekunde verlieren. Foto: Gini Minonzio
Hohe Kunst: Keinen Unfall machen und dennoch keine Sekunde verlieren. Foto: Gini Minonzio

Sagenhafte 800 Kubikmeter Nutzholz hat die Forstbetriebsgemeinschaft Thierstein Mitte entlang der Kantonsstrasse im Wäldchen zwischen Breitenbach und Fehren geschlagen. Und man achtet es kaum. Statt kahler Stellen sieht man über weite Strecken meterhohe Tännchen und andere Jungbäume.

Der verantwortliche Mann dahinter ist der Revierförster Josef Borer. Wobei er die Blumen umgehend weiterreicht: «Unsere Leute und die beiden Forstunternehmen Rainer Neuschwander und Müller Forst haben eine hervorragende Arbeit gemacht. Sie haben die Jungbäume sehr gut geschont.» Für Borer ist es nicht nur eine ästhetische Frage, sondern auch eine wirtschaftliche. Die Jungbäume, die lange im Schatten standen und nur verhalten wuchsen, werden nun sehr schnell an Masse zulegen.

Damit eine solch schonende Holzerei möglich ist, darf das Gelände nicht steil sein. Zudem muss der Schlag Jahre im Voraus vorbereitet werden. Die Kantonsstrasse konnte frühzeitig freigegeben werden. Dies sei auch dank der guten Zusammenarbeit mit dem Kreisbauamt und dem Sicherheitsdienst möglich gewesen, sagt Borer. Nun wird Borers Equipe noch den Jungwuchs pflegen. Auch einzelne Baumstümpfe bleiben stehen, damit die Jäger Reflektoren anbringen können.

Das betroffene Waldstück gehört fast ausschliesslich der Bürgergemeinde Breitenbach. Das Nutzholz ist verkauft, die Qualität war sehr gut. Die Stämme werden noch vor dem Sommer abtransportiert, beim Hackholz kann es länger dauern, weil dieses noch trocknen kann.

Lässt man sich von Borer die Arbeiten erklären, bekommt man den Eindruck, als kenne er jeden einzelnen Baum. Persönlich. Er hat sich zu jedem seine Gedanken gemacht. Ist er erntereif? Behindert er die Nachbarn? Schützt er sie vor dem Wind? Brauchen ihn die Waldtiere? Ist er gesund?

Vor allem die letzte Frage hat es in sich. «Experten gehen davon aus, dass wegen der Pilzkrankheit Eschenwelke in fünf Jahren nur noch ein Zehntel der Eschen leben», erklärt Borer. Damit absterbende Eschen nicht auf die Strasse fallen, liess er etliche vorsorglich fällen.

Zwischen fallenden Bäumen und Postis

Sicherheit ist sowieso Borers oberstes Ziel. Es freut ihn sehr, dass es zu keinerlei Unfall kam. Weder bei den Waldarbeitern noch mit den Postautos. Diese durften jederzeit fahren; für alle andern war die Kantonsstrasse tagsüber gesperrt. Jeder Arbeiter musste einen Fahrplan auf sich tragen und jederzeit wissen, wann das nächste Postauto kommt. Viermal je Stunde musste die Strasse rechtzeitig geräumt sein. Jeder Forstwart und die zwei Lehrlinge mussten mit den Riesentraktoren und den Höllenmotorsägen ein schwindelerregendes Arbeitstempo hinlegen, genau arbeiten und jederzeit auf sich selbst und die ganze Equipe aufpassen. Der Fotografin wurde nur schon vom Zuschauen ganz anders.

Anziehungskraft der Gefahrenzone

Umso erstaunlicher, dass sich täglich mehrere Wanderer, Skateboardfahrer und Autofahrer mitten in die tödliche Gefahrenzone begeben wollten. Ja, sogar zwei Sattelschlepper wollten das Schicksal herausfordern. Und dies trotz mehreren eindeutigen Verbotsschildern und unübersehbaren Strassensperren. «Manche Wanderer beklagten sich, wie schwer es war, die Absperrungen zu überklettern», berichtet Simon Huttner vom Sicherheitsdienst BEWA.

Er musste uneinsichtige Chauffeure zwingen, wieder umzukehren und das absolute Fahrverbot zu respektieren. Wozu er wahrlich eine dicke Haut brauchte. Manche Beschimpfungen lassen sich nicht wiedergeben, geschweige denn abdrucken. Und da war noch dieser Mann, der jeden Tag die erste Strassensperre durchfuhr, um dann bei der zweiten Barriere Durchlass zu verlangen, erzählt Huttner. Dabei war die Umfahrung des Fehrenwäldchens sehr gut organisiert. Gerade mal zwei Kilometer betrug der Umweg von Breitenbach über Büsserach nach Fehren.

Nur gut, dass die nächste Holzerei frühestens in 15 Jahren fällig sein wird.

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