Regionale Gewerbler bleiben skeptisch

Der Gewerbeverein Lüsseltal (GVL) lud zu einem Infoabend über die anstehende Schulhauserneuerung. Im Brennpunkt standen vor allem die Chancen des regionalen Gewerbes bei der Arbeitsvergabe durch die beauftragte Totalunternehmung (TU).

Information und Diskussion: Marcel Gilgen (l.), TechData AG Bauherrenbegleitung, und Karl Wyss, Präsident Spezialkommission Schulhausneubau, stehen Red und Antwort. Foto: Roland Bürki
Information und Diskussion: Marcel Gilgen (l.), TechData AG Bauherrenbegleitung, und Karl Wyss, Präsident Spezialkommission Schulhausneubau, stehen Red und Antwort. Foto: Roland Bürki

An der Budgetgemeindeversammlung vom 7. Dezember 2015 segnete der Breitenbacher Souverän einstimmig einen Kredit «Schulhauserweiterung Phase I» von 700000 Franken ab, nachdem Karl Wyss, Präsident der Spezialkommission Schulhausneubau, dort ausführlich über das vom Gemeinderat beschlossene Modell mit Gesamtleistungswettbewerb und Totalunternehmung (TU) gesprochen hatte. Insbesondere umfasste dieses Kreditpaket neben Preisgeldern für einen Architekturwettbewerb, Baugrunduntersuchung und Geländeaufnahmen auch eine unverzichtbare, professionelle Bauherrenbegleitung. Mit dieser Aufgabe beauftragte der Gemeinderat im Frühjahr 2016 die Firma Techdata AG in Basel. Mittlerweile arbeiten vier in einer Selektion ausgewählte TU an einer Gesamtlösung für das künftige Schulareal Mur mit Kindergarten, Primarschule und Kreisschule Thierstein West (KTW). Den definitiven Zuschlag an eine der vier TU erteilt die Jury am 18. Mai 2017. Dies nahm der Gemeinderat zum Anlass, den regionalen KMU am diesjährigen Neujahrsapéro ihres Gewerbevereins Lüsseltal (GVL) zu empfehlen, sich nach dem Motto «Wer nicht wirbt, stirbt» bereits heute bei den TU mit Unterlagen über ihr Geschäftsfeld vorzustellen. Die damals aufkommenden Fragen und Unsicherheiten liessen es dem Gemeinderat ratsam erscheinen, im Benehmen mit dem GVL einen speziellen Info-Abend für das Gewerbe anzusetzen.

Klare Fakten, aber Misstrauen bleibt

Marcel Gilgen, Projektmanager bei der Techdata AG, erinnerte gleich zu Beginn an das öffentliche Beschaffungsrecht mit der Pflicht, Aufträge im Bauhaupt- und Nebengewerbe über 500000 resp. 250000 Franken offen auszuschreiben und alle Anbieter aus der ganzen Schweiz und Europa gleich zu behandeln. Die so genannte Prozentklausel aus den 1990er Jahren, wonach regionale Anbieter bis zu 5 Prozent teurer offerieren konnten, gelte heute nicht mehr. «Mit dem Entscheid der Gemeinde für eine Totalunternehmung, die dem Bauherrn im Gegensatz zum Generalunternehmer sowohl Projekt wie auch Bauwerk liefert, müssen die Arbeiten nicht mehr öffentlich ausgeschrieben werden», erklärten Gilgen und Wyss und kamen zum Pièce de Résistance des Abends, den Chancen des regionalen Gewerbes bei der Vergabe von Aufträgen durch den Totalunternehmer. «Die TU pressen uns aus, die suchen nur ihren Gewinn, es ist der totale Preiskampf» oder «wenn es immer um den Billigsten geht, sind wir die Dummen» war der Haupttenor dieses Info-Abends. «Das Mitspracherecht der Gemeinde als Bauherrin funktioniert nicht», meinte ein Unternehmer, was das generelle Misstrauen der gegen 30 anwesenden Gewerbler widerspiegelte. Und einzelne schlechte Erfahrungen wie etwa ein Ideenklau durch ein TU oder die Weitergabe von Aufträgen an billige, ausländische Unterakkordanten unterstrichen dies noch.

Für Karl Wyss und Marcel Gilgen war das die Gelegenheit, auf die Feedbacks der vier selektierten TU einzugehen. So werde lokales Gewerbe wegen der hohen Verfügbarkeit und guter Erfahrungen gerne berücksichtigt, aber die Leistungsfähigkeit, etwa in einer Arbeitsgemeinschaft (ARGE), müsse gegeben sein. «Zudem bespricht die ausgewählte TU vereinbarungsgemäss die Liste der Submittenden oder Bewerber mit der Gemeinde Breitenbach», versicherten die beiden Referenten, um gleich noch beizufügen, «es sind bei den TU auch bereits Bewerbungen eingegangen.» Auf eine Frage, ob es Sinn mache, sich jetzt schon bei den vier TU vorzustellen, meinte Gilgen: «Zumindest ein Prospekt mit einem Begleitschreiben kann da nicht schaden.» Eine etwas ausführlichere Bewerbung Mitte Mai bei der ausgewählten TU sei dann aber sicher angezeigt. Um erfolgreich zu sein, brauche es drei Dinge: Fleiss, Mut und Glück. Moderator Willi Spaar vom GVL zählte in seinem Schlusswort fest auf die Feedbacks der vier TU, aber auch auf das Mitspracherecht der Gemeinde Breitenbach.

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