Das Chastelbach-Bier braucht einen neuen Braumeister

Sucht eine Nachfolge für das Chastelbach Bier: Urs Meier. Foto: zVg
Urs Meier hat überraschend die Produktion und den Verkauf des beliebten Chastelbach-Biers eingestellt — trotz gestiegener Nachfrage.
Von: Bea Asper
Letztes Jahr konnte Urs Meier mit 6000 Liter gebrautem Bier einen sehr erfreulichen Umsatz generieren. Meier war 2019 als Quereinsteiger ins Bierbusiness eingestiegen. «Ich hatte zu diesem Zeitpunkt null Ahnung von Bier. Ich war lange Jahre in der Unternehmenskommunikation tätig und hatte zuletzt die Presseabteilung der Coop-Gruppe geleitet. Aus gesundheitlichen Gründen verabschiedete ich mich aus dem rastlosen Kommunikationsleben und stiess zufälligerweise auf die Chastelbach-Brauerei, die keine 200 Meter von unserem Zuhause in Himmelried entfernt steht.» Nach einer Einarbeitung durch den Vorbesitzer der Kleinbrauerei startete Meier seinen Betrieb im Januar 2020. «Ich lancierte einen komplett neuen Markenauftritt. Die Technik in der Produktion musste überholt, teilweise sogar erneuert werden. Bewährte Rezepturen habe ich belassen, andere angepasst. Heute steht die Chastelbach-Brauerei mit ihrer Braustube erfolgreich und solide da.» Der Biergarten ist ein beliebtes Ausflugsziel mit einem kleinen, aber feinen kulinarischen Angebot geworden. «Die Marke Chastelbach steht heute als Garant für Qualität und Exklusivität. Und das bis weit über die Grenzen der Region hinaus», resümiert Meier. Sich davon zu trennen, war kein leichter Entscheid. «Ausschlaggebend war vor allem ein Pflegefall in unserer nahen Verwandtschaft, der unsere volle Aufmerksamkeit erfordert. Mit der Brauerei nebenher geht das alles leider nicht. Ich werde jetzt anderweitig gebraucht», erklärt er im Gespräch mit dieser Zeitung. Meier ist aber zuversichtlich, den Betrieb in neue Hände übergeben zu können. Der Verkauf der kompletten Brauerei, der Rezepturen, des Biergartens, des Inventars und aller Markenrechte ist angelaufen.
Die Brauerei teilt sich in zwei Haupträume auf: Im vorderen Gebäudeteil befindet sich das Sudhaus und im hinteren Teil (Anbau) der Gärkeller. Im Sudhaus steht die Brauanlage, hier wird die Würze produziert (Maischen und Hopfen). Im Gärkeller stehen der Gärbottich und fünf Tanks sowie eine grosse Kühlzelle. In diesem Teil der Brauerei finden die Gärung und die Reifung statt und das Bier wird in Fässer und Flaschen abgefüllt. Für den Vorplatz mit dem grossen Brunnen besitzt die Brauerei das Nutzungsrecht. Mit dem heimischen Bier und dem Blick über das Schwarzbubenland lässt es sich auf der Sonnenterrasse verweilen. «Die Brauerei ist ein kleines Schmuckstück, professionell ausgerüstet und ausgestattet mit einem kleinen, feinen Gastrobetrieb», sagt der Verkäufer. Ein Einstieg für Neulinge sei absolut möglich, wobei sich Meier bereit erklärt, seine Nachfolge in die Braukunst einzuführen. Ein solcher Betrieb sei eine riesige Chance für jemanden, der sein eigener Chef werden möchte. Was es brauche, seien Leidenschaft, Freude und Fleiss. «Der Rest kommt von allein.» Meier könnte sich aber auch eine Fusion vorstellen. «Das Chastelbach-Bier könnte auch für eine andere kleine Brauerei durchaus eine Option sein, um sich im Markt besser aufzustellen.»
Die Himmelrieder Brauerei zählt zu den Pionierbetrieben in der europäischen Craft-Bier-Entwicklung. Sie war 2005 von Gilbert Oberson initiiert worden, nachdem der Unternehmer das Milchhüsli zur Braustube umfunktioniert hatte. «Er hat damals den Nerv der Zeit getroffen», erklärt Meier und weist daraufhin, dass aus der Craft-Bier-Bewegung ein Boom geworden sei. Damals gab es in der Schweiz 200 eingetragene Kleinbrauereien, mittlerweile sind es über 1000, weiss Meier.