Primarschule nach Steiner
An der Primarschule Zwingen wurde nach anthroposophischen Prinzipien unterrichtet. Zwei Lehrerinnen haben deswegen gekündigt. Schüler und Eltern wehren sich.

Es sind happige Vorwürfe, welche die Mutter eines betroffenen Schülers erhebt. Ihr Sohn besucht die 5. Klasse der Primarschule Zwingen, in der vergangene Woche zu zum Eklat kam: Die beiden Klassenlehrerinnen haben gemeinsam gekündigt. Vorangegangen war ein Streit um anthroposophische Lehrmethoden, nach denen die Klasse unterrichtet worden war, bevor die beiden sie übernommen hatten. Ihre Kritik an den Rudolf-Steiner-Methoden kam nicht gut an. Offenbar kam es zum Streit mit Schulleiter Erich Rubitschung, in einem von den Fünftklässlern in ganz Zwingen aufgehängten Plakat ist gar von Mobbing gegen die Lehrerinnen die Rede. Trotz des grossen Medienwirbels, den die Flugblattaktion ausgelöst hat, hat Rubitschung bislang nicht Stellung genommen. Dafür gehen Eltern mit ihren Erfahrungen an die Presse.
Die Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, macht sich grosse Sorgen um die Zukunft ihres Sohnes. «Er kann kein Deutsch, weil er in den letzten Jahren immer schreiben durfte, wie er wollte», sagt sie. Gerade für ihn als Legastheniker wäre es wichtig gewesen, richtigen Deutschunterricht zu erhalten. Ihr Sohn wurde in den letzten beiden Jahren in Zwingen von Lehrpersonen unterrichtet, die sich der Lehre von Rudolf Steiner verschrieben haben. «Sie wurden von Erich Rubitschung dabei unterstützt», erklärt sie. Den Schulleiter bezeichnet sie einerseits als militärisch, andererseits als anthroposophisch angehaucht.
Schlechtes Abschneiden
In diesem Schuljahr ist ihr Sohn in die fünfte Klasse der Primarschule gekommen. «Dort hat er aufgrund des früheren anthroposophischen Unterrichts grossen Nachholbedarf», sagt die Mutter. Wie ihm geht es einigen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden. In einem kürzlich durchgeführten Vergleichststest mit anderen Schulen des Laufentals hat ein grosser Teil der Klasse schlecht abgeschnitten. Sie habe in der Vergangenheit immer wieder das Gespräch mit dem Schulleiter gesucht, um über die ungewöhnlichen Lehrmethoden zu sprechen, berichtet die Mutter. Entweder habe er die Anfragen aber abgeblockt oder ihr gar nicht erst zugehört. «Er wollte immer sein eigenes Ding durchziehen.»
Der Schulrat sei von der Flugblatt-Aktion der Schüler überrascht gewesen, sagt Harald Schmidlin, Mitglied des Zwingener Primarschulrats. Nun stehe für alle das Wohl der Schülerinnen und Schüler im Zentrum. Zu den Lehrmethoden erklärt Schulrat Schmidlin: «Ich finde es gut, wenn man auch nach links und rechts schaut. Es darf aber natürlich nicht nur in eine Richtung gehen.» Der Schulrat sei mit der Arbeit von Schulleiter Rubitschung zufrieden. Er leitet die Schule in Zwingen schon seit fast 20 Jahren mit viel Erfolg. «Die Schulleitung ist gut, so wie sie ist.»