Weltgeschichte trifft auf Lokalgeschichte

«Das Laufental und der Erste Weltkrieg» heisst die neue Sonderausstellung des Museums Laufental, die sich am vergangenen Sonntag anlässlich einer Vernissage zum ersten Mal einem erstaunlich grossen, stark beeindruckten Publikum präsentierte.

<em>Der Erste Weltkrieg als «Urkatastrophe» des 20. Jahrhunderts: </em>Landrat, Historiker und Buchautor Linard Candreia führte feinfühlig in die weltweit und regional leidvolle Kriegsgeschichte ein. Foto: Roland Bürki
<em>Der Erste Weltkrieg als «Urkatastrophe» des 20. Jahrhunderts: </em>Landrat, Historiker und Buchautor Linard Candreia führte feinfühlig in die weltweit und regional leidvolle Kriegsgeschichte ein. Foto: Roland Bürki

Ganz genau auf den Tag des Waffenstillstandes im Wald von Compiègne vor 100 Jahren öffnete das Laufentaler Museum am vergangenen 11. November die Pforten seiner neuen Sonderausstellung zum Ersten Weltkrieg, um damit gleich auf ein ungeahntes Interesse von gegen 100 Vernissage-Gästen zu stossen. Für Lilli Kuonen, Präsidentin Museum Laufental, Grund genug, sich bei allen Besucherinnen und Besuchern herzlichst zu bedanken und gegenüber dem Wochenblatt zu vermerken: «Das ist für das Team des Museums ein Riesenerfolg.» Das grosse Interesse beflügelte sichtlich auch Historiker Linard Candreia, der neben einem Artilleristen von 1918 stehend subtil in die Geschichte des Ersten Weltkrieges als «Urkatastrophe» des 20. Jahrhunderts einführte. Ein Weltkrieg mit über 20 direkt beteiligten Ländern und 70 Millionen Soldaten, der unvorstellbares Leid ausgelöst habe. Mit den Worten des Schriftstellers Erich Maria Remarque liess Candreia die Schrecken dieses Weltkriegs wieder aufleben: «Menschliche Gefühle werden ausgelöscht und der Mensch verroht. Der Tod ist allgegenwärtig und ist den Menschen ins Gesicht geschrieben. Neue Waffen, wie etwa das Gas, werden eingesetzt und gefährden besonders junge unerfahrene Soldaten ebenso stark wie auch die leidtragende Zivilbevölkerung.» Der Historiker und Buchautor fragte sich an diesem Tag des weltweiten Gedenkens, wie es zu diesen vier Jahren des Blutvergiessens und den Verlust jeglichen Sinns für Zivilisation gekommen sei, um dann gleich eine offene Frage stehen zu lassen: «Und wie steht es denn gegenwärtig um Krieg und Frieden auf unserem Planeten?»

«Diese Sonderausstellung verdient es echt, besucht zu werden», wand Candreia dem Vorstand des Museums ein Kränzchen für dessen grossen Einsatz. Das Museum mutiere so nämlich in den nächsten Monaten zu einem Ort, wo Weltgeschichte auf Lokalgeschichte treffe. Ein erster Rundgang erinnerte mit Blick auf die ausgestellten 22 «Tschakos oder Käppi», den Waffenröcken, Säbeln, Gewehren, Rangabzeichen, Kokarden und Patten stark an die Atmosphäre rings um «Gilberte de Courgenay». Die Freuden und Leiden des damaligen Soldatenlebens offenbaren sich dem Besucher einprägsam in einer aufsehenerregenden Fotogalerie mit Schwarz-Weiss-Fotos von Hans Schaltenbrand und Arthur Meyer: Soldaten, die im Chessiloch Wache schieben, ein «vergiftetes» Jassquartett in Uniform mit «Chüngel» als Zuschauer und zahlreichen leeren Bierflaschen auf dem Tisch oder dann ein auf Inspektionstour streng blickender General Wille im offenen Auto. Ein Foto eines improvisierten Krankenzimmers ruft die 1918 grassierende Spanische Grippe, der auch 32 Laufentaler Soldaten zum Opfer fielen, ins Gedächtnis zurück. Dies belegt eine umfassende Dokumentation über die Einweihung des Laufner Soldatendenkmals im Jahr 1924. Fazit zur Sonderausstellung: Spannend lehrreich, warnend, muss man gesehen haben.

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