Dramaturgie vor Harmonie
Nur zweimal wurde das Gemeinschaftswerk des Theaters Basel mit dem Sinfonieorchester Basel aus Sachers musikalischer Wunderkammer aufgeführt: einmal in Basel und am letzten Samstag in Laufen.
Inhaltlich stand Cathy Berberian (1925–1983) im Zentrum dieses «Wunderkammerkonzertes». Die Künstlerin, Tochter armenischer Einwanderer, studierte Schauspiel, Tanz und Gesang und galt als Primadonna der Avantgarde. Bereits das erste Stück, «Anatema con varie azioni», stellte die Zuhörer im Alts Schlachthuus ebenso auf die Probe wie die sieben Musiker und den Dirigenten Stephen Delanay. Das undurchschaubare Tongemälde unterbrach der musikalische Leiter immer wieder, tadelte mitunter die Musiker: «Geschätzte Flötistin, wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, dass Sie dieses ‹f› nicht so lange aushalten sollen.» Der Dirigent, der seinen Part sichtlich genoss, machte auch nicht Halt vor der Aufforderung, die Instrumente und Partituren zu tauschen, was der Musikalität des Stückes nicht unbedingt förderlich war. Delaney fragte schliesslich, ob nicht jemand aus dem Publikum die Leitung übernehmen wolle, was zwar einige Lacher, aber keine Bereitschaft auslöste. Der Cellist übernahm schliesslich diesen Part, überliess sein Instrument dem Dirigenten und führte das Stück zum erfolgreichen Ende, wie der Applaus des ganzen Ensembles bestätigte.
In der Folge kam mehr Musikalität ins Spiel. Luciano Berio komponierte und arrangierte zahlreiche Titel für seine Ehefrau und Interpretin Cathy Berbe- rian. Elf solche Kompositionen – Folksongs für Mezzosopran – interpretierte Solistin Sofia Pavone zusammen mit Musikern des Orchesters. Die deutsch-italienische Mezzosopranistin schien wie geschaffen für diese mit viel Humor und Gefühlen «getränkten» Lieder. Ganz allein spielte Flötist Stéphane Réty die «Sequenza I» für Flöte von Luciano Berio. Ein virtuoses und abstraktes einstimmiges Tongemälde, das unter die Haut ging. Ebenfalls ohne weitere Begleitung bestritt die Sängerin Berberians «Stripsody». Die Mezzosopranistin zog hier wohl sämtliche Register ihres musikalischen und schauspielerischen Könnens. Die folgenden, von Luciano Berio arrangierten Balladen und Lieder von Kurt Weill und den Beatles versöhnten schliesslich auch jene Zuhörer im Saal, denen die vorangehende Literatur doch etwas zu abstrakt und zu wenig harmonisch vorkam.