Integration mit Nadel und Faden

Seit letztem Frühling gibt es in Laufen für Migrantinnen einen Nähkurs. Gelernt wird aber nicht nur der Umgang mit einer Nähmaschine, sondern auch Deutsch.

Hier wird gelernt: Nicole Quartara (l.) ist für die Kinderbetreuung zuständig, Stefanie Fischer (r.) leitet den Nähkurs. Fotos: Melanie Brêchet
Hier wird gelernt: Nicole Quartara (l.) ist für die Kinderbetreuung zuständig, Stefanie Fischer (r.) leitet den Nähkurs. Fotos: Melanie Brêchet

Die Idee entstand im letzten Sommer. Der Verein Zämme stoo, präsidiert von Stadträtin Carole Seeberger wünschte sich ein Angebot für Migrantinnen mit kleinen Kindern. Stefanie Fischer, die den Kurs heute leitet schlug vor, einen Nähkurs anzubieten. Aus der Idee wurde somit schon bald ein konkreter Plan. Es ist ein heisser Donnerstagmorgen in Laufen. Aus dem Pavillon am Maiersackerweg in Laufen kommt fröhliches Kinderlachen. In einem eigens für die Kinder eingerichteten Raum liegen Spielsachen, zusammengetragen aus Spenden. Die 7 Kinder im Alter zwischen 3 Monaten und 5 Jahren werden von Nicole Quartara beaufsichtigt, welche ansonsten auch in der Spielgruppe Windrädli in Laufen tätig ist. Mit den Kindern macht sie Kreisspiele, singt Lieder oder schaut Bücher an, während die Mütter im Nebenraum mit ihrer Näharbeit beschäftigt sind. «Die Kinder lernen schnell, die Lieder können sie schon fast auswendig» sagt Nicole Quartara. Ihr zur Seite steht eine Praktikantin, die die Zeit bis zur Lehre im Sommer überbrückt. Einen Raum weiter arbeiten fünf Frauen an ihren Nähprojekten. Noch sind es einfache Arbeiten, da die Frauen keine oder kaum Vorkenntnisse mitgebracht hätten, sagt Kursleiterin Stefanie Fischer. Die Frauen können im Kurs in vielerlei Hinsicht profitieren, sagt sie. Nebst Nähen und Deutsch lernten die Frauen auch einem geregelten Tagesablauf zu folgen, was für eine zukünftige Arbeitsstelle von Vorteil sei. Und auch kulturelle Unterschiede müssten immer wieder überbrückt werden, erklärt Stefanie Fischer. Vier Frauen kommen aus Eritrea, eine aus dem Tibet. Eden Mehari Andemichael ist mit einer Mütze und einem Dreieckstuch für ihre kleine Tochter beschäftigt. Sie spricht bereits recht gutes Deutsch, ist sie doch schon seit zwei Jahren in Laufen und bereits seit fünf Jahren in der Schweiz. Es sei für sie wichtig, auch mal aus dem Haus zu kommen und Deutsch zu lernen, erklärt sie. Über den Verein «Zämme stoo» habe sie vom Nähkurs erfahren und sei sogleich begeistert gewesen. Sie möchte im Herbst darum unbedingt weitermachen und die Nähwerkstatt für die Fortgeschrittenen besuchen. Die Werkstatt findet ab September am Donnerstagnachmittag statt und soll auch für deutschsprachige Frauen offen sein. Carole Seeberger, Laufner Stadträtin und Präsidentin des Vereins «Zämme stoo» hofft, dass sich die Frauen dank des Kurses eine gewisse Selbständigkeit aufbauen können, und sei es nur durch den Verkauf von Selbstgenähtem. Finanziert wird der Kurs gemeinsam von der Sozialhilfe und den Verein «Zämme stoo», welcher via Sponsoren Stoffe und Nähmaschinen aufgetrieben hat. Damit der Kurs im Herbst weitergeführt werden beziehungsweise um die Nähwerkstatt erweitert werden kann, ist sie auf weitere Hilfe angewiesen: Gesucht werden Nähmaschinen, Stoffe und weiteres Zubehör. Wer Hilfe anbieten kann oder wer sich für die Nähwerkstatt ab September interessiert kann sich bei Carole Seeberger unter carole.seeberger@gmx.ch melden.

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