Wenn Architekten wieder die Bewohner fragen

Wenn hochkarätige Architekten aufeinanderprallen, so gibt es Nahrung für die Gedanken. Die Art Basel fand an einem augenöffnenden Abend in derKeramischen statt.

Umweg: Ruy Ohtake meint, seine Skizzen gingen vom Kopf direkt aufs Blatt. In Wahrheit nehmen sie einen Umweg übers Herz. Foto: Gini Minonzio
Umweg: Ruy Ohtake meint, seine Skizzen gingen vom Kopf direkt aufs Blatt. In Wahrheit nehmen sie einen Umweg übers Herz. Foto: Gini Minonzio

Im Kopf? Im Computer? Im Chemielabor? Wo kann neue Architektur entstehen? Keramik Laufen und Similor haben letzte Woche während der Art Basel hochkarätige Architekten eingeladen, um über ihre Vorgehensweisen zu berichten.

Ultraspannend war der Auftritt des brasilianischen Stararchitekten Ruy Ohtake. Er zog mit seinen Ausführungen alle in den Bann. «Ich habe gar keinen Computer in meinem Büro», erklärte er und erntete teils bewundernde, teils schlichtweg neidische Blicke. «Die erste Skizze muss vom Kopf direkt aufs Blatt fliessen», fügte er an. Erst danach sei Platz für Computer, mit deren Hilfe sich die Konstruktionsdetails berechnen liessen. Dabei gelingt es Othake immer wieder, die Grenzen des Bisherigen zu überwinden. Er verlässt das Konventionelle und baut Gebäude, wie sie noch nie gebaut wurden.

Benjamin Dillenburger, Architekt und Assistenzprofesser, hingegen macht überhaupt keine Skizzen. Er hat ein Computerprogramm entwickelt, das selbstständig komplexe Formen erfindet. «Wir brauchen den Rechner, um neue Formen zu finden», erklärte er. Damit liessen sich vorgefasste Meinungen überwinden und neue Formen entdecken. Um seine Skulpturen herzustellen, benutzte er schliesslich einen raumgrossen 3-D-Drucker. «Der Drucker trägt Schicht für Schicht eine Mixtur aus Sand und einem Binder aus Käse auf», so Dillenburger. Als Resultat entstehen Skulpturen und Räume, die an Grotten erinnern. Allerdings könne man mit dieser Technik beliebige Formen sehr günstig herstellen.

Gar im Chemielabor hat der Schweizer Architekt und Professor Christian Kerez das Modell für seine Raumskulptur erschaffen, die im Schweizer Pavillon an der Biennale in Venedig zu sehen ist. Seine begehbare Raumskulptur erinnert an eine Tropfsteinhöhle. Das Modell sieht aus, wie wenn in einer plastischen Substanz Gase entstehen. Das Modell entstand zufällig, mehr will Kerzers nicht verraten. Er wolle erforschen, wie man Räume erschaffen könne.

Sowohl Kerez als auch auch Ohtake haben in Brasilien Pläne für Wohnkomplexe in Armensiedlungen gebaut. Erst Ohtakes Pläne wurden bisher umgesetzt. Kerez beschrieb, wie er die Elemente der bestehenden Siedlung aufgenommen und sie künstlerisch umgesetzt hat. Ohtake hingegen schilderte, wie er mit den Erwachsenen und Kindern redete, die in seine Siedlung einziehen sollten. «Erst wenn wir wissen, was die Leute brauchen, können wir sinnvoll bauen», so Ohtake. Wichtig sei es auch, später nachzuschauen, wie die Bewohner die Häuser nutzen.

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