Schlossverein will Geschichte der «Papyri» lebendig erhalten

Zu seinem 40-Jahr- Jubiläum lanciert der Schlossverein Zwingen das Projekt «Living Memory». 60 Kunstschaffende machten sich im Industrieareal auf Spurensuche, um die wechselvolle Geschichte der Papierfabrik künstlerisch-gestalterisch umzusetzen.

Papierfabrik im Dornröschenschlaf: Bis ein Investor das Areal wachküsst. Foto: Roland Bürki
Papierfabrik im Dornröschenschlaf: Bis ein Investor das Areal wachküsst. Foto: Roland Bürki

Die Schliessung der vor hundert Jahren gegründeten Holzstoff- und Papierfabrik Zwingen im Jahr 2004 ist bei der regionalen Bevölkerung nicht vergessen: 125 Arbeitnehmer verloren damals ihre Arbeit. In ihrer wechselvollen Geschichte erlebte die Fabrik Höhen und Tiefen. So wurde in den 1920er-Jahren jede dritte Schweizer Zeitung auf Zwingner Papier gedruckt. In den 1980ern stieg die Fabrik mit 280 Angestellten zum zweitgrössten Arbeitgeber im Laufental auf. Nach der Verlegung der Zeitungspapierproduktion im Jahre 1993 nach Utzensdorf sank der Personalbestand auf gerade noch 80 Mitarbeiter. Trotz der innovativen Produktion von Recyclingpapier musste die Papierfabrik 2004 Konkurs anmelden. Die hohen Investitionen in die Sanierung ihrer Abwasserreinigung hatte das Werk nicht mehr stemmen können.

Das der Bevölkerung nicht zugängliche Fabrikareal an der Birs direkt neben dem Schloss verfiel danach in einen Dornröschenschlaf, den der Gemeinderat 2009 mit der Umnutzung des Areals beenden wollte. Die von der Gemeindeversammlung 2011 beschlossene und vom Regierungsrat 2013 genehmigte Teilzonenplanung «Areal Papierfabrik/Etzmatt» erlaubt eine umfassend neue Bebauung des zur Industriebrache verkommenen Geländes. Die Zeit bis zum absehbaren Abriss der Gebäulichkeiten will nun der seine 40 Jahre feiernde Schlossverein Zwingen nutzen, um mit dem Projekt «Living Memory» einen «dokumentarischen Blick auf das Areal zu richten, der die aktuellen Veränderungen festhält und ästhetische Ideen in eine mögliche künftige Nutzung einbringt». An dieser Art Vergangenheitsbewältigung beteiligen sich die Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW), Schulen und Bevölkerung im Laufental sowie Kunstschaffende in einem Künstlerwettbewerb.

Grosses Interesse am Fabrikareal

Rund 60 Künstlerinnen und Künstler durchstreiften deshalb am Montag das sonst abgeriegelte Fabrikareal, fotografierten, skizzierten, filmten oder fragten etwa Markus Jermann, Präsident des Schlossvereins, oder den durchs Areal führenden Heiko Abel von der Nachlassverwaltung aus. «Nehmen Sie die Papierfabrik wahr, forschen Sie, untersuchen Sie und entwickeln Sie ein ästhetisches Produkt aus all Ihren Forschungen», riet Barbara van der Meulen, Dozentin am Institut Ästhetische Praxis und Theorie HGK Basel und mitverantwortlich für das Projekt. Eine Fachjury werde anhand der eingereichten Projektdossiers 15 Kunstschaffende auswählen, die ihren Vorschlag dann gegen ein Honorar von höchstens 2000 Franken realisieren dürften. «Die künstlerisch-gestalterische Materialisierung der Spuren und der Geschichte rund um die Papierfabrik kann sich beispielsweise in Form von Spurenzeichnungen über Klanginstallationen bis hin zu raumgreifenden Installationen erstrecken», erläuterte van der Meulen gegenüber dem Wochenblatt. Ganz wichtig sei ihr aber, dass die Bevölkerung im Sommer 2015 anlässlich eines Dorffestes auch die Arbeiten von Künstlern, Studenten und Schülern zu sehen bekäme: «Vielleicht gar in dieser riesigen Maschinenhalle.»

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