Orgelbau im Blut der Familie

Ernest Meier-Pingel setzt sich auf die Spuren der Familie Frantz aus Liesberg. Einige der männlichen Vorfahren installierten Orgeln in vielen Kirchen der Schweiz und waren für ihre genialen Instrumente berühmt.

Chronist von Liesberg: Ernest Meier-Pingel.  Fotos: zvg
Chronist von Liesberg: Ernest Meier-Pingel. Fotos: zvg

Der Name Franz ist nicht nur ein altes Burgergeschlecht von Liesberg, sondern steht auch für eine bekannte Orgelbauerdynastie. Allerdings schrieb sich die Familie damals mit «tz», was im Laufe der Zeit aus praktischen Gründen vereinfacht wurde. Die Brüder Joseph (1761) und Anton Frantz (1768) waren die Begründer des Liesberger Orgelbaus und hatten ihre Werkstatt wahrscheinlich im «Lätten» unterhalb des Rössliplatzes.

Sie waren ihrer Zeit weit voraus und erstellten perfekte Kirchenorgeln. Allein die Klanggestaltung erforderte musikalisches Talent, mussten die Pfeifen doch haargenau aufeinander abgestimmt werden. Die Brüder stellten sowohl Holz- als auch Zinnpfeifen her, waren also in Holz- wie Metallbearbeitung geübt. Die ausgefeilte Mechanik und die ganze Blastechnik gehörten auch dazu, um eine Orgel sauber zum Klingen zu bringen. Aussengestaltung und Schnitzereien – auch Prospekt genannt – erforderten handwerkliches Geschick.

Ernest Meier-Pingel, der im nächsten Dorfspiegel von Liesberg eine detaillierte Chronik veröffentlicht, ermittelt, dass anno 1788 Joseph Frantz vom Kloster Mariastein den Auftrag für eine neue Chororgel mit 27 Registern erhielt. Gleichzeitig musste er die beiden bestehenden Instrumente in der oberen Kirche und in der Kapelle reparieren. Leider ist von dieser Orgel nichts mehr geblieben. Im elsässischen Raedersdorf durfte Johannes Frantz ebenfalls eine Orgel installieren. Frantz hatte sich stark an den bekannten Silbermannorgeln orientiert und eine herrliche Klangwelt geschaffen. Die Orgel ist in den letzten Jahren in 4000 Arbeitsstunden restauriert worden. Die Gebrüder Frantz hatten über 30 Orgeln hergestellt, leider aber schlechtes Holz verwendet, dem der Holzwurm den Garaus machte. «In der Liesberger Kirche ist nur noch das Gehäuse der Frantz-Orgel vorhanden, das Innenleben wurde erneuert», bedauert Meier. Wie er im Tagebuch des damaligen «Maiers» (Gemeindepräsident) Fridolin Steiner nachliest, musste Liesberg anno 1820 eine Bürgschaft von 30 Louis d’or (heute etwa 6000 Franken) der Gemeinde Aesch (LU) stellen. Sie galt als Garantie für eine neu zu liefernde Orgel.
Pikant im Leben der Orgelbauer war die Tatsache, dass die beiden Brüder vier Jahre an der Seite Napoleons in Russland gekämpft hatten und unversehrt nach Liesberg zurückkehrten.
Johannes hat den Orgelbau seinen Söhnen Anton und Joseph Dyonis übergeben.

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