Der «Schützen» verliert seine musikalische Seele

Der Musiker und Event-Manager Ronald Sternlicht verlässt zusammen mit der Pächterin Gigi Ettlin das Restaurant Schützen an der Aliothstrasse in Münchenstein.

Immer mit voller Energie bei der Sache: Ron, Drummer aus Leidenschaft, sucht nach einer neuen Heimat.  Foto: Tobias Gfeller
Immer mit voller Energie bei der Sache: Ron, Drummer aus Leidenschaft, sucht nach einer neuen Heimat. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Alle nennen ihn nur «Ron». Unter diesem Kürzel kennt man ihn in der regionalen Musikszene. Und seine Beziehungen muss er jetzt nutzen, um eine neue Örtlichkeit für seine Musikevents zu finden. Zusammen mit Pächterin Gigi verlässt er das Restaurant Schützen auf Ende Juni. Ron wünscht sich ein Lokal in der näheren Umgebung, am besten wieder im Birs-eck. «Eine Öv-Anbindung, Parkplätze und nicht zu heikle Nachbarn wären wichtig», erklärt Ron die Bedürfnisse des Lokals. Es müsse kein Restaurant sein. «Es darf auch eine Lagerhalle oder etwas Ähnliches sein, wo wir uns dann so einrichten, wie wir uns das vorstellen.» Voraussetzungen seien eine Heizung, Strom- und Wasserleitung sowie sanitäre Anlagen.

Live-Konzerte und Jam-Sessions
Der mittlerweile 64-Jährige ist erfahren genug, um zu wissen, was es braucht, damit eine Lokalität einen gewissen Charme ausstrahlt. «Es braucht Wärme, damit sich die Menschen wohlfühlen.» Und dies taten sie während über dreier Jahre im Restaurant Schützen an der Aliothstrasse 3 gleich neben dem Bahnhof Münchenstein. Auf Bitten von Pächterin Gigi kam Ron aus der Basler Jägerhalle, wo er bereits als Event Manager und Musiker tätig war, ins Restaurant Schützen. Er sollte dieses in ein Musiklokal verwandeln, in dem mindestens einmal die Woche Live-Konzerte stattfinden. Gesagt, getan.

Ron nutzte sein Netzwerk und fragte bei Musikerkollegen und Künstlern nach, ob sie im Restaurant Schützen auftreten würden. «Das Ganze wurde zu einem Selbstläufer. Jedes Wochenende veranstalteten wir grossartige Konzerte», sagt Ron nicht ohne Stolz. Heute bekommt der Event Manager von Bands drei bis vier Anfragen täglich, die gerne im «Schützen» auftreten wollen. Die Lokalität und die Konzertabende haben sich herumgesprochen. Wer einmal hier war, möchte wiederkommen. Dies gilt nicht nur für regionale Bands, auch aus der ganzen Schweiz, aus Holland, Italien, Frankreich, England, sogar aus den USA kommen die Musiker immer wieder gerne.

Immer der Herausforderung nach
Mit dem Konzert am 20. Juni endet eine über dreijährige Ära. Der «Schützen» verliert mit Pächterin Gigi und Ron, der mittlerweile oberhalb des Restaurants wohnt, seine musikalische Seele. «Es ist definitiv eine Menge Wehmut da», gibt Ron unumwunden zu. Die Live-Konzerte, die Jam Sessions oder einfach nur das gemütliche Beisammensein – das ist Rons Leben. Angefangen hat dies in den 1960er-Jahren, als er mit dem Schlagzeug seine Liebe für die Musik entdeckte. Es ist wohl seiner Eigenart zuzurechnen, dass er wenige Jahre nach Entdecken seiner Leidenschaft diese für ganze 30 Jahre zur Seite legte. «Ich hatte das Gefühl, ich bin nicht gut genug», erinnert sich Ron. Dazwischen führte er abwechselnd Modeboutiquen, ein Geschenkartikel-Laden, einen Shop für Computerspiele oder verkaufte Swatch- Uhren. «Immer, wenn es gut lief, hörte ich damit auf. Ich bin einer, der die Herausforderung sucht und braucht.»

Leidenschaft und Idealismus
1997 sass er ans Schlagzeug zurück, als die Band namens Fax ihn unbedingt als Drummer haben wollte. Fortan war die Leidenschaft zurück und ist bis heute geblieben. Neben Fax spielt er zurzeit auch bei I-VAN & the Cargo Handlers und bei Oh Well. Blues, Rock und Folk sind seine Stilrichtungen. Hinter seiner Leidenschaft steckt viel Idealismus. So auch bei seinen Konzertabenden. Weder Eintritt noch Konsumationsaufschläge wurden je im «Schützen» verlangt. Alle Bands spielten auf Kollekte. «Wer die Besucher begeistern konnte, wurde per Hut auch fürstlich entlohnt.» Dieses Credo will das «Schützen»-Team auch in Zukunft beibehalten. «Auch an einem allfälligen neuen Ort werden die Finanzen die letzte Priorität haben.» Eine schwarze Null, wie bis anhin, und das Musikerherz von Ron alias Ronald Sternlicht ist zufrieden.

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