Verkehr soll durchs Tal geführt werden

Die Kantonsstrasse zwischen Münchenstein und Arlesheim soll verlegt werden. Bis zum Bau­beginn dürfte es noch ein weiter Weg sein.

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Verlegung: Statt durch die Wohnquartiere könnte der Verkehr künftig entlang der Bahngleise durch das Gewerbegebiet gelenkt werden. Quelle: TBA BL / Grafik: mop

Derzeit verläuft die vielbefahrene Kantonsstrasse entlang der Hauptstrasse durch den Münchensteiner Dorfkern, weiter durch die Baselstrasse und die Birseckstrasse nach Arlesheim. Neu soll sie durch den Talboden führen: In Münchenstein soll der Hauptverkehr bei der Abzweigung Hauptstrasse/Bahnhofstrasse über die Brücke Heiligholzstrasse in die Aliothstrasse geführt werden. Dort soll die Strasse weiter über einen Abschnitt, der neu gebaut werden muss, bis unter das Viadukt Sundgauerstrasse verlaufen, wo sie an die bestehende Talstrasse in Arlesheim anschliesst. Was kompliziert klingt, ist einfach erklärt: Statt durch die Wohnquartiere in Münchenstein und Arlesheim soll der Verkehr künftig entlang der Bahngleise durch das Gewerbegebiet im Tal gelenkt werden.

Gleichzeitig soll eine neue Radroute entstehen, die Teil einer zukünftigen Velo­vorzugsroute «Birsstadt Ost» zwischen Aesch und Basel sein wird. Für den Fussverkehr soll das Gebiet mit neuen Trottoirs, Fussgängerquerungen und Verbindungen zum Bahnhof Münchenstein erschlossen, durch eine neue Unterführung auch das Birs­ufer einfacher erreicht werden. So jedenfalls sieht es das kantonale Vorprojekt vor, das am Dienstagabend auf dem Areal von Uptown Basel der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Durch die Verlegung der Kantonsstrasse soll der Verkehr in den Wohngebieten um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Täglich befahren zwischen 8000 und 10000 Fahrzeuge die heutige Kantonsstrasse, zeigte Axel Mühlemann, Leiter Projektmanagement beim Tiefbauamt, auf: «Wir gehen davon aus, dass 3000 bis 4000 Fahrzeuge reiner Durchgangsverkehr sind. Dieser Verkehr sollte sich verlagern.»

Gewerbe muss Land abtreten

Ein weiterer Grund für die geplante Verlegung seien die rasanten Entwicklungen in den Gewerbegebieten, die besser erschlossen werden sollen. Die Münchensteiner Gemeindepräsidentin Jeanne Locher und der Arlesheimer Gemeinderat Pascal Leumann waren sich denn auch einig: Für die beiden Gemeinden sei die Verlegung eine Win-win-Situation.

Damit die neuen Strassenabschnitte zwischen Schorenweg und Aliothstrasse gebaut werden können, müssen Gewerbetreibende deshalb teilweise Land an den Kanton abtreten. So müssen beispielsweise der Kopfbau des Stamm-­Gebäudes weichen und Parkplätze aufgehoben werden.

Die Veranstaltung lief denn auch nicht ohne Zwischentöne ab. Urs Ullrich, CEO Paul Ullrich AG, betonte, es handle sich bei der Aliothstrasse um eine Privatstrasse – es sei «mutig» vom Kanton, mit dieser bereits zu planen. Auch wenn er das ­Projekt grundsätzlich befürworte, seien die  angedachten Dimensionen mit fast 15 Metern Strassenbreite an diesem Ort unpassend. Mehrfach wurde von Votanten auch die Sorge formuliert, die neue Strasse würde gar nicht genutzt werden oder am Knoten Bahnhofstrasse/Hauptstrasse in Münchenstein werde es dort, wo die Tramschiene gequert werden muss, zu Stau kommen.

Mühlemann erklärte, die Tramhaltestelle Elektra Birseck werde wegen tiefer Frequentierung sowieso aufgehoben, was die Platzverhältnisse etwas entschärfen solle – eine Information, die im fast vollbesetzten Saal nicht nur gut ankam.

Baubeginn für 2028 vorgesehen

Stimmt der Landrat dem Projekt zu, so kann ab 2028 gebaut werden – sofern kein Referendum ergriffen wird und ­Einsprachen nicht ans Gericht weitergezogen werden. Die geschätzten Kosten liegen bei 38,5 Millionen Franken. Finanziert wird das Projekt vom Kanton, mit einer Beteiligung des Bundes im Rahmen des Agglomerationsprogrammes sei «zu rechnen», so die Bau- und Umweltschutzdirektion. Der Kanton lädt die Bevölkerung ab heute bis zum 31. Mai zur Mitwirkung ein. Die Unterlagen zum Projekt sind auf den Gemeindeverwaltungen von Arlesheim und Münchenstein sowie unter bl.ch/Talstrasse einsehbar.

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