Zu Herzen gehende Weihnachtsklänge in der Klosterkirche

Am letzten Samstag sang das Carmina Vokal Ensemble unter Ly Aellen Auszüge aus Bachs Weihnachtsoratorium und traditionelle Weihnachtslieder. Für den Chor eine Einstimmung in die nächste Saison.

Stimmungsvolle Kulisse für Bachs Weihnachtschöre: Ly Aellen dirigiert das Klavierquintett und das Carmina Vokal Ensemble.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Stimmungsvolle Kulisse für Bachs Weihnachtschöre: Ly Aellen dirigiert das Klavierquintett und das Carmina Vokal Ensemble. Foto: Thomas Brunnschweiler

Bis auf den letzten Platz war die Klosterkirche besetzt. Während im Fernsehen junge und angejahrte Stars unter Lametta und in kitschiger Dekoration verlogene Weihnachtsseligkeit zelebrierten, vermochte Ly Aellens Ensemble das Publikum in der Kirche in echte, innige Weihnachtsstimmung zu versetzen. Instrumental wurde der Chor von einem Klavierquintett unterstützt. Dominique Gisler und Ruwen Kronenberg (Violinen), Caterina Comas (Bratsche), Cécile Lino (Cello) sowie Raouf Mamedov bewiesen bereits im «Jauchzet, frohlocket!» ein präzises, dem barocken Gestus angepasstes Zusammenspiel. Unter dem Titel «Die heilige Weynacht» sang das Ensemble Auszüge aus Bachs Weihnachtsoratorium sowie traditionelle Weihnachtslieder.

Neben Musik und Gesang kam die Sprache als drittes Element dazu. Die Sprecherin Agnes Zehnter las die Weihnachtsgeschichte in der von Bach verwendeten Lutherfassung. Obgleich der an anthroposophischer Sprachgestaltung geschulte Sprechduktus mit seiner künstlichen Emphase Geschmacksache ist, passte der leicht überhöhte Ton doch zur gesamten Aufführung. Der Chor, der sich zum Auftakt singend von hinten nach vorn bewegte, interpretierte vor allem die Choräle und die Lieder sehr homogen und gepflegt. Die Energie ging von Ly Aellens unverwechselbarem, teils fast expressivem Dirigat aus. Dass die Singenden in einem schwierigen polyphonen Chor etwas aus der Balance gerieten, verzieh ihnen das Publikum; umso mehr, als Ly Aellen das Ensemble aus der musikalischen Glatteispanne souverän wieder ins Gleichgewicht brachte. Insgesamt war das Konzert mit einer guten Dauer stets kurzweilig und von beachtlichem Niveau. Zum Schluss durfte das ganze Publikum ins Lied «O du fröhliche» einstimmen.

Neues Projekt 2018/19

Ly Aellen möchte mit ihrem Ensemble auch in Zukunft ganzheitlich arbeiten. Bereits der Auftritt in Mozarts Oper «La Clemenza di Tito» zeigte das Potenzial des Chores, das den rein gesanglichen Rahmen sprengt. «Singen, spielen und sprechen, all das soll dazugehören», erklärt die vielseitige Dirigentin. Das Weihnachtskonzert war die Vorstufe zu einem Opernchorprojekt, das 2018 beginnt und 2019 bühnenreif sein soll. Mit berühmten Opernchören soll collageartig eine neue Geschichte erzählt werden. Wiederum eingeplant ist eine Sprecherin. Die Dirigentin sucht noch Sängerinnen und Sänger, die sich auf das ganzheitliche Experiment einlassen. Am 15. Januar 2018 berichtet Ly Aellen erstmals über ihre Ideen. Weitere Informationen lassen sich unter www.carmina-vokal-ensemble.ch beziehen.

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