Verliebt, verlassen, verloren

In einer Koproduktion von «how to make friends» und neuestheater.ch findet am 14. November die Premiere von Francis Poulencs Monooper «La voix humaine» in der Inszenierung von Solenn’ Lavanant Linke statt.

Jugend und Alter, Hoffnung und Verzweiflung: Alice Lutz und Rita Bieri.  ZVG/Andy Tobler
Jugend und Alter, Hoffnung und Verzweiflung: Alice Lutz und Rita Bieri. ZVG/Andy Tobler

Als Jean Cocteau 1930 das Monodrama «La voix humaine» veröffentlichte, ahnte er kaum, wie visionär es war. Eine Frau, von ihrem Liebhaber verlassen, versucht am Telefon, diesen zurückzugewinnen. Aber die kommunikative Situation macht ihre Pläne zunichte. «… als wir uns sahen, konnte man den Kopf verlieren … und den gewinnen, den man liebt», sagt sie einmal, «doch durch diesen Apparat ist nun alles aus.» Das Stück, das Poulenc kongenial vertonte, kann auch als ein Gleichnis auf das Smartphone gelesen werden, mit dem klitzekleinen, wenn auch für das tragische Ende des Stücks nicht unerheblichen Unterschied, dass Smartphones keine Telefonschnüre haben.


Hohe Anforderungen an Solistin

In der Ankündigung ist von einer Frau die Rede, die «an einem Punkt zwischen den Zeiten gelandet ist». Im Unterschied zur ursprünglichen Fassung lässt die Regisseurin zusätzlich zur singenden Protagonistin zwei Schauspielerinnen auftreten. Alice Lutz spielt einen Teenager, der das Leben noch vor sich hat, Rita Bieri eine Dame, die bereits mit dem Zerfall und der Anklammerung an die Vergangenheit kämpft. In den ersten fünf Aufführungen wird die international bekannte Sopranistin Maya Boog die Hauptrolle spielen, danach Sollenn’ Lavanant Linke die Rolle verkörpern. Das Stück erfordert nicht nur ein gute Sängerin, sondern auch eine starke darstellerische Leistung. Poulenc gab bei der Uraufführung die Rolle nicht Maria Callas, sondern Denise Duval. Maya Boog hat eine Vermutung: «Callas war eine grossartige Darstellerin, aber vielleicht fürchtete man sich vor dem leichten Akzent in ihrer Stimme. Zudem kann man sich in diesem Stück nicht in melodischen Phrasen ergehen, sondern muss vieles fast sprechen.»


Telefon macht sprachlos


Wie lässt sich ein Stück, das keine leichte Kost darstellt, aber auch nicht unver-
daulich ist, dem Publikum nahebringen? «Wir streben eine möglichst grosse Authentizität an», sagt Maya Boog, «man wird vergessen, dass hier gesungen wird und es sich um zeitgenössische Musik handelt. Das Stück saugt einen gleichsam ein.» Eine Herausforderung sieht Maya Boog in der Aufgabe, das Stück auswendig zu lernen. «Ich lerne oft lange Rollen, aber hier findet der Dialog in der Einzelperson selbst statt. Es gibt keine Geschichte, die sich entwickelt, keine Anschlussstellen, auf die ich reagieren kann.»
Einige Passagen nehmen die Kommunikationsprobleme der heutigen Generation vorweg. «Die Probleme haben sich aber seither potenziert», sagt Maya Boog, «Cocteau war diesbezüglich visionär. Heute wird der Kontakt am Telefon einfach abgebrochen, wenn etwas nicht mehr so geht, wie man das möchte.» «La voix humaine» verspricht einen starken und gehaltvollen Musikabend.


Tickets für die Premiere gewinnen


Das «Wochenblatt» verlost für die Premiere vom Dienstag, 14. November, 19.30 Uhr, 2 × 2 Tickets. Einfach eine E-Mail mit dem Stichwort «voix humaine» an <link mail>wettbewerb@wochenblatt.ch senden. Einsendeschluss ist der Montag, 6. November, 12 Uhr.

<link http: www.neuestheater.ch>www.neuestheater.ch

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