«Ich bin angekommen»

Seit bald 100 Tagen ist Sylvester Ihuoma Pfarrer der Römisch-katholischen Kirchgemeinde Arlesheim-Münchenstein. Er möchte Nächstenliebe und Optimismus vermitteln.

Gottvertrauen, Lebensfreude und der stete Glaube an das Gute: Das versucht Sylvester Ihuoma als Seelsorger zu vermitteln.  Foto: Tobias Gfeller
Gottvertrauen, Lebensfreude und der stete Glaube an das Gute: Das versucht Sylvester Ihuoma als Seelsorger zu vermitteln. Foto: Tobias Gfeller

Noch stapeln sich die Umzugskartons im Büro. Was Sylvester Ihuoma in Sachen Einrichtung noch nicht ganz geschafft hat, ist ihm zwischenmenschlich bereits gelungen. «Ich bin angekommen», sagt er mit strahlenden Augen. Ganz Arlesheim und Münchenstein habe er aber noch nicht im Blick, räumt er ein. Angekommen ist er vor allem menschlich. Mit Wohlwollen sei er in den beiden Pfarreien St. Odilia Arlesheim und St. Franz Xaver Münchenstein und bei der Bevölkerung aufgenommen worden. Seine Herkunft – Sylvester Ihuoma stammt ursprünglich aus Nigeria, studierte in Rom und arbeitete zuletzt in Münster – sei bisher nie Thema gewesen. «Ich weiss dieses Wohlwollen sehr zu schätzen», sagt er voller Demut. Er habe viele positive Rückmeldungen in seinen ersten Wochen erhalten. Das mache Mut.

Engagierte Kirchgemeinde

Von Beginn weg fühlte sich der 50-Jährige im Birseck wohl. Auf die freie Stelle in Arlesheim und Münchenstein aufmerksam wurde Sylvester Ihuoma durch den zuständigen Bischof. Als er sich den Gemeindeverantwortlichen vorstellte, war dies für ihn erst der zweite Besuch in der Schweiz. Er traf auf eine aktive Gemeinde, erinnert er sich. «Viele Menschen engagieren sich in der Kirchgemeinde, in Vereinen oder auch sonst ehrenamtlich. Das gefällt mir und ich bin allen dankbar dafür.» Er habe aber auch Potenzial für Verbesserungen gefunden, nach dem Motto «Die Liebe Christi drängt uns (caritas Christi urget nos)». Die Gemeindemitglieder – zuvorderst er als Pfarrer – sollen noch mehr auf jene Menschen zugehen, die nicht aktiv am Kirchenleben teilnehmen. «Alle Menschen, auch jene, die keine Gottesdienste besuchen, sollen spüren, dass wir für sie da sind.» Das könne im Grossen, aber auch im Kleinen im Alltag passieren. «Überall dort, wo Menschen sind, ist auch die Kirche. Dieses Bewusstsein möchte ich hier noch verstärken.» Die Kirche soll hin zu den Menschen und nicht warten, bis diese zu ihr kommen. Nächstenliebe leben, nicht nur predigen. Als Pfarrer möchte er dies aktiv vorleben. Er besucht Menschen zu Hause oder im Alters- und Pflegeheim, die aus gesundheitlichen Gründen die Gottesdienste nicht besuchen können.

Wertschätzung für jeden

Dabei möchte Sylvester Ihuoma auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen eingehen. Bereits hat er gespürt, dass Arlesheim und Münchenstein nicht gleich ticken. Es fällt ihm aber schwer, die Unterschiede auf den Punkt zu bringen. «Man spürt, dass hier in Arlesheim sehr viele Akademiker wohnen, mit entsprechend höherer Erwartung. In Münchenstein sind es mehr Arbeiterfamilien, sodass alles ein wenig einfacher erscheint.» Die Botschaften, die er in den Gottesdiensten verkündet, sei sonntags zwar meistens die Gleiche. «Ich versuche aber, auf die unterschiedliche Mentalität der Menschen einzugehen.» Die Gottesdienste in Arlesheim gestalte er schon nur wegen des Doms und dessen historischer Architektur traditioneller.

Seine afrikanische Herkunft und die damit verbundene Kultur und Mentalität versteckt er dabei keineswegs, im Gegenteil. Spiritualität, Gottvertrauen, Spontanität, Lebensfreude, Optimismus und der stete Glaube an das Gute versucht er als Seelsorger zu vermitteln. Eine kleine Geste könne dabei schon viel bewirken. «Es geht mir um die Wertschätzung jedes Einzelnen. Ich versuche stets, die Menschen, denen ich begegne, als meine Familie zu sehen.» Um noch näher bei den Leuten zu sein, wolle er fleissig Mundart lernen. «Ich verstehe es bereits ganz gut. Sprechen muss ich noch lernen.»

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