Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Viele schmackhafte Speisepilze haben giftige Doppelgänger. Der Gang zum Pilzkontrolleur schafft Klarheit und schliesst die Verwechslung mit einem lebensbedrohlichen Giftpilz aus.

Reiche Ausbeute: Pilzkontrolleur Kurt Minder entdeckte auf seinem letzten Pilzgang 27 verschiedene Arten. Foto: Isabelle Hitz
Reiche Ausbeute: Pilzkontrolleur Kurt Minder entdeckte auf seinem letzten Pilzgang 27 verschiedene Arten. Foto: Isabelle Hitz

Die Pilzsaison hat dieses Jahr früher als gewohnt begonnen. Kühle und regenreiche Augusttage sorgten dafür, dass in den Wäldern bereits eine grosse Vielfalt an Pilzen zu finden ist, von der sich aber nur ein kleiner Teil als Speisepilze eignet. Erwischt man statt der begehrten Delikatesse einen Giftpilz, kann die Verwechslung schlimmstenfalls tödliche Folgen haben. Im Jahr 2016 wurden bei Tox Info Suisse 63 ärztliche Rückmeldungen zu Pilzvergiftungen registriert, zwei davon mit schwerem Verlauf, erklärt Katharina Schenk-Jäger, Pilzexpertin von Tox Info Suisse. Die letzte tödliche Pilzvergiftung ereignete sich 2009 und ging auf den Verzehr von amatoxinhaltigen Pilzen, wie zum Beispiel des Grünen Knollenblätterpilzes, zurück. Pro Jahr registriert Tox Info Suisse bis zu acht Vergiftungen mit dem Grünen Knollenblätterpilz, der dem Champignon ähnelt und auch in den Wäldern des Birsecks und Dorn-ecks vertreten ist.


Grundwissen ist unerlässlich

Pilzkontrolleur Kurt Minder aus Arlesheim rät dringend, nur zu sammeln, was man sicher kennt, und beim kleinsten Zweifel die Pilzkontrolle aufzusuchen. Für eine exakte Bestimmung der Pilze in der Kontrolle ist es wichtig, die Pilze nach Gattung zu sortieren und nicht mit dem Messer abzuschneiden, da sich bei vielen Pilzen an der Basis wichtige Bestimmungsmerkmale befinden.
Pilz-Anfängern empfiehlt Minder, sich ein solides Grundwissen in der Pilzkunde anzueignen, etwa mit «Pareys Buch der Pilze» von Marcel Bon. Sehr empfehlenswert sei auch die Mitgliedschaft in einem Pilzverein wie dem Verein für Pilzkunde Laufental-Thierstein, der Pilzbestimmungsabende, Exkursionen und Pilz-Präsentationen durchführt. Neulinge sollten sich zudem auf das Sammeln von Röhrenpilzen beschränken, die leicht an ihrer schwammartigen Fruchtschicht zu erkennen sind. Zwar gibt es auch unter den Röhrlingen giftige Exemplare, diese sind aber nur in sehr grossen Mengen lebensbedrohend. Bei den Lamellenpilzen, zu denen amatoxinhaltigen Pilze wie der Grüne Knollenblätter zählen, ist jedoch besondere Vorsicht angebracht.
Kurt Minder kontrolliert in guten Jahren bis zu 70 Kilogramm Pilze, selber reizt ihn die Jagd nach Speisepilzen jedoch nicht mehr. Seine wöchentlichen Pilzgänge unternimmt er aus Interesse und um sich weiterzubilden. Am liebsten sucht er im Rodersdorfer Wald oder im Chaltbrunnental, da dort deutlich mehr zu finden sei als in den Arlesheimer und Dornacher Wäldern. Auch um Hochwald oder Gempen fänden sich mehr Pilze als in den tiefer gelegenen Regionen.
Auf seinem Pilzgang vom letzten Freitag entdeckte Minder 27 verschiedene Pilzarten im Chaltbrunnental, acht davon sind essbar. Die meisten Fundstücke konnte der erfahrene Pilzkontrolleur an Ort und Stelle bestimmen, wobei neben dem äusseren Erscheinungsbild vor allem der Geruch wertvolle Hinweise liefert. Kann ein Pilz nicht eindeutig bestimmt werden, hilft der Blick durch das Mikroskop oder ein chemischer Test mit Kalilauge oder Melzers Reagenz.


Pilzkontrolle im Birseck

Kurt Minder ist nach telefonischer Absprache für Pilzsammler der Gemeinden Arlesheim, Dornach, Aesch und Pfeffingen zuständig (Birseckstrasse 60, Arlesheim, Tel. 061 701 39 69, <link mail>kurt@paxillus.ch. Susanne Eggimann kontrolliert in Reinach mittwochs von 17.30 bis 18 Uhr und sonntags von 16.45 bis 17.45 Uhr die Pilzernten (Gotthelf-Baracke in der Reinacherheide). In Münchenstein kann man selbst gesammelte Pilze bei Susanne Eggimann und André Soguel im Schulhaus Loog mittwochs und samstags von 18.30 bis 19 Uhr und sonntags von 18 bis 19 Uhr kontrollieren lassen. Die Kontrollen sind gratis.

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