Der unterschiedlichen Klangästhetik mehr als gerecht geworden
Am Sonntag lud das Orchester Arlesheim zum Konzertabend in der reformierten Kirche. Das geschmacksvoll ausgewählte Programm sprach für sich und liess das Publikum in die verschiedensten Klangwelten eintauchen.
Joseph Hartmann Stuntz’ Ouvertüre zu seiner Oper «La Rappressaglia» stimmte mit ihrer spritzigen, aber auch mächtigen Weise auf den Abend ein. Der gebürtige Arlesheimer Stuntz, der unter anderem als Kapellmeister unter Ludwig I. in München tätig war und sich auch in Italien grosser Beliebtheit erfreute, komponierte «La Rappressaglia» als Melodrama in zwei Akten. Das Werk wurde 1819 in Mailand uraufgeführt.
Im nächsten Teil trat der Soloposaunist Lucas Tiefenthaler mit Ferdinand Davids Concertino für Posaune und Orchester auf. Tiefenthaler überzeugte mit seinem ausdrucksvollen Spiel und sauberen Ton. Auch das Orchester leistete seinen Teil und unterlegte das Posaunenspiel mit einer stabilen Basis. Das Concertino in Es galt lange für verschollen und wurde erst 1985 rekonstruiert. Es ist eine der wenigen Notationen Davids, die noch vorhanden sind.
Kein oberflächlicher «Wohlklangkitsch»
Den krönenden Abschluss bildete schliesslich Brahms zweite Sinfonie. Das viergliedrige Werk kam im typischen Brahms-Stil daher. Der epochentypische Volksliedton und die Naturausdeutungen halten sich durchs ganze Werk und wurden stimmungsvoll umgesetzt. Die Gefahr, romantische Musik in oberflächlichen «Wohlklangkitsch» verkommen zu lassen, wurde erfolgreich abgewendet. Es ist nicht leicht, sich auf eine solch fordernde und subtile Musik einzulassen und den nötigen Respekt fürs kompositorische Detail aufzuwenden. Das Orchester liess sich mit grossem Erfolg auf diese Aufgabe ein und überzeugte abermals. Es war das erste Mal, dass ein Werk Brahms’ vom Orchester Arlesheim aufgeführt worden ist, wohl nicht ohne Grund. Die Spannung und innere Stimmung des Werkes gipfelte schliesslich in einer Fanfare in D-Dur und liess das Publikum noch ein paar Sekunden andächtig still verweilen. Jedes der gespielten Stücke hat seine ganz eigene Klangästhetik, denen an diesem Sonntag der Arleser Klangkörper mehr als gerecht wurde. Das Orchester unter dem Dirigat von Markus Teutschbein darf einen vollen Erfolg verbuchen, der einen gespannt die nächsten Konzerte erwarten lässt.