Arlesheim soll besser, aber nicht grösser werden

Die Gemeinde habe ihre ideale Grösse erreicht, entwickeln soll sich Arlesheim künftig qualitativ. Dem Gewerbe im Tal will die Ortsplanrevision aber keine Wachstumsfesseln anlegen und lässt es in die Höhe schiessen.

Kann in die Höhe bauen: Die Weleda hat durch den neuen Zonenplan die Möglichkeit, nach Bedarf zu wachsen.
Kann in die Höhe bauen: Die Weleda hat durch den neuen Zonenplan die Möglichkeit, nach Bedarf zu wachsen.

Die Arlesheimer Gemeindeversammlung hat am Mittwoch letzter Woche die Revision des Zonenplans Siedlung gutgeheissen. Im Zuge der Ortsplanrevision ist damit die erste von drei Etappen geschafft – die Zonenpläne Ortskern und Landschaft folgen noch.
Für die Gemeinde ist es ein bedeutendes Geschäft. Die letzte Zonenplanrevision ist 30 Jahre her, eigentlich sollten aber alle 15 Jahre die Zonenvorschriften überarbeitet werden. Der Gemeinderat liess sich fünf Jahre Zeit mit der Vorbereitung des Geschäfts. Es habe ausserordentlich viele Informationsveranstaltungen und über 100 Einzelgespräche im Rahmen der Mitwirkung gegeben, erklärt Gemeindepräsident Karl-Heinz Zeller. «Es ist ein hochkomplexes Geschäft, nirgends hat man sonst so viele Betroffene.»


Keine Fesseln fürs Gewerbe

Regen Gebrauch vom Mitwirkungsverfahren hat das Arlesheimer Gewerbe gemacht, das im Tal gerne weiter expandieren möchte. Auch die Gemeinde möchte als Wirtschaftsstandort weiterhin wachsen. Wie aus dem Mitwirkungsbericht hervorgeht, ist der Gemeinderat auf alle wichtigen Anliegen des Gewerbe- und Industrievereins eingetreten. «Das Resultat und die angestrebten Anpassungen aus Sicht des Gewerbes begrüssen wir. Die Zusammenarbeit war lösungsorientiert und konstruktiv», sagt AGIV-Präsident Bruno Steiger auf Anfrage. Zu den Kernanliegen zählte unter anderem die nach oben angepasste Gebäudehöhe.
Die Zonenvorschriften für das Gewerbe im Tal wurden nun dahingehend geändert, dass dort praktisch flächendeckend höher gebaut werden darf. Die maximale Bauhöhe beträgt dort in den nicht sensiblen Zonen nun 24 Meter. Ohne diese Möglichkeit zu wachsen, könnte beispielsweise die Weleda am Standort Arlesheim keinen weiteren Ausbau realisieren, was das Unternehmen im Mitwirkungsverfahren aber als dringlicher Wunsch zum Ausdruck brachte. Der Wunsch der Arbeitsgruppe Standortpolitik und der FDP, das bestens erschlossene Areal der Stadtgärtnerei als Gewerbefläche einzuzonen, zerschlug sich hingegen. Die Gesetzgebung ermögliche das nicht, so die Begründung.


Wachsen, ohne zu wachsen

In eine andere Richtung zielen die Zonenvorschriften für das Siedlungsgebiet. Die Gemeinde verabschiedet sich hier vom Wachstumsparadigma. Arlesheim habe sich in den vergangenen Jahren massvoll entwickelt, jetzt sei aber genug, 9200 Einwohner sei eine ideale Grösse. Überspitzt formuliert hat sich Arlesheim entschlossen, nicht mehr zu wachsen. Zeller relativiert diese Aussage: «Wir wollen besser werden und qualitativ wachsen.» Das scheint auch der breite Konsens innerhalb der Bevölkerung zu sein, die an der Gemeindeversammlung mit grosser Mehrheit bei nur zehn Gegenstimmen das Regelwerk verabschiedete. Trotzdem steht Arlesheim mit dieser Haltung allein auf weiter Flur. Die Nachbargemeinden wollen wachsen. Das angestrebte Nullwachstum der Bevölkerung ist ohne eine expansive Siedlungsentwicklung trotzdem nicht zu erreichen. Die Gemeinde rechnet, dass dafür 35 neue Wohneinheiten pro Jahr benötigt werden. Das Zauberwort hierfür heisst Verdichtung. Im Zonenplan sind die entsprechenden Gebiete dafür entlang der Verkehrshauptachsen definiert. Einer der Urbanisierungs-Hotspots ist das Gebiet um den Bahnhof Dornach-Arlesheim.

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