Demenzabteilung der «Obesunne» eröffnet

Ins Haus «Rägeboge» zogen am Montag die ersten vier Bewohnerinnen ein. Die spezielle Abteilung für demenzbetroffene Menschen wirkt hinsichtlich der Architektur und des pflegerischen Konzepts mustergültig.

Lichtdurchflutete Räume: Peter Stutz, Leiter Pflege und Betreuung, vor einem der Atrien mit Blick auf die Terrasse.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Lichtdurchflutete Räume: Peter Stutz, Leiter Pflege und Betreuung, vor einem der Atrien mit Blick auf die Terrasse. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Im architektonisch ansprechenden, mit viel Holz verkleideten Haus «Rägeboge» wurde am Montag noch emsig gearbeitet. Handwerker legten Leitungen oder waren sonst irgendwie tätig. Aber das schien die vier Bewohnerinnen, die gerade im zweiten Stock eingezogen waren, keineswegs zu stören. Ob das lateinische Wort «dementia» (Dummheit, Abwesenheit von Verstand) wirklich zutrifft, ist höchst fraglich, wie vieles von unseren gängigen Vorstellungen von Demenz.

Viel Licht und Platz

Bei 1270 Quadratmetern – so gross ist nämlich die Abteilung samt Terrassen – kommt man gut aneinander vorbei. Die grosszügigen, ineinander übergehenden Aufenthalts- und Begegnungszonen mit zwei bepflanzten Atrien und ein vielfältiges Wegnetz, das keine Sackgassen kennt, bieten für die Bewohnerinnen und Bewohner ideale räumliche Bedingungen. Überall hat es Nischen mit Tagesbetten und Sitzgelegenheiten. Ein Wellnessbereich mit therapeutischen Angeboten rundet die moderne Abteilung ab, die zudem weglaufgeschützt ist. 12 Doppelzimmer gehen von den Begegnungszonen ab. Doppelzimmer wirken auf Menschen mit einer Demenz beruhigend und stabilisierend, sie schützen vor Einsamkeit und verringern Angst und Depression. Für stark bewegungs- und wahrnehmungseingeschränkte Bewohnerinnen und Bewohner gibt es eine Pflege-Oase, einen Mehrbettenraum mit 5 Plätzen. Bis Mitte nächster Woche sollen auf der Demenzabteilung bereits 13 Personen leben. Im Haus gibt es zudem 19 Familienwohnungen.

Lebensqualität trotz Demenz

Peter Stutz, Leiter der Pflege und Betreuung, hat in seiner Laufbahn schon einmal eine Demenzabteilung in Betrieb genommen und ist daher nicht auf eine ihm völlig unbekannte Situation gestossen. Der gelernte Schreiner, der sich zum diplomierten Pflegefachmann HF ausbilden liess, war 12 Jahre Pflegedienstleiter im Zürcher Unterland. Er fühlt sich in Arlesheim sehr wohl, war bei den konzeptionellen Vorbereitungen, der Begleitung des Bauabschlusses und bei der Personalrekrutierung dabei.

Stutz sieht die grösste Herausforderung eher in der Meisterung der technischen Fragen als in der Pflege selbst. Neben dem Betreuungspersonal müssen auch die Aktivierungsmitglieder, die Hotellerie und das Reinigungspersonal den angemessenen Umgang mit den Bewohnerinnen und Bewohnern lernen. «Es werden Gesellschaftsspiele gespielt, Bücher oder die Tagesschau angeschaut», sagt Peter Stutz, «die Beschäftigung ist individuell und orientiert sich daran, was gerade möglich ist.» Im Zentrum des Pflegekonzepts stehen die Anerkennung und die Ich-Identität der Menschen mit Demenz. «Wir arbeiten ressourcenorientiert», sagt er, «auch wenn die Kommunikation oft nicht verbal ist, so läuft doch vieles über die Körpersprache und Gesten.» Die Menschen im Haus «Rägeboge» werden bis zum Lebensende begleitet. Daher gibt es auch einen «Raum der Stille», wo Hinterbliebene Abschied nehmen können.

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