Realismus verbietet das Träumen nicht

Annika Rothen, eine junge Frau, die dank dem Fussball und ihrem privaten Umfeld schon sehr weit gekommen ist im Leben, «feierte» vor wenigen Tagen zu Hause ihren 17.Geburtstag. Seit Wochen trainiert die Spielerin der U19 des FC Basel mit Bruder Alex, der bei Concordia spielt, nur noch im heimischen Garten.

Anfang Februar war sie mit dem Team noch in Valencia im Trainingslager. Da hätten Nachrichten über das Virus bereits die Runde gemacht, wie sie sagt. Das letzte Meisterschaftsspiel mit der U19 des FC Basel bestritt die Breitenbacherin am 23. Februar gegen St.Gallen. «Als uns Trainerin Daniq Stein mitteilte, dass die weiteren Spiele abgesagt wurden und der Trainingsbetrieb eingestellt sei, musste ich schon leer schlucken. Dann kam auch noch die Information der Schule, dass der Unterricht bis auf weiteres zu Hause, via Notebook und Skype erfolgen müsse.» Junge Leute gehen mit dieser Corona-Krise einfacher um, das bestätigt auch Annika. «Ich trage aber eine Verantwortung für meine Mitmenschen, wie etwa meine Eltern, und in dieser schwierigen Situation müssen wir den Fussball hinter das Wohl der Menschen stellen.» Die Zeit zu Hause genoss sie, wie sie sagt. «Mal auszuspannen, einfach nur die Ruhe zu geniessen, war schon angenehm. Doch mir wurde schnell langweilig.»

Training und Schule

Im Garten liegen Trainingshütchen am Boden und ein kleines Fussballtor verrät, dass dies das Trainingsfeld der Familie Rothen ist. «Ich bin froh, dass ich diese Möglichkeit habe. Wer in der Stadt in einer Wohnung wohnt, hat sie nicht.» Das Training finde jetzt eben zu Hause statt, erklärt Annika.

In der Vorbereitung gab es Tests und anhand jener Werte erhält jede Spielerin individuelle Trainingspläne. Jonglieren sei eine ihrer Stärken, verrät Annika. Sie gibt aber auch zu, dass es andere Trainingsaufgaben gab, in die sie anfänglich mehr Zeit zum Üben investieren musste. Vieles konnte sie auch mit ihrem zwei Jahre älteren Bruder machen.

Annika besucht im zweiten Jahr die Sportklasse am Gymnasium Liestal. Das derzeitige Homeschooling findet sie gar nicht so übel, auch wenn ihr der Kontakt zu den Mitschülern fehle. «Die Schule gab uns ein abwechslungsreiches Programm, sodass es auch Spass macht.»

Mit 13 zur Selbstständigkeit

Vater Walter war Spieler und Nachwuchstrainer beim FC Laufen. Als Bruder Alex zu Concordia nach Basel wechselte, nahm der Vater auch Annika jeweils mit an die Spiele. In Breitenbach, beim Ec, wo sie das einzige Mädchen war, begann sie mit Fussballspielen. Über ein Auswahlteam kam Annika zum FC Basel in ein reines Mädchenteam.

Dass Annika mit erst 17 Jahren derart gut mit der aktuellen Situation zurechtkommt, hängt mit ihrem Entwicklungsschub zusammen. Dank ihrem Talent durfte Annika als 13-Jährige für zwei Jahre in die Credit Suisse Football Academy nach Biel. «Annika wohnte bei einer Gastfamilie und kam nur am Wochenende nach Hause, hatte dann aber auch jeweils Spiele mit Basel. Wir sahen sie in jener Zeit nicht oft», erklärt Walter Rothen und gibt zu, dass die Tochter vermisst wurde. «Es war nicht einfach. Alles war neu und ich brauchte fast ein halbes Jahr, bis ich mich richtig eingelebt hatte. Dann aber profitierte ich enorm, nicht nur fussballerisch.» Während Annika dies sagt, nickt der Vater. «Ja, sie hat sich als Mensch stark verändert, wurde selbstständig, selbstbewusst. Sie hat ihren eigenen Kopf, das bekamen wir zu spüren, vor allem jetzt, wo wir viele Wochen nah beisammen sind. Ich bin stolz auf ihren Reifeprozess.»

Erste Länderspiele

Bereits konnte Annika Länderspiele bestreiten. Zweimal mit der U16 gegen Deutschland und zuletzt ein U17-EM-Qualifikationsspiel gegen die Türkei. Eine Muskelverletzung verhinderte vorerst weitere Einsätze. In der U19 des FCB ist sie eine der Jüngsten. Sie sei ehrgeizig, technisch gut und man attestiere ihr Spielintelligenz, beschreibt sie ihre Stärken. An der Schnelligkeit müsse aber noch gearbeitet werden, ergänzt sie selbstkritisch.

Träumen nicht verboten

«Vorerst will ich mich im Team stabilisieren. Das Ziel ist, nächste Saison den Meistertitel nach Basel zu holen.» Das NLA-Team des FCB sei ein Ziel und obwohl sie mit den Füssen fest auf dem Boden steht – «ich muss zuerst meine Ausbildung beenden» –, hat sie Träume. «Ich würde schon gerne einmal in England oder Deutschland als Profi spielen.» Ramona Bachmann nennt sie als Vorbild – Cristiano Ronaldo als ihr Idol.

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