Zur Förderung der Industrie hiess Breitenbach auch Bretonbac

Briefmarken sind nicht nur Gebührenbelege der Post. Sie sind auch ein Zeit- dokument. Aktuell zu sehen mit der Briefmarke «COVID-19 Solidarität», welche die Post kürzlich herausgegeben hat. Einer, der sich in der Philatelie auskennt, ist Hermann Giger. Seit über 70 Jahren sammelt er Briefmarken.

<em>Leidenschaftlicher Briefmarkensammler: </em>Herbert Giger in seinem Daheim in Breitenbach. Foto: Gaby Walther

<em>Leidenschaftlicher Briefmarkensammler: </em>Herbert Giger in seinem Daheim in Breitenbach. Foto: Gaby Walther

<em>Geschichte heute: </em>Die Briefmarke wird an COVID-19 erinnern.<em/>

<em>Geschichte heute: </em>Die Briefmarke wird an COVID-19 erinnern.<em/>

<em>Geschichte gestern: </em>Der Stempel mit Bretonbac, datiert am 29. Dezember 1922.<em/>

<em>Geschichte gestern: </em>Der Stempel mit Bretonbac, datiert am 29. Dezember 1922.<em/>

Die erste Briefmarke wurde 1840 in England gedruckt. Seither hat sich die Welt stark verändert. Der Postverkehr findet grösstenteils per E-Mail statt und das Briefmarkensammeln hat an Bedeutung verloren. «Das Durchschnittsalter in unserem Briefmarkensammler-Verein liegt zwischen 70 und 75 Jahren», bedauert Hermann Giger aus Breitenbach und hofft, auch jüngere Leute für das Hobby begeistern zu können. Monatlich treffen sich die Vereinsmitglieder zum Austausch und werden meist mit einem Referat beglückt (natürlich vor Corona).

Auch wenn Briefmarkensammeln als langweilig und veraltet gelte, habe es durchaus seinen Reiz. Hinter jeder Marke und manchmal auch hinter einem Stempel stecke eine Geschichte. Giger zeigt als Beispiel einen Stempel von Breitenbach, unter dessen Ortsname «Bretonbac» steht statt «Kanton Solothurn». «Der Name war erfunden worden. Damit wollten die Breitenbacher Industrievertreter nach dem Ersten Weltkrieg betonen, dass Breitenbach nicht in dem unbeliebten Deutschland, sondern in der Schweiz liegt. Dadurch sollten die Handelschancen mit Frankreich gesteigert werden», erklärt Giger. Weitere Quellenforschung ist geplant.

Bereits im Schulalter entdeckte Giger die Faszination des Briefmarkensammelns. Als sehr ergiebige Quelle erwiesen sich die Papierkörbe der Beamten im Amtshaus von Breitenbach. Er durfte nämlich unter Aufsicht des Abwarts jeden Samstag diese Fundgrube durchsuchen. Raritäten fand er dort keine. Die ganz teuren Exemplare, die er bloss aus der Literatur kenne, stammen aus dem 19. Jahrhundert. Die wohl berühmteste Briefmarke aus dem Gebiet der heutigen Schweiz und weltweit die erste farbige Marke war das «Basler Dybli» vom 1. Juli 1845 (Wert 20-50 Tausend Franken).

Auch heute verbringt der Philatelist täglich Zeit mit seiner Sammlung. Er löst die Marken von den Briefen, legt sie zwischen Fliessblätter, presst sie und ordnet sie ein. Daneben ist er auch im Internet unterwegs und kauft gezielt fehlende Exemplare. So hatte er den Viererblock «Luzerner Meiteli» für über 1000 Franken ersteigert. Im Katalog ist der Wert mit fast 5000 Franken angegeben, doch wegen der sinkenden Nachfrage sinkt auch der Preis. Von der Pro Juventute fehlen ihm nur noch wenige Viererblöcke. Seine Sammlung, welche Schweizermarken ab 1900 umfasst und rund 50 Alben füllt, ist in verschiedene Kategorien eingeteilt. «Spannend ist das Sammeln vor allem dann, wenn es noch Lücken zu schliessen gibt», erklärt Giger. Natürlich müsse man für dieses Hobby ein Sammlertyp sein. So habe er auch Freude am Sammeln von Beeren, Holunder, Nüssen oder Büchern. Daneben finde er Briefmarkensammeln vielseitig, lernreich und interessant. Auch wenn heute ein Grossteil der Korrespondenz über E-Mail verlaufe, gebe es immer noch genug Institutionen und Ämter, welche auf den Briefverkehr angewiesen sind.

Selbstverständlich hat Giger bereits einen Bogen der Briefmarke «COVID-19 Solidarität» gekauft. Die Post will mit dieser Briefmarke einen Beitrag zur Solidarität während der Coronakrise leisten. Der Erlös aus dem Verkauf der Briefmarken geht vollumfänglich an die Glückskette und das Schweizerische Rote Kreuz.

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