Der Trauer begegnen in der Coronazeit

Judith Züger ist Familientrauerbegleiterin. Sie stellt fest, dass in dieser speziellen Zeit von Abstand- nehmen und Distanz der Umgang mit dem Tod noch ein bisschen anders und schwieriger ist.

<em>Familientrauerbegleiterin: </em>Judith Züger in ihrem Garten in Breitenbach.<em> Foto: ZVG</em>
<em>Familientrauerbegleiterin: </em>Judith Züger in ihrem Garten in Breitenbach.<em> Foto: ZVG</em>

Täglich listen uns die Medien Zahlen der Toten durch das Coronavirus auf. Jene, welche finden, die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus seien übertrieben, listen weitere Zahlen auf von Menschen, die an Krebs, Hunger, Unfall, Selbstmord oder einer anderen Ursache gestorben sind. Der Tod als Skandal. Dabei scheint neben all den wichtigen Vorkehrungen, Menschen am Leben zu erhalten, vergessen zu gehen, dass der Tod zum Leben gehört.

Sterben ist normal. Trauer, wenn ein geliebter Mensch nicht mehr da ist, ist ebenfalls normal. Doch nicht immer ist es einfach, mit der Trauer klarzukommen. Judith Züger ist Familientrauerbegleiterin. Im Auftrag des Vereins familientrauerbegleitung.ch bietet sie in der Region Hilfe an. In Gesprächen begleitet sie Erwachsene, Familien, aber vor allem auch Kinder in der Trauer und hilft, die eigenen Ressourcen wiederzufinden, um selbstständig ein gutes Leben weiterführen zu können.

Das Thema Sterben begleitet die gelernte Pflegefachfrau beruflich in verschiedenen Bereichen schon lange. Seit vier Jahren führt sie ihre Praxis für Körpertherapie und Klang in Breitenbach. «Für Erwachsene gibt es bereits Angebote, für Kinder fehlen diese. Ein Kind, das einen Verwandten oder Freund verloren hat, ist noch weniger als ein Erwachsener in der Lage, auszudrücken, was es braucht. Deshalb liegt mein Schwerpunkt bei der Beratung bei den Kindern und Familien», erzählt die Sterbeamme. Als Beispiel erzählt sie von einem fünfjährigen Mädchen, welches ein Jahr nach dem Tod der Grossmutter durch zurückgezogenes Verhalten auffiel. Die Mutter hatte ebenfalls Mühe, den Tod zu akzeptieren. Das Thema wurde tabuisiert. Gemeinsam mit Judith Züger wurde in mehreren Gesprächen und kreativem Ausdruck der Tod der Grossmutter aufgearbeitet und versucht, das Erlebte zu bewältigen.

Kostenlose Telefonberatung

Die Coronazeit macht das Trauern und Abschiednehmen noch ein bisschen schwieriger. «Alles ist anders in dieser speziellen Zeit von Abstandnehmen und Distanz», bemerkt Judith Züger. «Wenn jemand im Sterben liegt oder jemand gestorben ist, sind die Gefühle trotzdem da – oder vielleicht noch stärker, weil die Unsicherheiten grösser sind und die Arbeit wegfällt.» Es tauchen Fragen auf. Wie gehen wir damit um? Wie können wir uns selber darin Raum geben, obwohl die Abdankung verschoben wurde? Wie gehen wir mit den Kindern um, wenn der Grossvater oder die Grossmutter gestorben ist? Was hilft uns? Da auch Judith Züger keine Klienten mehr persönlich in der Praxis empfangen kann, bietet sie kostenlos Telefon-Beratungsgespräche zur Unterstützung und zur Förderung der Selbstheilung an.

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