Der Tüftler im Poet

Von einer ganz anderen Seite präsentierte sich Dichter und Fotograf Walter Studer im Industriemuseum Breitenbach, wo er seine Ausbildung und Berufserfahrung mit Lebensweisheiten, Sprüchen und Anekdoten farbig aufzeichnete.

<em>Präsentation seiner Entwicklungen mit technischen Skizzen: </em>Tüftler Walter Studer<em>. Foto: Jürg Jeanloz</em>
<em>Präsentation seiner Entwicklungen mit technischen Skizzen: </em>Tüftler Walter Studer<em>. Foto: Jürg Jeanloz</em>

I bi mängisch e fräche Cheib gsy, aber im Guete», begann Walter Studer seine ehrlichen Ausführungen vor einem Dutzend Gäste. Als Bub hatte er der Mutter beim Reinigen der Säle in der Firma Brac geholfen, Brötli und Cervelats für die Arbeiter geholt und so sein erstes Sackgeld verdient. Sein Vater hatte in der Administration gearbeitet und seinem Sohn während des Zweiten Weltkriegs geraten, Kistenmacher bei der Brac zu werden. «Auf keinen Fall, ich wollte Mechaniker lernen und meine Kreativität ausleben», liess sich der Lebenskünstler kämpferisch vernehmen. Schon als Bub habe er weggeworfene Batterien aus der Ausfüllung geholt und mit der Zunge getestet, ob es noch ein wenig «chrüselet». Er habe sogar einen Detektorempfänger gebastelt, der ohne Stromquelle Radioempfang aus Paris ermöglichte.

In der Brac wurde schon früh mit Bakelit gearbeitet, was ein riesigesPotenzial an Gebrauchsartikeln eröffnete. Senftubendeckel, Flaschenverschlüsse oder Elektromaterial wurden in grossen Mengen verkauft und erforderten entsprechende Werkzeuge. Der junge Tüftler hatte einen Ventilator mit Bakelitgehäuse und Airfresh-System entwickelt. Die neuen Ideen waren aber nicht immer gut angekommen, hatte man ihn doch als gewöhnlichen Mechaniker nicht ernst genommen. «Ich zögerte keinen Moment und meldete mich sofort an der HTL-Ingenieurschule in Grenchen an», sagte der heute 92-Jährige. Die anstrengende Abendschule hatte er mit dem Diplom erfolgreich abgeschlossen, jetzt durfte er in der Brac auch einen weissen Berufskittel tragen!

Eine Wanduhr für die Migros

Nach einem kurzen und schmerzhaften Gastspiel in einer maroden Kunststofffirma in Soyhières war Studer zur Brac zurückgekehrt, wo er die billigste Wanduhr der Welt entwickelte. Die Migros hatte die elektronische Uhr sehr gut verkauft, aber intern wurden seine Leistungen zuwenig honoriert. Er hatte auch Gehäuse für Föhn, Luftbefeuchter und Nachttischlampe konstruiert, die er den Gästen am vergangenen Samstagnachmittag vorlegte. Als es in der Brac zu kriseln begann, wechselte Studer zur Isola, wo er ein ultradünnes Kabel und ein Flachbandkabel entwickelte. Dank autodidaktischer Ausbildung im Fotografieren und Schreiben war er bei der Isola auch als Gestalter für die Werbung tätig. Der rüstige und nimmermüde Rentner unterhielt die Gäste mit seinen Geschichten glänzend und untermauerte mit einem selbst gebastelten Windgenerator, dass er noch heute innovativ und fortschrittlich unterwegs ist.

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