Wo das Tier einfach Tier sein darf

Auf dem Lebenshof im Ring in Kleinlützel finden über hundert Tiere ein Zuhause. Wozu die ganze Arbeit und wie viel Freude es bringt, erklärt Martina Blattner bei einem Rundgang über den Hof.

<em>Neugierig: </em>Die beiden Saanegeissen Gibeli und Mameli begrüssen die Besucher. <em>Foto: Zoe Zbinden</em>
<em>Neugierig: </em>Die beiden Saanegeissen Gibeli und Mameli begrüssen die Besucher. <em>Foto: Zoe Zbinden</em>

Ein Lebenshof, auch bekannt unter dem Namen Gnadenhof, ist ein Hof, auf dem man sich um Haus- und Nutztiere kümmert, die sonst niemand möchte. Sei es wegen des Alters, einer Krankheit, einer Behinderung oder aufgrund einer Notsituation des Besitzers. Solche Tiere sind schwierig zu vermitteln. Doch genau diese Tiere finden auf dem Hof im Ring in Kleinlützel ein Zuhause. Der Lebenshof wurde vor über zehn Jahren von Martina Blattner und ihrer Mutter gegründet. Das Projekt fing mit ein paar Katzen, Hunden und Pferden klein an. Doch in den vergangenen Jahren war der Hof für unzählige Tiere ein wunderbares Zuhause. Heute bietet der Hof über hundert Tieren ein Heim, in welchem sie sich so richtig wohlfühlen.

Der Rundgang startet bei den Ziegen und Schafen. Als wir die Wiese betreten, trotten sie fröhlich daher. Vor allem die Zwergziege Thömeli erweist uns einen liebevollen Empfang und verlangt dafür viele Streicheleinheiten. Die Ziegen- und Schaftruppe folgt uns lange hinterher, schliesslich dürfen die Tiere auf einem Grossteil des Hofs frei herumlaufen. Platz dafür hat es genug, denn rund zwei Hektaren Land gehören zum Anwesen.

Wir gelangen zum Hühnerstall, in dem momentan etwa dreissig Hühner leben. Die Hennen, die hier wohnen, sind alt und können nicht mehr viele Eier legen. Auf den Legebetrieben werden diese Hühner oftmals vergast oder geschlachtet. Immer wieder rettet Martina Blattner Hühner aus solchen Betrieben und nimmt sie bei sich auf.

Auf dem Rundgang begegnen wir noch Pfauen, Gänsen, Pferden, Maultieren, Katzen und Schweinen. Bei so viel Arbeit und so vielen Tieren sind die Kosten sehr hoch. Der Verein Lebenshof im Ring ist von Spenden abhängig und kommt auch damit nur knapp über die Runden. Jede finanzielle Hilfe ist willkommen, da immer noch viel aus den eigenen Taschen bezahlt wird. Doch nicht nur finanziell wird gerne Hilfe angenommen. Bei so einem Projekt hat man immer alle Hände voll zu tun, deshalb werden am 14. März einige helfende Hände gesucht. Der Lebenshof im Ring organisiert mehrmals jährlich einen Helfer-und-Helferinnen-Tag wo man sich über die Homepage www.hof-ring.ch anmelden kann.

Das Verhältnis, das Martina Blattner und ihre Mutter zu den Tieren haben, ist bemerkenswert. Sogar bei den Hühnern, kennen sie von jedem den Namen. Jedes Tier hat seine eigene Geschichte, und jede davon könnte Blattner erzählen.

Doch diese starke, liebevolle Beziehung zu den Tieren hat leider auch ihre Schattenseiten. Tiere in Not gibt es im Überfluss. Der Hof im Ring erhält fast täglich Anfragen, um neue Tiere aufzunehmen. Aber die Ressourcen und der Platz sind begrenzt und es kann nicht allen ein Zuhause angeboten werden. «Dies ist vor allem schwer, weil wir oftmals die Entscheidung fällen müssen, ob das Tier getötet wird oder nicht, aber wir können leider nicht alle aufnehmen», erklärt Martina Blattner wehmütig.

Das Schwierigste am Ganzen ist jedoch, dass man auf einem Lebenshof fast täglich mit dem Tod konfrontiert wird.

Die Tiere sind oftmals alt oder krank. Es ist klar, dass bei den meisten die Zeit nur noch ein knappes Gut ist.

Man darf sich aber nicht auf das Negative fokussieren. Martina Blattner gefällt die Arbeit besonders, weil die Tiere sehr viel zurückgeben. Wie der kurze Rundgang gezeigt hat, geht es den Tieren auf dem Lebendhof Ring gut,, sie stecken einen mit ihrer positiven Art regelrecht an und man lernt um sie herum tagtäglich Neues dazu. Das Schöne an einem Gnadenhof ist auch, dass man, anders als andere Tierschutzaktivisten, einen extrem hohen Praxisbezug hat. Man weiss genau, wofür man das Ganze macht.

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