«Das Glick ist gekummen»

Frühlings Erwachen Autobiografisches las Luzius Gessler, umrahmt von musikalischen Darbietungen des Trios «Schmendriks Bande» in Bärschwil.

<em>Das Trio «Schmendriks Bande» sang und spielte beim «Frühlings Erwachen» in Bärschwil:</em> Jürg Gutjahr (l., Klarinette), Maria Gessler (Sopran) und Rudi Meier (Akkordeon). Foto: Thoams Immoos
<em>Das Trio «Schmendriks Bande» sang und spielte beim «Frühlings Erwachen» in Bärschwil:</em> Jürg Gutjahr (l., Klarinette), Maria Gessler (Sopran) und Rudi Meier (Akkordeon). Foto: Thoams Immoos

Zu einem kulturellen Genuss besonderer Art kamen die Besucherinnen und Besucher des Anlasses «Frühlingserwachen» beim pensionierten Musiklehrer Ernst Schöpfer in Bärschwil. Der Autor Luzius Gessler las zwei autobiografische Geschichten. Die einzelnen Abschnitte wurden umrahmt von musikalischen Darbietungen des Trios «Schmendriks Bande». Dazu gehören die Sopranistin Maria Gessler, der Klarinettist Jürg Gutjahr und der Akkordeonist Rudi Meier. Schmendrik bedeutet im Jiddischen so viel wie erfolgloser Taugenischts oder Unglücksrabe.

Natürlich denken manche bei Frühlings Erwachen an Frank Wedekind. In der Tat drehen sich die Geschichten Gesslers um seine ersten (platonisch gebliebenen) Erfahrungen mit Frauen. Im Herbst seines Lebens blickt er gewissermassen auf sein persönliches Frühlingserwachen zurück.

Heimliche Schulwegfreundin

Bei der ersten Episode geht es um die heimliche Schulwegfreundin, bei der zweiten um eine zart sich anbahnende Liebesgeschichte. Sprachgewaltig und mit einer gehörigen Portion Selbstironie blickt der inzwischen über achtzigjährige Autor auf seine Jugendjahre zurück. Er schildert anschaulich den Schulweg in Riehen und was die Kinder auf diesem Weg alles erleben, riechen, sehen konnten. Rund 25 Jahre kommt eine vielversprechende Nacht mit seiner jungen Freundin nicht zustande; sie scheitert am Pflichtbewusstsein des Lehrers, der fast einen Termin mit seinem Schulrektor verpasst hätte. «Glick, du bist gekummen», sang danach Maria Gessler.

Gessler las aus seinen Notizen in kürzeren Abschnitten. Diese wurden umrahmt mit passender Musik. Maria Gessler sang französische Lieder, etwa von Erik Satie, englische Lieder, vor allem aber jiddische Lieder. Jürg Gutjahr und Rudi Meier begleiteten den Gesang mal temperamentvoll, mal zurückhaltend-leise, ganz nach der Stimmung, welche das Lied – und die zuvor gelesene Passage – evozierte.

Ernst Schöpfer, der Gastgeber des kulturellen Highlights, hielt sich bescheiden im Hintergrund. Nur kurz begrüsste er seine Gäste. Seit 1986 organisiert er in seinem Haus solche musikalische Anlässe, einer bis drei pro Jahr und bereichert damit das kulturelle Leben im Dorf.

«Ich weiss nie, wie viele kommen», sagt er fast entschuldigend. Gekommen sind viele; die Gäste sitzen dicht gedrängt auf den Stühlen. Kaum ist das Konzert nach rund zwei Stunden zu Ende, packen die Gäste an und funktionieren den Konzertsaal mit herbeigeholten Tischen in eine Gaststube um. Und schon wird Kürbissuppe herumgereicht und Flammküeche angeboten. Zuvor einander wildfremde Menschen kommen rasch miteinander ins Gespräch.

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