Mit dem «Schloss-Schryber» unterwegs

Die Stiftung Schloss Gilgenberg lud zu einer besonderen Begehung der historischen Stätte hoch über Zullwil ein: Reto Christ, Stiftungsrat, begrüsste am 5. September Nico Piazzalonga, den «Schloss-Schryber», Hobbyhistoriker und -archäologe, wie er sich selbst nennt.

Der Schloss-Schryber: Nico Piazzalonga in seinem Element. Foto: Niklaus Starck
Der Schloss-Schryber: Nico Piazzalonga in seinem Element. Foto: Niklaus Starck

Piazzalonga führte gut zwei Dutzend Interessierter vom Dorf hinauf zum Schloss. Immer wieder unterbrach er den Marsch und liess mit seinen Ausführungen Geschichte lebendig werden.

Erbauer des Schlosses waren die Herren von Brislach, die sich bald die «von Ramstein», später «Freiherren von Gilgenberg» nannten. An diese Familie erinnern nicht nur die Burgen in ihrem Besitz — Zwingen, Ramstein und Gilgenberg —, sondern auch der Ramsteiner Hof auf dem Münsterhügel in Basel. Dort kamen sie zu Amt und Würde, wurden hohe Beamte des Fürstbischofs, aber auch Zunft- und Bürgermeister der Stadt. Piazzalonga berichtete von den mittelalterlichen Sitten und Gebräuchen, von Gewalt, vom Patriarchat, von Kriegen, von Erbfehden, von Hexen und vielem anderem. Immer wieder reichte er Darstellungen und Artefakte aus der damaligen Zeit in die Runde, auch zitierte er Originalton aus historischen Chroniken. Er wurde unterstützt von Daniel Dallio aus Nunningen, Mitglied des «Archäologischen Meldenetzes Thierstein-Dorneck».

Auf dem Schloss oben angekommen, war seine Erzählung beim letzten Ramsteiner, Hans Immer, und dem Verkauf von dessen Besitztümern an den Kanton Solothurn angelangt. Das geschah 1527. Schloss Gilgenberg wurde zum solothurnischen Landvogteisitz. Es war eine kleine Herrschaft mit geringen Einkünften, was ihr den Übernamen «Geissenvogtei» einbrachte. Zu Beginn der «Franzosenzeit» 1798 stürmten die Leute aus dem «Gebirg» den verhassten Sitz des Landvogts und steckten Gilgenberg in Brand. Zur Ruine verkommen, wurde sie fortan als Steinbruch genutzt. Erst 1935 kam sie unter den kantonalen Denkmalschutz und ging 1941 als Geschenk der Gemeinde Zullwil an die «Stiftung Schloss Gilgenberg» über, welche kurz zuvor gegründet worden war. Nach diversen Renovationsarbeiten stellte die Eidgenossenschaft Gilgenberg als Denkmal unter ihren Schutz.

2015 wurde der Innenhof mit einem Glasdach teilweise überdeckt. Die Burg ist zu einer «Festhütte» geworden, man könne hier auch Feuer entzünden, «und zwar richtige»! Die Stiftung vermietet ihre Burg für Schlossfeste, Mittelalterfeste, private Anlässe wie Hochzeitsapéros oder Geburtstagsfeiern und als Open-Air-Schlosskino. Zum Schluss der ­Führung verdankte Kurt Kohler, Präsident der Stiftung Schloss Gilgenberg, die kurzweilige, höchst informative Schlosswanderung und lud die Anwesenden zum Apéro ein.

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