Mit dem «Sägesemandli» zurück in die Vergangenheit

Das Mähen mit der Sense ist ein besonderes Handwerk. «picus — Natur- und Vogelschutzverein Breitenbach, Fehren, Himmelried» hatte zum Sensekurs eingeladen.

Viel Erfahrung: «Beim Mähen mit der Sense dürfen wir nicht ‹hauderen›», schärft Hansjörg von Känel als Erstes den Kursteilnehmenden ein. Und man müsse stets in Mährichtung schauen. Foto: Benildis Bentolila
Viel Erfahrung: «Beim Mähen mit der Sense dürfen wir nicht ‹hauderen›», schärft Hansjörg von Känel als Erstes den Kursteilnehmenden ein. Und man müsse stets in Mährichtung schauen. Foto: Benildis Bentolila

Welch perfekter Frühlingstag, als sich am letzten Samstag auf dem Lämmlismatthof von Familie Häner in Fehren 20 Frauen und Männer trafen, um sich in die Geheimnisse eines alten Handwerks einweihen zu lassen! Auf dem Hofplatz war die Freude darüber, draussen zu sein, Leute zu treffen — wenn auch weiterhin mit Abstand — und Neues zu erfahren, förmlich spürbar. «picus — Natur- und Vogelschutzverein Breitenbach, Fehren, Himmelried» hatte zum Sensekurs eingeladen, die Organisation oblag dem Vorstandsmitglied Georgette Stebler. Nach der kurzen Begrüssung gab sie dem «Sägesemandli» die Bühne frei.

«Beim Mähen dürfen wir nicht ‹hauderen›, denn von Hand zu mähen gibt uns ein Hochgefühl, das wir geniessen wollen», erklärt Hansjörg von Känel aus Gunzwil LU. Während sieben Stunden beantwortet er ruhig und geduldig Fragen, zeigt immer wieder den gleichen Handgriff und spricht über Sensen, als wären sie Wesen. Er redet langsam, geht besonnen auf die unmöglichsten Fragen ein und platziert da und dort ein Bonmot. Es scheint, er sei zurückgegangen in die «gute alte Zeit», als noch alle von Hand mähten. Interessanterweise schliessen sich die Teilnehmenden seinem Rhythmus an, es gibt keine Hetze, keine Smartphones, keine belastenden Diskussionen. Auf die Frage, weshalb die Finanzfachfrau Manja Gautschi aus Zwingen diesen Kurs besuche, antwortet sie: «Primär aus Neugier und Freude an traditionellem Handwerk. Zudem hoffe ich, dass ich nun als Vorstandsmitglied des Pistolenclubs Zwingen rund ums Schützenhaus von Hand mähen kann.»

Die Fülle an Wissen, die Hansjörg — er will am liebsten nur mit Vornamen angesprochen werden — übermittelt, ist enorm. Gelassen erläutert er, welche Körperhaltung beim Mähen einzunehmen ist, damit alle Muskeln gebraucht werden und am nächsten Tag kein Kater plagt. Er zeigt, wie eine Sense zusammengesetzt ist und wie sie zu pflegen ist, damit sie ein Leben lang hält. Er macht eine Tour de Suisse und nennt Unterschiede beim Werkzeug oder in der Behandlung in einzelnen Kantonen. Ein wichtiges Thema ist die Sicherheit. So schärft Hansjörg den Teilnehmenden ein, beim Mähen stets dorthin zu schauen, wohin sich die Sense bewegen soll: «Schaut nicht, was rechts und links passiert, sondern nur geradeaus.»

In der Pause erzählt er aus seinem farbenreichen Leben und schmunzelt: «Ich ging in Roggenburg zur Schule, zu Madame Jacquemai. Vielleicht erinnert sich jemand aus der Gegend an sie und an unsere Streiche, die wir ihr spielten.» Das Kursende war für 15 bis 16 Uhr angesagt. Aber kaum jemand drängte darauf, pünktlich nach Hause zu gehen. Es war offensichtlich: Alle wollten die längst vergangene Zeit, die zurückgeholt worden war, möglichst lange ausdehnen.

https://sensen-werkstatt.ch

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