Junges Gemüse aus alten Samen

Es gibt sie — die Klassiker unter den Gemüsen, die in vielen Hausgärten und Gemüseregalen zu finden sind. Die Sorten von Pro Specie Rara gehören nicht dazu. Drei Beispiele von Gemüsen, die nicht mehr so häufig auf unseren Tellern landen, es aber durchaus wert wären.

Farbtupfer: Mit seiner leuchtend violetten Schale ist der Kohlrabi «Blaro» in jedem Garten eine Augenweide. Foto: ProSpecieRara, Brechbühl/Perazzetti
Farbtupfer: Mit seiner leuchtend violetten Schale ist der Kohlrabi «Blaro» in jedem Garten eine Augenweide. Foto: ProSpecieRara, Brechbühl/Perazzetti

Die Stiftung ProSpecieRara hat es sich zur Aufgabe gemacht, die genetische Vielfalt in Flora und Fauna zu erhalten und zu fördern. Dabei geht es besonders darum, gefährdete Nutztierrassen und Kulturpflanzen vor dem Aussterben zu bewahren. Insbesondere bei der Erhaltung alter Gemüse-, Obst- oder Blumensorten können dabei auch Laien mithelfen. Diverse Samen können im Handel erworben werden. Gönnerinnen und Gönner der Stiftung mit Sitz in Basel haben ausserdem die Möglichkeit, Saatgut direkt über ProSpecieRara zu beziehen. Rund 2000 Leute zählen heute zum Netzwerk und züchten entsprechende Tierrassen, vermehren Saatgut oder betreuen mehrjährige Pflanzen.

Auch als Garten- oder Balkonbesitzer kann man etwas zur Erhaltung alter Sorten beitragen und diese kultivieren. Einige Gemüsesorten machen auch auf dem Teller eine gute Figur.

Die Freude an alten Sorten

Da wäre zum Beispiel das Radieschen National. Nur gerade 20 bis 30 Tage dauert es von der Aussaat bis zur Erntereife. Das patriotische Radieschen hat damit das Zeug dazu, bereits im April das Gemüsejahr zu eröffnen. Auch wenn es seine rot-weisse Färbung vermuten lässt, bezieht sich der Name nicht auf die Schweiz, denn gezüchtet wurde das Radieschen National in Frankreich, 1904 wurde es zum ersten Mal unter seinem heutigen Namen vermerkt.

Ebenfalls relativ früh auf den Teller kommt die Kohlrabisorte Blaro. Geburtsort dieses tiefvioletten Gemüses ist in Hilterfingen am Thunersee, 1970 kam sie erstmals in den Handel. Blaro war die erste Sorte, welche auch einen kalten Frühling unbeschadet überstehen konnte. Die Kohlrabisorte ist ausserdem eine besondere Zierde im Garten. Die Schale glänzt in sattem Violett, welches sich über die Blattstängel bis zu den feinsten Äderchen im ansonsten grünen Blatt weiterzieht.

Eine wahre Zierde ist auch die Stangenbohne «Blauhilde», welche jedoch erst ab Mai im Freiland kultiviert werden kann. Die Sorte klettert zum einen bis zu vier Meter in die Höhe, zum anderen leuchten ihre Schoten in Blauviolett. Spätestens beim Kochen verfärben sich die Schoten jedoch wieder grün und unterscheiden sich nicht von anderen Bohnensorten. Alle hier genannten Gemüse sind auch für den Anbau auf dem Balkon geeignet. So eignet sich eine Stangenbohne durchaus als origineller Sichtschutz. Die Samen der hier vorgestellten Gemüse sind auch im Handel zu finden.

Geschmacklich hochwertig

Gründe dafür, dass die alten Sorten aus dem Handel verschwunden sind, gebe es viele, sagt Nicole Egloff, Medienverantwortliche von ProSpecieRara und wohnhaft in Nunningen. Sie seien oft nicht so produktiv, würden nicht gleich schnell wachsen und könnten nicht so lange gelagert werden. Alte Sorten hätten dafür aber andere Vorteile: «Sie schmecken oft viel intensiver und die Vielfalt an Farben, Formen und Aromen ist enorm», erklärt Egloff. Auch seien die alten Sorten bezüglich Robustheit gegen Krankheiten nicht unbedingt anfälliger als die neuen Sorten. «Für den Hausgarten eignen sie sich immer noch hervorragend.»

Wer sich das Ansäen sparen möchte, hat am ProSpecieRara Setzlingsmarkt beim Schloss Wildegg in Möriken-Wildegg am ersten Maiwochenende die Möglichkeit, Setzlinge unzähliger Raritäten zu beziehen. Informationen über dessen Durchführung und Schutzkonzept sowie weiteres Wissenswertes sind unter www.prospecierara.ch zu finden.

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