«Es braucht ein Umdenken»

Die Trockenperioden und die Schäden durch Borkenkäfer bereiten der Holzbranche grosse Sorgen. Es brauche ein Umdenken bei den Konsumenten und eine Stärkung der lokalen Wertschöpfungsketten, sagt Christoph Gubler, der Revierförster des Forstbetriebs Schwarzbubenland in Seewen.

<em>Vorbildlich: </em>Der Werkhof des Kreisbauamts III des Kantons Solothurn in Seewen ist ein Vorzeigebau in Bezug auf Schweizer Holz.<em>Foto: ZVG</em>
<em>Vorbildlich: </em>Der Werkhof des Kreisbauamts III des Kantons Solothurn in Seewen ist ein Vorzeigebau in Bezug auf Schweizer Holz.<em>Foto: ZVG</em>

Christoph Gubler spricht in diesem Zusammenhang Klartext: «Wir müssen Emotionen wecken bei den Konsumentinnen und Konsumenten. Holz hätten wir hier genug, auch in unserem Einzugsgebiet». Gubler sieht täglich, wie die Sturmereignisse und die Sommertrockenheit der vergangenen Jahre dem Wald zugesetzt haben. Buchen seien geschwächt, und Fichten sowie Tannen würden ebenfalls leiden. Zudem habe die Trockenperiode im März und April dieses Jahres die Entwicklung des Borkenkäfers weiter begünstigt. Pro Holz Solothurn sagt zudem, dass eine Eindämmung der Situation nur mit konsequentem Handeln möglich sei. Befallene Bäume müssen auch zur Sicherheit der Waldbesucher rasch geschlagen und aus dem Wald abgeführt werden.

Allerdings: Die aktuelle Lage macht es für den Holzmarkt nicht einfach. Die Restriktionen aufgrund der Corona-Krise haben die Situation zusätzlich verschärft: Grosse Sägereien mussten ihre Produktion stark drosseln, und der Export von Holz und Holzprodukten ist praktisch zum Erliegen gekommen. Gerade deshalb sei rasches Handeln notwendig. Die konsequente Nutzung des vor unserer Tür nachwachsenden Rohstoffs Holz unterstütze die nachhaltige Pflege des Waldes, und sie ersetze weniger ökologische Baustoffe oder fossile Brennstoffe, schreibt Pro Holz Solothurn in einer Medienmitteilung.

«Für gut 95 Prozent von Bauherrschaften ist die Frage zur Herkunft des Holzes, beispielsweise bei der Erstellung eines Einfamilienhauses, kein Thema», bedauert Gubler die Situation, wie sie sich darstellt. «Dabei haben wir hier genügend Holz.» Es sei der Bevölkerung grundsätzlich nicht bewusst respektive bekannt, dass der grösste Teil des «hiesigen» Holzes aus dem Ausland stamme. Das meiste werde aus den Nachbarländern Deutschland, Österreich oder Tschechien beziehungsweise Osteuropa importiert. Dass auf der anderen Seite riesige Holzmengen nach Südostasien exportiert werden, erwähnt Gubler ebenfalls.

Bauherren in der Pflicht

Private und öffentliche Bauherrschaften werden durch Pro Holz Solothurn darum aufgerufen, Bauprojekte anzuschieben, die mit Schweizer Holz realisiert werden. Dass dies gelebt werden kann, dokumentierte der Kanton Solothurn, als er den Stützpunkt für den Strassenunterhalt in Seewen vor drei Jahren baute. Für die Bauherrin, das kantonale Hochbauamt, stand ausser Frage, einheimisches Holz für diesen Vorzeigebau zu verwenden. So ist für die Aussenhaut eine vertikale, offene Stülpschalung aus Schweizer Lärchenholz gewählt worden. Mit dieser Holzschalung sind sowohl die 7,5 Meter hohe Halle wie auch das zwölf Meter hohe Salzsilo verkleidet. Und: Das beim Hallenbau verwendete Konstruktionsholz stammt ebenfalls aus der Schweiz.

Revierförster Christoph Gubler gibt seiner Hoffnung Ausdruck, dass dieses Beispiel in Seewen Schule machen wird. Die Nutzung von Schweizer Holz sei gelebter Umweltschutz. Dies müsse verstärkt wahrgenommen werden. Nur so könne dem Rohstoff Holz, der vor der eigenen Haustüre wachse, zum eigentlichen Höhenflug verholfen werden. Gubler weist schliesslich darauf hin, dass der Mehrpreis für Schweizer Holz bei einem Einfamilienhaus zwischen 3000 und 5000 Franken liege. «Je nach Holzanteil, der verbaut wird.»