«Notfäll und Wächseljoor»

Vorfasnacht-Veranstaltungen sind dazu da, die Geschehnisse des vergangenen Jahres mit kritischem Blick, aber humorvoll auf die Schippe zu nehmen. Dies gelang Rainer Meyer mit seinem «Steimeyers Fasnachts- Chiechli» gut, es schwangen aber auch äusserst politische Untertöne mit.

<em>Jubilare: </em>Die Pfluderi-Fäger-Clique feiert dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen und liess letztes Wochenende beim Publikum fasnächtliche Stimmung aufkommen.<em> FotoS: Melanie Brêchet</em>

<em>Jubilare: </em>Die Pfluderi-Fäger-Clique feiert dieses Jahr ihr 60-jähriges Bestehen und liess letztes Wochenende beim Publikum fasnächtliche Stimmung aufkommen.<em> FotoS: Melanie Brêchet</em>

<em>Scharfzüngig: </em>der Gastgeber Rainer Meyer alias «Steimeyer». <em/>

<em>Scharfzüngig: </em>der Gastgeber Rainer Meyer alias «Steimeyer». <em/>

Im Jahr 2013 ging in Laufen das letzte Mal die Laufner Vorfasnacht-Veranstaltung «Räbeli» über die Bühne. Sieben Jahre später hat nun das ehemalige Räbeli-Mitglied Rainer Meyer die Laufner Vorfasnacht wieder zum Leben erweckt – und dieses Mal bewusst kleinere Brötchen gebacken. Steckte hinter dem Räbeli noch ein grosses Ensemble, bestritt der Gastgeber des «Steimeyers Fasnachts-Chiechli», Rainer Meyer, den Abend praktisch alleine. Ein einfaches Podest und ein fasnächtlich geschmückter Saal im Restaurant Central mussten an den beiden Vorstellungsabenden als Bühne und Kulisse reichen. Insofern hielt der Titel, was er versprochen hatte: Rainer Meyer bot eine One-Man-Show, in gewohnter Stand-up-Comedy-Manier. Wer «Rahmestückli» im klassischen Sinn erwartete, wurde somit enttäuscht.

Rainer Meyer kommentierte munter Themen, die Laufen in den letzten Monaten, aber auch schon über längere Zeit beschäftigten, oder vermischte alte mit neuen Themen gekonnt. So monierte er, dass in Laufen wohl nicht das gewöhnliche, sondern das nachtaktive Corona-Virus umgehen würde, da das Stedtli abends wie leergefegt sei; um gleich darauf anzuhängen, dass jeder und jede im Publikum umgehend durch die Security aus dem Saal geschmissen würde, falls sie oder er es wagen würde, zu niesen oder zu husten. Ansonsten wurden die üblichen Verdächtigen durch den Kakao gezogen, so etwa die stadtbekannten Annelise Kern, die neuerdings Schicht arbeite, Stadtpolizist Max Wey oder diverse Stadtpolitiker.

Auch die Fasnacht kritisierte Rainer Meyer erstaunlich scharf, sei diese heute doch – nicht zuletzt bei den Cliquen selbst – geprägt von Smartphones und Publikum, das nur noch seine Taschen aufhalte, um mit möglichst grosser Ausbeute nach Hause zu gehen. Dass es durchaus noch Fasnächtlerinnen und Fasnächtler gibt, die ihr Hobby mit viel Herzblut und Einsatz ausüben, bewiesen zwischendurch die Pfluderi-Fäger-Clique, die heuer ihr 60-jähriges Bestehen feiert, die Guggenmusik Schwitzchäschte und der Schnitzelbank Lumpesammler aus Zwingen, der auch dieses Jahr beim Publikum mit frechen Versen punktet.

Omnipräsentes Thema an diesem Abend war jedoch das Spital Laufen, beziehungsweise die Alternative dazu, das geplante Gesundheitszentrum. Das Thema bewegt derzeit die ganze Region und sorgt für hitzige Diskussionen. Auch Rainer Meyer bezog zur Spitalfrage klar Stellung, sodass man sich für einen kurzen Moment nicht an einer Vorfasnacht-Veranstaltung, sondern an einer Gemeindeversammlung wähnte.

Die Themenwahl war an diesen beiden Abenden nicht überraschend, aber sie traf beim Publikum offensichtlich einen Nerv. Jedenfalls schenkte es dem Protagonisten zum Schluss frenetischen Applaus und sogar Standing Ovations. Rainer Meyer bedankte sich beim Publikum gerührt und zeigte sich zuversichtlich, dass er auch im nächsten Jahr zur gleichen Zeit wieder auf der Bühne stehen werde.

Dann erneut mit viel Biss, aber hoffentlich insgesamt etwas versöhnlicheren Tönen.