Testplanung – und was nun?

Mit der Umnutzung des Ziegler-Areals und angrenzender Parzellen von Industriezone in Wohn- und Gewerbezone könnte die Gemeinde Grellingen ihre Einwohnerzahl bis 2035 verdoppeln. Dies ergab eine Testplanung, die der Bevölkerung vor einer Woche präsentiert wurde.

<em>Ziegler-Areal im Jahr 2035: </em>Das Siegerprojekt «Salathé Architekten Basel AG» über das Ziegler-Areal und zwei angrenzende Parzellen im Ostteil. Dreiteilung im Westen Wohnen am Bahnhof, Wohnen im Park und Wohnen an der Birs. Teile der Werk
<em>Ziegler-Areal im Jahr 2035: </em>Das Siegerprojekt «Salathé Architekten Basel AG» über das Ziegler-Areal und zwei angrenzende Parzellen im Ostteil. Dreiteilung im Westen Wohnen am Bahnhof, Wohnen im Park und Wohnen an der Birs. Teile der Werkhallen im Osten bleiben als Wohnbauten erhalten. Bild: ZVG

Die Wasserkraft der Birs, die 1875 in Betrieb genommene Bahnlinie Basel-Delsberg und das grosse regionale Angebot an Papierholz begünstigten in hohem Masse den Betrieb von gleich drei Laufentaler Papierfabriken in Grellingen (ab 1861), Zwingen (1918) und Laufen (1928). Seit der Gründung der EFTA im Jahr 1960 verstärkte sich der Preisdruck der günstigeren ausländischen Konkurrenz zunehmend auch aus anderen Gründen, welchem 1972 als erste die Fabrik in Laufen, dann 2004 diejenige in Zwingen und schliesslich vor drei Jahren auch die Ziegler Papier AG in Grellingen weichen musste.

«2016 gelangte die Grundeigentümerin des Ziegler-Areals mit der Absicht an den Gemeinderat, einen Teil ihres Industrieareals im Umfang von drei Parzellen zu überbauen», erklärte vor einer Woche Gemeinderat Stephan Pabst, zuständig für Hoch- und Tiefbau, anlässlich einer Informationsveranstaltung einem überraschend grossen Publikum. Im Sinne einer auf die Arealgrösse angepassten Umnutzung hätten sich die Ziegler Papier AG und die Einwohnergemeinde Grellingen entschlossen, vorerst eine Testplanung durch vier Planerteams erstellen zu lassen, so Pabst. «Auf der Basis eines solchen städtebaulichen Gestaltungskonzepts können dann die Umnutzung definiert und ein Quartierplan erstellt werden», blickte er auf das weitere Vorgehen.

Architekt Bjarki Zophoniasson, Mitglied der achtköpfigen Beurteilungskommission, äusserte sich vorerst zu den grossen Anforderungen, welche das gesamte, flache Planungsareal inklusive Ostteil an die Planer stelle. So, weil eine markante Birs das Areal auf der einen Seite umschliesse, die Erschliessung also nur via Kantonsstrasse möglich sei und die Villa samt Garten als wichtiges Identifikationselement erhalten bleiben sollte.

In Zophoniassons Kommentar zu den vier Testplanungen hörte sich das Publikum Gründe und Kriterien an, die letztlich zum Siegerprojekt von Salathé Architekten Basel AG führten.

Applaus für das Siegerprojekt

Dominique Salathé bereitete es sichtlich Freude, die Studie seiner Firma über eine Arealentwicklung auf 33000 Quadratmetern zu kommentieren. Aus dem Konzept «Vernetzen und Verbinden, Differenzieren und Klären, sowie Erhalten und Erfinden» habe sich aus Kleinteilen ein Ganzes entwickelt: Ein von Westen nach Osten ansteigendes Gebäudevolumen mit der ehemaligen Fabrikantenvilla als Herz des neuen Quartiers. «In einem ersten Schritt sollen in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof 150 Wohnungen realisiert werden, anschliessend ist geplant, das bestehende Industrieareal als Gewerbe- und Wohnquartier umzugestalten», so Salathé.

Testplanung zeigt Möglichkeiten

In der nachfolgenden, immer besser in Fluss kommenden Diskussion drehte es sich vor allem um die Frage: «Was kommt da mit einem Zuzug von bis zu 1400 Einwohnern in Sachen Infrastruktur und Sozialfälle auf die Gemeinde zu?» Zudem seien bekanntlich ähnliche Überbauungen schon in Dornach Metallwerke oder in Zwingen auf dem Areal der «Papiri» im Entstehen.

«Der Zuzug kommt nicht auf einen Schlag», blickte Gemeinderat Pabst voraus auf einen Zeitraum von 20-30 Jahren, in welchem auch die Infrastruktur laufend aktualisiert werde.

«Mit dieser Testplanung wollten wir erst einmal wissen, was mit einer Umnutzung auf unserem Fabrikareal an Visionen und Möglichkeiten eigentlich entstehen könnte», relativierte Isabel Frey Kuttler von der Besitzerfamilie allzu hohe Gedankenflüge, «wir bauen nicht einfach Wohnungen, sondern müssen das sehr sorgfältig prüfen.»

Der Applaus am Ende galt dem an Informationen und Visionen reichen Abend, der aber am Ende doch keine verbindliche Antwort auf die Frage lieferte: «Testplanung — und was nun?» Reflexion dürfte die naheliegendste Erklärung sein.