Die Faszination der Drehorgel

An der Sonntagsmatinee im Musikautomatenmuseum sorgten die Drehorgelspieler für Frühlingsgefühle. Der Schweizer Drehorgel-Club ist neu Teil der IG Volkskultur und freut sich auf seinen Gastauftritt an der Olma.

<em>Esther Studer und Christian Schumacher beim Synchronspiel: </em>Die Mitglieder des Schweizer Drehorgel-Clubs begeisterten am Sonntag im Musikautomatenmuseum mit einem Frühlingskonzert. Foto: Bea Asper
<em>Esther Studer und Christian Schumacher beim Synchronspiel: </em>Die Mitglieder des Schweizer Drehorgel-Clubs begeisterten am Sonntag im Musikautomatenmuseum mit einem Frühlingskonzert. Foto: Bea Asper

Der Weg in das Musikautomatenmuseum in Seewen führt über ein Notenband – symbolisch ziert die Lochkarte den Eingangsflur. Die jahrhundertealte Erfindung des Notenbandes verlieh der Drehorgel ihre Vielfalt und die bekam man am Sonntag im Museum in den schönsten Tönen zu hören.

Die Sonntagsmatinee war der kleinen Schwester der Orgel gewidmet. Die Mitglieder des Schweizer Drehorgel-Clubs begeisterten mit einem beschwingten Frühlingskonzert, das zugleich einen spannenden Einblick gab in das Innenleben des mechanischen Musikinstrumentes und seiner Geschichte. Im Gehäuse befinden sich das Pfeifenwerk und die Spieleinrichtung, aber auch das Balgwerk und die Windlade mit teilweise ganz vielen Ventilen, die den Pfeifen oder Zungen zugeordnet sind, erklärte Klubpräsident Peter X. Bürgisser. Mit der Kurbel werde ein Schöpfbalg betätigt, der den Wind erzeugt. Die Zahl der Töne variiere von 12 bis 45. Es gebe verschiedene Spieleinrichtungen, eine pneumatische, mechanische oder elektromagnetische. Stolz liessen die Mitglieder ihre mitgebrachten Instrumente einzeln oder im schwierigen Synchronspiel erklingen. Darunter befinden sich wahre Schätze: Unikate und Pionierwerke der ersten Lochkarten. Als das Notenband Anfang des 20. Jahrhunderts die Stiftwalze ersetzte, war dies der Anfang der grenzenlosen Musikvielfalt. Diese findet heute ihre Fortsetzung im Mikrochip.

Von Operetten bis Polka

Dass die Kunst des Drehorgelspiels in der Bauweise liegt, wissen die Mitglieder teilweise aus eigener Erfahrung. So hat man den (weltberühmten) Erbauern nicht nur über die Schulter geschaut, sondern selbst ein Werk vollbracht. «Mit 2500 Stunden Arbeit war es eine Geduldsprobe», meinte Edi Niederberger und drehte munter an seiner Orgel (ein 74 Kilogramm schweres Prachtswerk). Er und seine Kollegen versetzten das zahlreich erschienene Publikum in heitere Stimmung – mit Evergreens («Je ne regrette rien»), mit Operetten oder auch mit der Polka («Die lustigen Brüder»). An dieser Matinee blieb kein Fuss mehr still, die Augen strahlten und die Herzen tanzten.