Der tödliche Furz im Bierzelt

Das musikalisch-feuchtfröhliche Oktoberfest der Brass Band Erschwil wandelte sich nach dem unverhofften Tod des Tubisten Toni Blaser zu einem «Tatort»-Krimi, in welchem sich ein Baulöwe und seine polarisierende Gattin Irina besonders verdächtig machten.

<em>Da war die Welt noch in Ordnung: </em>Der Erschwiler Bürgermeister (Urs Heizmann, l.) und der noch quicklebendige Tubist Toni Blaser (Werner Kamber) beim «Ozapf’n». Foto: Roland Bürki
<em>Da war die Welt noch in Ordnung: </em>Der Erschwiler Bürgermeister (Urs Heizmann, l.) und der noch quicklebendige Tubist Toni Blaser (Werner Kamber) beim «Ozapf’n». Foto: Roland Bürki

Die Brass Band Erschwil ist bekannt für ihre fantasievollen Showkonzerte mit einer Fülle an «funny gags» auf Bühne und Leinwand. Der Auftakt zum Konzert vom vergangenen Freitag gestaltete sich zu Beginn in der zum weiss-blauen Bierzelt umgestalteten Mehrzweckhalle aber echt bodenständig bayrisch. Da grüssten die Flaggen des Freistaates Bayern, Tannengirlanden, ein Maibaum und eine wahre Vielfalt an Dirndln und Lederhosen. Und dem beredten, witzigen bis vorwitzigen Moderator Franz Leitmeier (Andreas Wyss) merkte man an, dass sein Bayrisch dank einem Weissbier-Lehrjahr in München perfekt geworden ist: «No a Mass, biddscheen – hätt Adam scho Bier bsess’n, er hätt den Apfel nia gess’n!» Dazu intonierten im Saal Bläserensembles die «Fuchsgraben-» und die «Kellner-Polka», bevor das Publikum das erste Mal so richtig deftig mitsingen konnte: «Wahnsinn!» Der zackige «Bayrische Avanciermarsch» begleitete die sehnlichst erwarteten Ehrengäste zu ihrem Tisch, wo der Erschwiler Bürgermeister meinte: «Das Oktoberfest in Erschbel ist fast so schön wie das in München.» Ja, schön war sie schon auch, die Ehefrau Irina von Ehrengast und Baulöwe Walter Beller, die erst ein Sitzkissen und dann beim kredenzten Bier ihren «Rothschild» vermisste. Treffend, wie der omnipräsente Dirigent Martin Altenbach dazu den Hit «Mission impossible» anstimmen liess. Die Stimmung im «Bierzelt» stieg mit fröhlicher bayrischer Bierzeltmusik, bis eine atemlos aus dem «Scheisshäusle» stürmende maskuline Helene Fischer das Publikum mit «Atemlos» von den Stühlen riss. Grund genug für Tubist Toni Blaser, im gleichen «Häusle» auf seiner Tuba das geräuschvolle Stück «Kleiner Furz» zu blasen, um dann nach den Worten des Pfarrers völlig unerwartet «ins Gras zu beissen». War das Mord?

Zweimal Himmel, bitte!

Nach dem traurigen Stück «Nearer, my God to thee» auf dem Friedhof konnten zwei Engelchen den weiss gewandeten Tubisten zur Himmelsleiter geleiten. In himmlischen Videosequenzen verfolgte der Saal, wie der arme Toni jetzt als «Blasius» mit einer Harfe, aber ohne Bier und geneckt von einem Holzbläser, von früh bis spät auf seiner Wolke frohlocken musste und dabei immer zorni-ger und letztlich untragbar wurde. Petrus schickte ihn wieder zur Erde zurück unter Androhung von Strafe, nie wieder diese grässliche Bierzeltmusik zu machen.

In ebendiesem Zelt schöpften Publikum und Leitmeier Verdacht, als das Ehepaar Beller Sprengstoff im ominösen Bretter-WC versteckte. Doch die beiden gerufenen «besten Polizisten» aus Laufen wollten davon nichts wissen: «Wir haben anderes zu tun, Sie wissen ja, die vielen Parksünder...!» Und so spielten die Musikanten jetzt den «Cornfield Rock», «Smoke on the Water» und «Highway to Hell», bis der Bürgermeister energisch protestierte: «I mog des net.» Kaum war der deswegen gespielte «Böhmische Traum» verklungen, traf Petrus’ strafender Blitz das mit Sprengstoff gefüllte WC-Häusle und liess den wieder dort sitzenden Toni hochgehen. Hinauf zum Frohlocken. Kein Wunder, war jetzt das Publikum auch aus dem Häuschen und frohlockte ebenso minutenlang: «Halleluja Brass Band!»