Strom oder Strömer? Oder beides?

Die EBL ersetzt das Kraftwerk beim Zwingner Schloss. Dieses kann Grünen Strom produzieren und gefährdet gleichzeitig seltene Fischarten.

<em>Ein ungewohntes Bild:</em> Der Kanal neben der Laufenstrasse in Zwingen ist leer. Foto: Gini Minonzio
<em>Ein ungewohntes Bild:</em> Der Kanal neben der Laufenstrasse in Zwingen ist leer. Foto: Gini Minonzio

Was ist wichtiger: Grüner Strom oder bedrohte Fische? Um die Antwort wurde jahrelang gefeilscht. Die Genossenschaft Elektra Baselland (EBL) will das Kraftwerk Obermatt beim Zwingner Schloss innerhalb eines Jahres neu bauen und vergrössern. Die Fischerei-Pachtvereinigung des Bezirkes Laufen (Fipal) und Naturschutzverbände hingegen wollen die Fische und den Lebensraum des Kanals schützen. Ganze drei Jahre dauerte es, bis sich die Beteiligten auf ein Projekt einigen konnten.

Nun sind die Bauarbeiten gestartet. Die EBL liess einen Damm schütten, damit das untere Viertel des Kanals während der Bauarbeiten trockengelegt werden kann. Danach hat die Fipal mit der Elektromethode abgefischt und die Fische in die Birs umgesiedelt. «Diese Woche wird das alte Kraftwerk abgerissen», erklärt Martin Strohmaier, Projektleiter EBL. Der Neubau wurde wegen des Hochwasserschutzes nötig, denn der Kanton hatte unterhalb des Kraftwerkes die Birssohle abgesenkt. So wurde die Fallhöhe des Wassers grösser. «Die alten Turbinen waren nicht darauf ausgerichtet. Sie sogen zu viel Luft an und produzierten deshalb weniger Strom», erklärt Strohmeier. Das neue Kraftwerk wird eine Leistung von 2,2 GWh haben. Das ist nur 0,2 GWh mehr als das alte. Das hängt mit dem verbesserten Fischpass zusammen, der gesetzlich vorgeschrieben ist. «Von den durchschnittlich 7–8 Kubikmeter Wasser pro Sekunde, die durch den Kanal fliessen, müssen wir neu 2,25 für den Fischpass aufwenden», sagt Strohmeier.

Seltene Strömer verlieren Lebensraum

Urs Campana, Co-Präsident der Fipal, freut sich, dass die EBL gemäss der Sanierungsverfügungen des Regierungsrates einen Fischpass bauen wird. Ob er von den Fischen benutzt werden kann, werde sich weisen. Ein wichtiger Punkt der Verhandlungen war zudem, dass der Zulaufkanal für die Bauarbeiten nicht trockengelegt werde, damit der Lebensraum der Fische nicht gefährdet werde. «Wir haben 15 Sorten Fische im Kanal gefunden, darunter drei Arten, wie Bachneunauge, Strömer und Schneider, die vom Aussterben bedroht sind.» Nun aber habe er erfahren, dass die EBL den ganzen Kanal temporär trockenlegen wolle, um ihn auszubaggern. Damit werden Laichplätze und Lebensräume zerstört. Wenn jedoch ein Kleinwasserkraftwerk an der Birs betrieben wird, muss sichergestellt werden, dass das unter möglichst optimalen Bedingungen geschehen kann. Die Herausforderung wird darin liegen, das Nötige so verträglich wie möglich umzusetzen, so Campana.

Wurde seit jeher ausgebaggert

Strohmeier betont, dass der Kanal alle zehn Jahre ausgebaggert werden müsse, weil die Selbstreinigung zu gering sei. Wegen der tiefen Strömungsgeschwindigkeit bilden sich Sandbänke. Dadurch wird der Querschnitt des Kanals kleiner und es fliesst zu wenig Wasser durch die Turbine. Der Kanal sei ein privates Industriegewässer und das Ausbaggern sei ein normaler und unumgänglicher Unterhalt. Zudem werde der Kanal seit 100 Jahren regelmässig ausgebaggert. Trotz oder vielleicht auch wegen dieser Massnahme haben die Fischpopulationen keinen Schaden davongetragen, so Strohmaier.

Der Kanton kennt die wertvollen Populationen. Immerhin hat Daniel Zopfi, Fachspezialist Jagd und Fischerei Basel-Landschaft, einen kleinen Teil der abgefischten Bachneunaugen und Strömer aus dem Kanal entnommen. Damit werden Populationen in der Ergolz genetisch aufgefrischt. Das «Wochenblatt» fragte Zopfi, wieso die EBL im ganzen Kanal das Wasser ablassen dürfe, um die Sandbänke zu entfernen, obwohl man damit seltene Fischarten gefährde? Die Antwort bleibt vage. Den Sanierungsbedarf des Kanales kenne der Kanton bisher nur in mündlicher Form. «Wir gehen davon aus, dass wir uns nach dem Eingang eines entsprechenden Gesuches bei der zuständigen Fachstelle betreffend Schutz der Gewässerfauna im Rahmen der Kanalsanierung einbringen können», erklärt Zopfi.

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